Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin

KOMMENTAR – Warum Windräder in Waldgebieten errichten? Längst gibt es modernere Methoden zur Erreichung der Klimaziele. 

Über geplante Windräder im Wald wird heftig debattiert – und am 10. März abgestimmt. Foto: Starmühler

Was kommt NACH dem Ausbau der Windkraft? NOCH MEHR Ausbau! Klar – denn es ist nie genug. Seit zehn Jahren wird nicht genügend Windkraft ausgebaut. So sagen es viele Umweltschützer, Klimawandel-Bekämpfer, die Windkraft-Industrie. Genauso wird es wohl weitergehen. Immer ist zu wenig ...

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Es wird nie genug sein: Der Verband der Windkraft-Industrie träumt von 5.350 Windkraftanlagen in Österreich. Grafik: IG Windkraft

WANN wäre es denn genug? WIE VIELE Windräder braucht das Land? So sicher wie das Nichterreichen der derzeitigen Ausbauziele ist die Forderung, gerade diese Ziele zu erhöhen. Das gehört zum guten, wenn auch schon etwas langweiligen, Ton des Windkraftverbands, der von 5.350 Windkraftanlagen in Österreich träumt.

Siehe diese Aufstellung der IG-Windkraft:

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Derzeit gibt es knapp 1.400 Windräder in Österreich, bis 2030 sollen es 1.700 werden. Aber da geht doch noch mehr: schon bei nur 2 % der Landesfläche könnte man 5.350 Anlagen anpeilen. Dafür wäre eine Windparkfläche von
1.678 km2 nötig. Quelle: IG Windkraft.

Nun könnten Wohlmeinende einwenden, dass dies ja nur eine kleine, theoretische, Denksportaufgabe des Windkraftverbandes sei. Doch der Theorie soll auch die Praxis folgen.

„Mit einem Ausbau der Windkraft auf lediglich 2 Prozent der Landesfläche kann 80 Mrd. kWh Windstrom erzeugt werden. Das ist mehr Strom, als Österreich derzeit verbraucht. Damit dies auch möglich wird, müssen vor allem die Bundesländer jetzt aktiv werden und die Rahmenbedingungen ändern, neue Flächen für den Windkraftausbau ausweisen und sich offensiv für die Windkraft einsetzen.“

Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, am 15.3.2022 in einer Aussendung.

Genug ist nicht genug. Immer höher, immer mehr – und immer mehr „Beleidigung für das Auge“, abgesehen von allen weiteren Nachteilen der Windkraft.

Es gibt Besseres als dieses IMMER MEHR

So modern die Windkraft wirkt, so altbacken und stehengeblieben ist sie eigentlich: Riesige Spieße in der Landschaft mit nicht ungenialer Technik, die die Ungetüme zu einer sehr, sehr leistungsfähigen Anlage machen.

Aber sie verändern auch die Landschaft auf Dauer. Genial wären Fortschritte in der Kleinwindkraft – aber da tut sich wenig. Ein ätzender Kommentator könnte sagen: Einfach die Windräder noch riesiger in den Himmel zu bauen ist, gestatten, mit der vollen Hose stinken. Lediglich die Materialwissenschaften tragen zum immer Größer bei. 

Doch gelobt sei: Es gibt schon Besseres auf dem Markt. Die Klimaziele sind auch leicht einem sehr moderaten Ausbau der Windkraft und vor allem mit dem Repowering alter Anlagen möglich – auch wenn ich den donnernden Aufschrei vieler von mir geschätzten Klimaschützer und Umweltschützerinnen bereits höre.

Die Technik hat sich weiterentwickelt, die Technologien wurden marktreif, die Messen und die Foren sind voll davon – und sie werden landauf, landab verkauft:

Sie können unter dem Titel Smart Climate Change zusammengafft werden:

    • KI-unterstütze Energiemanagementsysteme
    • Heimspeicher mit Smart-Home-Komponenten
    • Photovoltaik mit intelligenter Nutzungssteuerung
    • Großspeicher für Gewerbe, Industrie und Stromnetz-Knoten
    • Elektrische Heizungen mit wetterabhängigen Steuerungen
    • Bi-direktionale E-Auto-Ladung (Vehicle to Grid/to home/-to Vehicle)
    • KI-gesteuerte Heizungsregelung für Holzheizungen 

Das alles gibt es schon, es wird verwendet und es macht vieles an Ausbauten der „alten“ Windkraftanlagen überflüssig. Wenn es denn auch in größerem Umfang Einzug in Heim und Betrieb und Büro und Garage gehalten haben wird.

Einzug in die Köpfe von uns allen wäre davor aber auch wichtig. Nur Mut, es geht!

Mit den neuen Instrumenten kann ein MEHR an Mobilität, MEHR an Komfort und auch ein MEHR an Verbrauch von Energie bewältigt werden – ohne die Wiesen, Wälder oder Bergshilouetten unnötig stark zu beeinträchtigen.

Natürlich können wir stattdessen weiter die Landschaft mit Windradkolossen beglücken, wenn uns das lieber ist. 

Hier passt dazu, was die renommierte Forscherin und Autorin Helga Kromp-Kolb am 29.2.2029 in Korneuburg gesagt hat:

„Schlussendlich geht es nicht nur darum, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, sondern auch darum, den „Handabdruck“ zu erhöhen. Vertrauen, dass jede/r Einzelne im unmittelbaren Lebensumfeld einen Klima-schützenden Beitrag leistet, wird zur starken Basis für einen guten Umgang mit unserer Umwelt und zum Schutz vor der Klimakatastrophe.

Denn es gilt für jede/n Einzelne:n, sich klar darüber zu werden: Was ist wirklich wichtig für mein Leben? Was kann ich loslassen? Was ist mein TATSÄCHLICH MÖGLICHER Beitrag gegen die Klimakatastrophe und für das gute Leben in Zukunft? Welche Rechte hat die Natur? - Der Mensch ist Teil der Natur, und sein Wohlergehen hängt in erster Linie von ihr ab.“

Helga Kromp-Kolb

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Nachsatz/Disclaimer: Der Autor dieses Artikels ist Aktionär eines österreichischen Windkraftbetreibers.

Noch ein Nachsatz: energie-bau.at wird sich in den kommenden Monaten verstärkte den oben angeführten Elementen des Smart Climate Change widmen. Die Technik wird ja schon umgesetzt, holen wir sie vor den Vorhang!

Gerne veröffentlichen wir auch weitere Kommentare unserer Leser*innen in unserer Reihe REAKTIONEN.

H.S.

 

Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.