Haus-Batterien sind offenbar die Gamechanger der Klimapolitik: die Akkus für Eigenheim und Gewerbe laden auch im Winter laufend nach.

Veränderung des Netzstrombezugs bei Installation von Photovoltaikanlage und Stromspeicher. Grafik: wegatech.de

In Mitteleuropa fällt der Winter zunehmend aus. Es ist nicht mehr so kalt wie früher, eine geschlossene  Schneedecke gibt es fast gar nicht mehr, die Sonne scheint an so manchen Tagen.

Und vor allem: Die Photovoltaikanlage arbeitet an fast allen Wintertagen (außer an den ganz wenigen Tagen nach starkem Schneefall). Deren Besitzer:innen machen daher die Erfahrung: Selbst an diesigen, grauen Zeiten kommt Strom vom Dach. Manchmal sind es nur Zehntel oder Fünftel des Ertrages eines August-Tages, oft aber ist es genauso viel wie im Sommer.

Und wer dazu einen elektrischen Heimspeicher sein oder ihr eigen nennt, staunte nicht schlecht: Das permanente Nachladen tagsüber bringt wesentlich mehr als gedacht. 

Ein Beispiel:

Installiert man eine Photovoltaikanlage auf einem Einfamilienhaus, kann man etwa 30 % des erzeugten Solarstroms selbst nutzen. Die restlichen 70 % werden ins Netz eingespeist.

Mit einem Stromspeicher erhöht sich der Eigenverbrauch auf 50 % – 80 %. So werden die Nutzer:innen unabhängiger von Energieversorgern, können Kapazitäten besser nutzen und sparen gleichzeitig Stromkosten.

Bei der Integration einer Wärmepumpe und eines intelligenten Energiemanagementsystems, das Speicherung und Verbrauch gezielt optimiert, kann die Eigenverbrauchsquote sogar bis zu 90% erreichen. (Textauszug: wegatech.de).

Strombezug verringert sich

Die Stromwelt verändert sich vor allem wegen der gesunkenen Anschaffungspreise. 

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Kostenentwicklung Photovoltaik mit Stromspeicher: Die Preise sind derartig gefallen, dass jede Kilowattstunde Strom mit der Heimanlage günstiger erzeugbar ist, als für den Netzbezug bezahlt werden müsste. Grafik: wegatech.de

Das hat enorme Auswirkungen auf Stromverbrauch, Energie-Autarkie und Strompreise. Und auf die Belastung der Stromnetze.

Die Entwicklung der Stromspeicher wurde deutlich unterschätzt: Heimlich, still und leise aber sehr effektiv arbeiten mittlerweile in Europa Hunderttausende von Akkus in Kellern und Nebenräumen, in Technikräumen oder Abstellkammern vor sich hin. Der Trend steigt steil nach oben, bald sind es viele Millionen Akkus. In Einfamilienhäusern, Wohnblöcken, Bäckereien, Bürobauten und Bauernhöfen.

Damit ändert sich der Bedarf: Windkraft, Wasser und Flächen-PV müssen vielleicht nicht mehr in dem Ausmaß ausgebaut werden wie zuvor berechnet. Oder zumindest anders. Aber das ist eine andere Geschichte. 

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Kommentar von Herbert Starmühler (energie-bau.com)

Wir müssen dringend dazulernen

Im Handbuch und im Hinterkopf der Klimaschützer:innen und Umweltpolitiker:innen ist eingebrannt: Gut sind Photovoltaik-Module und gut sind Windräder. Und natürlich – in geringeren Mengen ausbaubar – die Wasserkraft.

Schlecht sind Atomstrom und natürlich Öl, Erdgas und Kohle.

Wer also etwas GEGEN den großformatigen Ausbau der Winkraft sagt oder GEGEN riesige Flächen-PV auf Wiesen, sei automatisch FÜR Atomstrom, so lautet die vielfach verwendete, sehr vereinfachende Formel. Um die Windkraft toben nicht nur im niederösterreichischen Waldviertel arge Kämpfe. Es geht um viel Geld – und nicht immer nur um den Umweltschatz.

Da könnten wir dazulernen. Nicht die exzessive Produktion, sondern die exzessive Speicherung des Stroms ist angesagt. Die Mär, dass die elektrischen Heim- und Gewerbespeicher uns „nicht durch den Winter bringen“ ist eben eine Mär. 

In der Realität lädt das Ding praktisch täglich auf und gibt täglich ab. Entscheidend ist dann nur noch die richtige Dimensionierung von PV und Speicher, abhängig von der individuellen Nutzung.

 

 

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