Reaktion auf unseren Bericht: „Zu viel Strom in Niederösterreich aus Wind und Wasserkraft“.

Franz Angerer: „Überkapazitäten Niederösterreichs werden in den Nachbarbundesländern ohne Windkraft gerne abgenommen“. Foto: Österreichische Energieagentur

Auf unseren Beitrag über die hohen Überschüsse der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen in Niederösterreich, die zeitweise zum Stillstand von Windkraftanlagen führen, haben wir mehrere Kommentare bekommen, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Hier ein

Kommentar von Franz Angerer
Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur

„Ich lese immer wieder ihre Zeitung mit Interesse, zu untenstehendem Artikel sehe ich mich leider gezwungen heftig zu widersprechen.

Erneuerbarer Strom ist die Voraussetzung für eine Dekarbonisierung unserer gesamten Energiewirtschaft, wir brauchen grünen Strom für den Verkehr, für die Wirtschaft und Industrie und natürlich für die Raumwärme. Und schlussendlich brauchen wir auch Strom zur Erzeugung von Wasserstoff. Je höher der Anteil an heimischen Strom sein wird je kleiner wird die Abhängigkeit von künftigen Importen sein.

Unser Stromsystem steht derzeit vor einigen großen Herausforderungen, die hohen Stromspitzen durch PV Erzeugung im Sommer, eine Unterdeckung erneuerbarer Stromerzeugung im Winter und fehlende Netzkapazitäten in allen Netzebenen. Sommerspitzen können durch unsere Speicherkraftwerke abgefangen werden, erfordern zusätzliche Netze und auch dezentrale Speicher.

Fehlende Stromerzeugung im Winter kann am einfachsten durch zusätzliche Windkraftwerke gedeckt werden, Windkraftwerke am besten in ganz Österreich verteilt und natürlich auch Windkraft aus der Nord- und Ostsee.

Die letzten Wochen haben bereits gezeigt wie künftig die Stromversorgung in Europa funktionieren kann, die Strompreise waren durch ein solides Angebot an erneuerbarem Strom tief im Keller. Ein möglichst flächendeckender weiterer Windkraftausbau und gute Netze schaffen auch im Winter eine überwiegend erneuerbare Stromversorgung.

Die Graphik die sie zeigen bezieht sich auf Niederösterreich, die Überkapazitäten Niederösterreichs werden in den Nachbarbundesländern ohne Windkraft gerne abgenommen und es werden auch die Speicher im Westen damit gefüllt. Von einer Überkapazität kann folglich nicht gesprochen werden.

Sollten einzelne Anlagen aus Tarifgründen oder technischen Gründen abgestellt sein, darf daraus kein Indiz für eine Überkapazität abgeleitet werden.

Die österreichische Energieagentur hat in vielen Arbeiten bereits die Notwendigkeit des Windkraftausbaus nachgewiesen."(Kommentar von Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur) 

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