Gastkommentar von DI Andreas Schramek (greentechnologies.at) zu unserem Beitrag „Atomreaktoren gegen die Blackout-Gefahr?“:
Wer die Electricity Map während des spanischen Blackouts verfolgt und die Daten analysiert hat, muss zwangsläufig andere Schlüsse ziehen!
1. Während des spanischen Blackout ist die Frequenz in Mitteleuropa
absolut stabil geblieben. Trotz massivem Lastabwurf im Europäischen Verbund
2. Das spanische Netz ist mit dem österreichischen nicht vergleichbar.
Trotz Dreiphasensystem gibt es dort ganze Gemeinden die nur eine Phase
haben.
3. Spanien besitzt 5 Atomkraftwerke mit insgesamt 7 GW. Auch Teile von
Südfrankreich waren betroffen. Die haben noch mehr Atomkraft.
4. Der Blackout begann um 12:30 zu einer Zeit wo mehr als genug PV-Strom
vorhanden war.
5. Ein Überangebot an PV Strom der zu einem massenweisen Abschalten von
Wechselrichtern führt, würde sich durch ein Ansteigen der Frequenz in
ganz Europa bemerkbar machen. Das war aber nicht der Fall.
6. Am wahrscheinlichsten dürfte der Ausfall einer internationalen
Hochspannungsleitung zwischen Frankreich und Spanien die Kettenreaktion
ausgelöst haben.
Wie dem auch sei - ob Cyberangriff oder Netzfehler nun zur Analyse:
Betrachten wir den Wiederanlauf des Stromnetzes in Spanien:
Innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Stromausfalll setzte sich der
spanische Strommix folgendermaßen zusammen: 5GW Wasser, 10GW Solar, 1,5
GW Wind, 5 GW Erdgas, und siehe da nur 1,5 GW Kernenergie! - WARUM?
Andere Interessen als günstiger Strom
Weil Kernenergie im Vergleich zu anderen Technologien nicht besonders
gut regelbar ist, sondern nur als Grundlastkraftwerke fungieren. Dass die
Mähr von der stabilen Atomkraft noch immer kursiert, ist wohl anderen
Interessen geschuldet, aber nicht der Erzeugung günstigen Stromes.
Besser sind dezentrale Speichertechnologien
Besser als jetzt auf Kosten kommender Generationen radioaktiven Müll zu
produzieren, sollten diese Mittel in die Entwicklung und Errichtung von
effektiven dezentralen Speichertechnologien geleitet werden. Ganz im
Gegenteil hat der spanische Blackout gezeigt, dass unsere Energiesysteme
sehr robust sind.
Zentrale Energie ist verwundbarer
Auch die Spanier haben das Netz wieder innerhalb von
12 Stunden errichten können. Was könnte den wirklich zukünftig einen
massiveren Blackout verursachen? Es sind Angriffe bzw. Störfälle in
zentralen Energieversorgungseinrichtungen.
Daher wäre eine effektive Maßnahme die dezentrale Organisation der Netze mittels Stromspeichern.
In der Ukraine wird mittlerweile wenn möglich die Energieversorgung mit
PV und Speichern realisiert. Auch dort ist die Sabotage von
Atomkraftwerken tägliche reale Gefahr. Brauchen wir das?
Ich denke NEIN!
Nur noch ein kleiner Denkanstoß: Warum gibt es noch immer nicht die viel
beschworenen Brüter die aus Atommüll gering radioaktive Stoffe machen
obwohl es ein großes Geschäft wäre? Weil es der Atomphysik widerspricht!
Das Spalten von Atomen wird immer einen Anteil neuer radioaktiver
Nuklide erzeugen gemäß dem statistischen Zerfallsprozess.
Dieser kann zwar für einzelne Elemente kürzere Halbwertszeiten hervorrufen, doch
durch quantenmechanische Effekte werden immer auch Isotope mit längeren
Halbwertszeiten entstehen. - Sprich die Natur benötigt Zeit bis sich in
den Atomkernen wieder stabile Verhältnisse einstellen.
Manchmal erinnert mich diese Diskussion eher an ein kleines Kind, dass mit einem Hammer
auf ein Spielzeug schlägt, weil es nicht mehr funktioniert, in dem
Wunschdenken so die ursprüngliche Funktion des Spielzeugs wieder
herstellen zu können.
+++
Dipl.-Ing. Andreas Schramek
Green Technologies - Elektrotechnik und Informatik, greentechnologies.at