ANALYSE – Energie-Einsparung ist kein Beitrag gegen die Klimakrise, sondern reines Gewinnstreben. Oder Überlebenstraining.

Was grün ist, außer in der Pflanzenwelt, wird immer mehr Gegenstand von Diskussionen. Foto: Pexels

In jüngster Zeit überbieten sich Unternehmen, Institutionen und Behörden mit Meldungen, wonach sie „grün“ geworden seien. Gegen den Klimawandel kämpfen würden. Doch bei näherem Hinschauen entpuppen sich viele dieser Meldungen als blanke Schönfärberei, als Greenwashing. So hat der Modehändler Zalando gerade den Greenwashing-Award in Norwegen bekommen (weil er bloss seine Auswahlkriterien verändert hat). Denn nur die Perspektive, zu einer CO2-freien Verwaltung, Mobilität oder Industrieproduktion zu gelangen, kann der Erhitzung der Erdoberfläche helfen. Einen Erdgaskessel auf einen effizienteren Erdgaskessel zu tauschen ist KEIN Paradigmenwechsel. 

Genau das wird aber in Preisverleihungen und Laudationen oftmals gepriesen. Nehmen wir etablierte, alte Beispiele wie jenes der Stainzer Fleischerei-Firma Messner. Die wurde 2016 mit einem klima-aktiv-ausgezeichnet. Hier der Text und Beschreibung der Maßnahme:

Kesseltausch

Vor der Umsetzung der Effizienzmaßnahme waren am Standort Stainz zwei Dampfkessel in der Größe 2.300 kg/h in Betrieb, davon wurde einer mit Heizöl Leicht und der andere mit Erdgas betrieben. Keiner der beiden Kessel wies einen Abgaswärmetauscher oder Rauchgaskondensations-Wärmetauscher auf.

Die Effizienzmaßnahme stellt den Tausch einer der beiden Dampfkessel auf ein moderneres Modell mit einem 2-Stoffbrenner für Erdgas-H und Heizöl-EL inklusive Gasmengen- und Dampfmengenmessung dar. Wobei das Heizöl-EL vor allem der Ausfallssicherheit dienen soll, der Dampf wird im normalen Betrieb ausschließlich aus Erdgas hergestellt. Auch der weiterhin bestehende Dampfkessel wird nur mehr als Notfalls-Reserve genutzt.“ (Text aus dem klima-Aktiv-Prämienbericht 2016)

Schön ist es schon, wenn viel Energie gespart wird, weil alte, weniger effiziente Heizkessel ersetzt werden. Doch ist das vor allem schön für das Unternehmen. Denn es spart Geld. Für das Klima ist es weniger prickelnd: Der Austausch von Erdgas- zu Erdgaskessel bedeutet, dass noch jahrzehntelang weiter mit fossilem Gas geheizt werden wird. Paradigmenwechsel sehen anders aus.

Patronat für das Hirschkäferhabitat

Immer mehr Unternehmen versuchen, mit netten, kleinen Aktivitäten zu punkten und sich selbst ein grünes Kleidchen zu schneidern. So zum Beispiel auch der Berater für die oben beschriebene Kesseltausch-Aktion der Stainzer Firma Messner, das Mödlinger Unternehmen Edtmayer Systemtechnik GmbH. Auf dessen Website steht: 

„Die ressourcenschonende Verwendung von Energie und der Schutz unserer Umwelt sind uns wichtige Anliegen. Neben unserem Engagement im Umweltbereich (siehe z.B. unser Patronat für das Hirschkäferhabitat im Stadtwald Mödling) leisten wir unter anderem auch durch die Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz unserer Kunden einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.“

Erdgaskessel einbauen und Hirschkäfer schützen. 

Auch bei einem anderen Edtmayer-Kunden, dem Erzeuger der Mannerschnitten, kann man dasselbe Strickmuster sehen: Alter Erdgaskessel raus, neuer Erdgaskessel rein, Energie gespart Preis gekriegt. Bei Manner wird sogar – von der Politik gefeiert – ein ganzes Grätzel mit Abwärme versorgt. Aus dem fossilen Kessel. 

Desinformation der Öffentlichkeit

Der bekennende „Energie-Rebell“ Wolfgang Löser kritisiert das so: „Auch wenn Manner die überschüssige Wärme ins Fernwärmenetz einspeist, so muss doch die Primär-Energie von irgendwo herkommen!? Ja genau, wieder aus Erdgas, bitte was ist hier CO2-neutral wenn Erdgas verbrannt wird und ins Fernwärmenetz kommt. Es sind das zwei Paradebeispiele die nach wie vor Erdöl und Erdgas nutzen und von einer CO2 Neutralität nie die Rede sein kann.“ Und der Landwirt und Energie-Akivist Wolfgang Löser fragt weiter: „Warum sind beide Betriebe Messner und Manner nicht auf Erneuerbare Energien umgestiegen? Beide Betriebe, wie viele andere auch, könnten längst energieautonom sein und sogar mehr Energie erzeugen als sie selber verbrauchen“.

Leider werde in der Öffentlichkeit diese Desinformation oft als richtig angesehen und viele meinen mit einem „Weiter wie bisher und ein wenig die Gasheizung zurück drehen, ein wenig Energiesparen, bisl Fleischverzicht, oder Tempo-Limit ist die Welt gerettet“. So würden die Menschen mit dem „ewigen Märchen Energiesparen, Energieeffizienz etc. in die Irre geführt anstatt eine längst überfällige BÜRGER-Energiewende mit 100% EE-Jetzt zu fordern“. Energiewende und Energieeffizienz sei eben nicht nur ein semantischer Unterschied.

Autor: Herbert Starmühler
email: herbert(at)starmuehler.at

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