Warum stehen eigentlich immer wieder Windräder still, während sich andere beständig drehen? Das fragen sich Beobachter immer wieder und wohl auch immer häufiger. Besonders im österreichischen Wind-Bundesland Nr. 1, Niederösterreich. Bis vor einiger Zeit wiegelte der Stromversorger EVN ab: Stillstand gäbe es nur bei Reparaturen, Wartungsarbeiten oder Windstille.
„Die Netze sind voll“
Das ist nicht mehr aufrecht zu halten, seitdem die Statistik ausweist, dass die Erzeugung durch Erneuerbaren Energien (Wasser, Wind, Sonne und Biomasse) längst dem Bedarf davongeeilt ist. Die Leitungen können dem permanenten Windkraftausbau nicht mehr standhalten: „Die Netze sind voll – leider geht der Netzausbau noch immer zu langsam voran“, schreibt der Betreiber Windkraft Simonsfeld in seiner Hauszeitung windkraft NEWS (Dezember 2023, S.16) auf die Frage, warum sich ein Windrad einmal nicht dreht.
Die Überkapazitäten, die ohnehin im Land nicht verbraucht werden können, werden üblicherweise an der Strombörse verkauft, doch viele MWh bleiben ungenutzt, weil das Stromnetz diese Überkapazitäten nicht aushält.
Beeindruckende Stromproduktion aus Erneuerbaren Energiequellen – am Beispiel des 24.Jänner 2024 sieht man, dass 157 % des Bedarfes produziert worden sind. Die Überproduktion kann teilweise gar nicht mehr ans Netz gehen. Grafik: Stromticker NÖ.
Laut dem Niederösterreichischen Stromticker war der Mittwoch, 24. Jänner 2024, nur einer von vielen mit starker Überproduktion. Der ganze bisherige Jänner 2024 verhielt sich ähnlich:
So sieht es für den gesamten Jänner 2024 aus: 139 % Stromerzeung aus Erneuerbaren zeigte der Stromticker vom 1. bis 24. Jänner auf. Vor allem der Windkraft-Zubau und die bestehende Wasserkraft sind für die Überkapazität verantwortlich.
Um die Zahlen einschätzen zu können ist zu berücksichtigen, dass viele Wärmepumpen und Tausende E-Autos bereits den Strom abnehmen, die zunehmende Elektrifizierung von Wärmeerzeugung und Verkehr ist bereits im Gang.
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Kommentar von Herbert Starmühler (energie-bau.com)
Die Regierung hat in den Planungen und Simulationen offensichtlich unterschätzt, wie viel Reserven in geänderten Verhalten – und vor allem in der Nutzung von Speicheranlagen liegen.
Der weitere, forcierte, Ausbau der Windkraft wird die Situation der Netze verschärfen. Längst bremsen die Netzbetreiber in Stadt und Land beim Anschluss privater PV-Anlagen, weil sie lieber zentrale Windkraftwerke oder große Flächen-Photovoltaik installieren möchten.
Das ist billiger und ertragreicher.
Für die Energiewende wäre der alternative Weg besser: Möglichst viel PV auf Dach und Balkon und möglichst große Speicher in den Kellern. Davon profitieren aber nur die privaten Investoren, also Endverbraucher in Gewerbe und privatem Sektor...