Leserbrief von Energiepionier (und energie-bau-Gastkommentator) Peter Ott zum Artikel über Überschüsse an Erneuerbarer Energie.

Groß-Wasserspeicher wie hier in Dänemark sollten – wie viele andere Punkte – eher in Angriff genommen werden, als Windräder abzuschalten, fordert Leserbriefschreiber Peter Ott. Foto: stateofgreen

Zu unserem Artikel „Zu viel Strom in Niederösterreich aus Wind und Wasserkraft“ schreibt Peter Ott:

Geschätzte Redaktion!

Die Aussage "Das Netz hält die Leistungen nicht mehr aus" ist schlichtweg falsch und für die Bevölkerung irreführend!

Vielmehr muß der Begriff "Netz" im Sinn der der Sektorkopplung ganz einfach nur übergreifend gedacht werden.
Es kann nämlich nicht sein, dass vom selben Netzbetreiber, der die Abschaltung der Windräder verlangt, womöglich in unmittelbarer Nachbarschaft Wärme durch Verbrennung von fossilen Energieträgern
bereitgestellt wird.

Oder, dass verschwiegen wird, dass durch die Unterstützung regionaler Energiegemeinschaften hier rasch und umfassend Abhilfe geschaffen werden könnte.

Oder, dass durch Bewerbung von Stromspeichern in jedem Haushalt beträchtliche Energiemengen regional untergebracht werden könnten und die Netze sogar entlastet würden.

Oder, dass überall dort, wo im Sommer (vom selben Energieanbieter!) Heizkessel durch Verbrennung von Energieträgern betrieben werden, nur preiswerte elektrische Heizstäbe nachgerüstet werden bräuchten. Damit könnte ein Überschuss an regional verfügbarer elektrischer Energie ebenfalls so genützt werden, dass sogar innerhalb des Wirkungsbereichs des Netzbetreibers selbst eine ENT-Lastung seiner Netze entsteht!

Ein weiterer, völlig unterschätzter Aspekt der Energiewende ist die saisonale Speicherung des sommerlichen Überschusses an Erneuerbarer Energie, um sie in den ertragsschwachen Monaten (oder auch nur Stunden und Tagen) zu nützen.

Dies kann auf mannigfaltige Art und Weise realisiert werden:

-- Saisonale Wärmespeicherung mittels kommunaler Erdbeckenspeicher (Energieträger ist Wasser, Vorreiter dieser Technologie ist Dänemark).

-- Saisonale (und auch Tages- und Wochen-) Speicherung von Biomethan, anstatt es völlig unter seinem Wert zur Bandlast-Verstromung (noch dazu ohne gleichzeitiger Wärmenutzung) zu vergeuden.

-- Elektrolyse zur Bereitstellung von Wasserstoff mit nachfolgender
Methanisierung in Kombination mit dem beim Biogas-Prozess anfallenden CO2, sowie Verspeicherung in kommunalen Kryotanks (siehe LNG-Tanker).

-- Errichtung von Tages- bzw. Wochenspeichern auf Basis von regionalen Pumpspeicher-Kraftwerken, um regionale Lastgänge im Stromnetz ausgleichen zu können (solche Projekte liegen seit Jahrzehnten in den
Laden der Energiekonzerne!).

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Gemein ist allen bekannten, aber verschwiegenen Lösungsansätzen, dass sie Macht, Einfluss und Geschäftsmodelle der etablierten zentralistischen Konzerne konterkarieren und deswegen bewusst in der Schublade bleiben!

Leider sprengt die sinnvolle Länge dieses Leserbriefs das Eingehen auf
die vielen weiteren Aspekte und Möglichkeiten der Energiewende.

Einmal mehr gewinnen daher in unserer derzeitigen Gesellschaft die vermeintlich einfachen Lösungen wie das willkürliche Abschalten der Windräder, anstatt das Richtige zu tun!

Wie lange wird es wohl dauern, bis die ersten fossilen Betonköpfe sogar den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energie stoppen werden, weil ja "eh schon zuviel davon da ist"?
Welch verkehrte Welt, in der wir leben...

Ich kann nur dazu einladen, gelegentlich die von mir immer wieder angebotenen Vorträge zur Energiewende zu besuchen oder mein öffentlich verfügbares Vortragsmaterial zu sichten!
Siehe http://www.pott.at/presse

Hochachtungsvoll
Ing. Peter Ott
Langenzersdorfer Energiepionier

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