Solarthermie-Special: Immer mehr Hotels entdecken die Kraft der Sonne für ihren Energiebedarf.

Serie: Solarthermie-Special

Eine neue Förderung für solare Großanlagen beflügelt die Solarthermie in Österreich. Lesen Sie dazu Infos über Markt und Umsetzungen.


Das Wellnesszentrum in Mariapfarr ist nur ein Beispiel von vielen in der Hotellerie, die Solarthermie verwendet. Fotoquelle: Austria Solar

Vor allem Wellness-Hotels sind große Energieverbraucher, bei denen die Kosten für Wärmebedarf eine wichtige Rolle spielen. Das Einsparungspotenzial durch Solarwärme ist bei Hotels und Thermen höher als im privaten Wohnbau und bei Siedlungen, da die Solaranlage durch den vergleichsweise hohen Wärmebedarf bis zu 20 Prozent mehr Ertrag pro Jahr bringt. Wieviel im Einzelfall an Öl, Gas oder Strom eingespart wird, hängt vom Verhältnis der verfügbaren Kollektorfläche zum Wärmeverbrauch ab. Als Faustregel gilt, dass mit einem Quadratmeter Kollektorfläche 60 bis 80 Liter Öl oder 60 bis 80 Kubikmeter Erdgas pro Jahr eingespart werden können, die man nicht mehr einkaufen muss, und das über Jahrzehnte. Hat sich die Solaranlage einmal amortisiert, ist sie laut Bundesverband Austria Solar die mit Abstand günstigste Art der Wärmeerzeugung.

Hotels und Thermen ideal für Solarenergie
Hotel- und Thermenbesitzer sollten in jedem Fall darüber nachdenken, ob sich eine Solaranlage für ihren Betrieb lohnt. Sie bieten perfekte Voraussetzungen für Solaranlagen, weil fast ganzjährig eine beständige Wärmeabnahme erfolgt. Warmes Wasser wird fast immer gebraucht – von der Küche und Wäscherei, über die Zimmer bis hin zum Spa-Bereich. In Österreich und im Süden Deutschlands ist ausreichend Sonne vorhanden, die wichtigste Voraussetzung ist genügend Dachfläche mit einer Ausrichtung von Südost bis Südwest, sowie genug Platz im Heizraum für den Speicher. Die Kollektorplatzierung erfolgt meist am Dach, wobei alle südlichen Flächen zwischen West und Ost dafür genutzt werden können. Beim Einkauf empfiehlt sich auf heimische Produkte zu achten, da wir in Österreich traditionell eine lange Erfahrung mit Solartechnik haben, die in alle Welt exportiert wird. Mit dem Austria Solar Gütesiegel hat man zusätzlich den Vorteil längerer Garantiezeiten und geringere Energieverluste durch hocheffiziente Speicher und Pumpen.

Stadthotel Wilhelmshof in Wien: Sonne in jeder fünften Herberge

Hotel Wilhelmshof Wien
Stadthotel Wilhelmshof in Wien: Das Hotel spart durch Solarthermie rund 4.000 Euro Gaskosten im Jahr. Foto: Hotel Wilhelmshof

Mittlerweile ist in jedem fünften Beherbergungsbetrieb in Österreich eine Solarwärmeanlage installiert, wie die Statistik zeigt. Ein Beispiel ist das Stadthotel Wilhelmshof in Wien mit 200 Gästebetten, welches im Zuge einer Erweiterung im Jahr 2008 eine Solaranlage erhielt. Die Anlage liefert mit 156 m² Kollektorfläche rund 110 kW Wärmeleistung und ist die zweitgrößte Hotel-Solaranlage in Wien. Für Gäste, Küche und die hauseigene Wäscherei fallen große Mengen an Warmwasser an, die fast zur Hälfte mit der Sonne gedeckt werden. Die Solarwärme wird in drei Speichern mit je 2.000 Liter gespeichert. Die Nachheizung übernimmt ein Gas-Brennwertkessel. Das Hotel spart sich dadurch rund 4.000 Euro Gaskosten im Jahr, wie der Eigentümer Christian Mayrhofer betont.

Wellnesszentrum Samsunn in Mariapfarr: Entspannen mit Solarenergie

Hotels mit Wellnessbereich, Sauna, Dampfbad und Freibad, wie das Kur-, Vital- und Wellnesszentrum Samsunn in Mariapfarr, haben einen enormen Energiebedarf. Um die Energiekosten zu senken wurde im Winter 2004 eine Solaranlage installiert. Die Anlage mit 78 kW Wärmeleistung (112 m²) wurde in der Fassade integriert, um durch die senkrechte Montage im Winter einen besonders hohen Beitrag zu erzielen. Ein 6.000 Liter Speichertank im Heizungskeller hilft, die Energie der Solaranlage länger verfügbar zu machen. Als Zusatzheizung dienen Fernwärme und eine Wärmepumpe, die von der Gemeindequelle gespeist wird. Mit der Solaranlage spart sich das Hotel jährlich 1.500 Euro an Energiekosten, berichtet der Bademeister Christian Moser.
Hersteller der Solaranlage: DOMA Solartechnik GmbH

Sandwirth in Klagenfurt: Sonne in Luxushotel

Hotel Sandwirth Dach 3 Quelle mySolar
Erweiterung des Traditionshotels Sandwirth in Klagenfurt 2019: Solaranlage mit 70 kW Wärmeleistung (111 m²). Quelle: mySolar GmbH

Auch die Luxusklasse bei den Hotels nutzt bereits die Sonne. Im Zuge der Erweiterung des Traditionshotels Sandwirth in Klagenfurt wurde 2019 eine Solaranlage mit 70 kW Wärmeleistung (111 m²) errichtet. Der Hotelchefin des 4-Sterne Hotels war wichtig, ein Zeichen der Nachhaltigkeit zu setzen und gleichzeitig Geld zu sparen. Im Sommer wird das gesamte für Hotel und Gastronomie benötigte Warmwasser von der Sonne produziert, dadurch spart die Anlage jährlich etwa 15 Prozent der Wärmebetriebskosten. Die Solaranlage erzeugt Warmwasser für die Gästezimmer, Küche und den Wellnessbereich. Mit über 100 Zimmern, einem Restaurant, einer ausgedehnten Relax Zone und Seminarräumen ist der Energiebedarf ganzjährig hoch, was eine gleichmäßige Auslastung der Solaranlage sichert. Die Simulation ergab eine prognostizierte Energieeinsparung von 65.000 Kilowattstunden pro Jahr, womit die Anlage einer der effizientesten im ganzen Hotelgewerbe ist. Als Wärmepuffer dient ein 4.000 Liter großer Speicher, um Spitzenlasten abzufedern.

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Förderprogramm Solare Großanlagen in Österreich
Solarthermische Großanlagen ab 100 m² werden vom Klima- und Energiefonds mit bis zu 50 % gefördert, innovative Projekte werden für eine Begleitforschung ausgewählt. Die Förderung wird für folgende Anwendungen gewährt:
- Solare Prozesswärme
- Solare Einspeisung in Wärmenetze
- Gebäude und Betriebe mit über 20 % solarem Deckungsgrad
- Solarthermie in Kombination mit Wärmepumpen
- Neue Technologien und Innovationen
Zusätzlich werden heuer erstmals Machbarkeitsstudien für Großprojekte mit mehr als 5.000 m² Kollektorfläche mit bis zu 100 % gefördert!
Der Einreichschluss ist 26. Februar 2021, Infos unter www.klimafonds.gv.at
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