Leserbrief aus Linz: „Ich war einigermaßen schockiert über die zuletzt erschienenen skeptischen bis ablehnenden Artikel über Windkraft.“

Windräder im Waldgebiet – Beleidigung fürs Auge? Überlebenswichtiger Prozess? Foto: Herbert Starmühler

energie-bau.com-Leser Peter Kass schrieb uns seine Meinung:

„Die Windkraft ist DIE erneuerbare Stromquelle, die uns jetzt schon hervorragend über den Winter bringt. Ohne das Wissen oder zumindest die Hoffnung auf einen – nicht nur kontinuierlichen, sondern auch beschleunigten – Windkraftausbau in Österreich könnte ich meinen Gaskessel nicht mit gutem Gewissen durch eine Wärmepumpe ersetzen.

Auch mein E-Auto lade ich Nachts mit dynamischen Tarifen um weniger als 6 cent und in dem beruhigendem Wissen, dies der Windkraft zu verdanken.

Geschweige denn, dass wir ohne Windkraft auch nur annähernd die Strommengen erzeugen könnten, die die Industrie, allen voran die Schwerindustrie (Voest, Ranshofen, usw.) benötigt, um klimaneutral zu werden.
Glücklicherweise sind schon einige Kommentar-Artikel und Leserbriefe in der Redaktion die die kritischen Argumente widerlegen, eingegangen und wurden freundlicherweise auch veröffentlicht.

Es bleibt eigentlich immer nur ein Argument am Ende über: die „Beleidigung des Auges“. Dazu möchte ich allen Waldviertler Windgegnern nur empfehlen, ein paar hundert Höhenmeter und ein paar km südlicher sich einmal anzusehen, welche Schäden der Klimawandel durch Trockenheit und Sturmereignisse an Wäldern und Ackerflächen angerichtet hat.

Das gleiche blüht in ein paar Jahren auch den Waldviertlern, die jetzt noch vielfach das Gefühl haben, in einer heilen Welt zu leben. In 20 Jahren würden sie sich dann von Herzen die Windräder in ihren halbwegs heilen Wäldern herbeiwünschen, aber da wird es zu spät sein.

Es ist schon verständlich, dass man aus Eigeninteresse den Blick fürs Große und Ganze verliert, aber als renommierte Fachzeitschrift sollte man sich diesem Trend mit Fakten und Argumenten entgegensetzen.

Natürlich sollte es auch ein Umdenken bei den Bürgermeistern geben: es gibt Modelle, bei denen sich Gemeinden an den Windrädern beteiligen können und alle Gemeindebürger davon profitieren. Wenn es plötzlich genügend Kindergartenplätze, Altersbetreuung etc. gibt, weil es sich die Gemeinde durch die Mehreinnahmen leisten kann, dann würde sich die Zahl der Gegner deutlich reduzieren.

Das zeigen schon Erfahrungen aus Norddeutschland, wo die Windräder, die den Bürgern von den großen Energiekonzernen vor die Nase gesetzt wurden, mit großer Gegnerschaft zu kämpfen haben, wogegen Genossenschaftsmodelle mit Bürger- oder Kommunen-Beteiligung bestens akzeptiert werden. 

Ich weiß jetzt nicht, wer die Errichter in dem strittigen Fall sind, aber z.B. mit der WEB oder Simonsfeld stehen für Beteiligungen von Körperschaften oder Personen wohl alle Türen offen. Die Bürgermeister:innen, die Windkraft (und natürlich auch Photovoltaik inklusive Freiflächenanlagen, und auch alle anderen erneuerbaren Energiequellen, und auch Energiespeicherung) in ihrer Gemeinde nicht vorantreiben und nutzen, vergeben die besten Entwicklungschancen für die Zukunft.

Mit freundlichen Grüßen / With best regards
DI Peter Kass, Linz, www.energiewendejetzt.at

Weitere Artikel: 
https://www.energie-bau.at/strom-steuerung/4700-zu-viel-strom-in-niederoesterreich-aus-wind-und-wasserkraft

https://www.energie-bau.at/energie-wirtschaft/4706-wir-brauchen-mehr-windkraft

https://www.energie-bau.at/strom-steuerung/4713-reaktionen-iv-flexible-tarife-fordern-und-foerdern

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