Strom-Großhandelspreise weiter im Aufwind – der Strompreisindex steigt im November so stark wie noch nie.

Die Grafik der Energie-Agentur zeigt die enormen Preisanstiege.

Der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) steigt im November 2021 gegenüber dem Vormonat um 10,9 %. Im Vergleich zum November des Vorjahres 2020 liegt der ÖSPI um 72,7 % höher. Bezogen auf das Basisjahr (2006 = 100) erreicht der von der Österreichischen Energieagentur errechnete Index im November 2021 einen Stand von 136,46 Punkten.

Der Grundlastpreis (144,8 Indexpunkte) steigt gegenüber dem Vormonat um 11,1 %. Im Jahresvergleich steigt er um 75,0 %. Der Spitzenlastpreis (118,72 Indexpunkte) weist im Monatsvergleich ein Plus von 10,6 % und im Jahresvergleich ein Plus von 67,0 % auf.

Nach dem Erdgaspreis ist der Strom dran
„Mit Verzögerung hinterlassen die extremen Preissteigerungen im Erdgasgroßhandel nun auch auf den Strombörsen deutliche Spuren. Legt man die Entwicklung des ÖSPI über jene des Österreichischen Gaspreisindex (ÖGPI), so wird das gut sichtbar“, erläutert Herbert Lechner, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur das Zusammenspiel von Strom- und Gasmarkt (siehe Abbildung). Auf dem für Österreich, trotz Strompreiszonentrennung, nach wie vor relevanten „deutschen Leitmarkt“ legte die Stromproduktion in Gaskraftwerken im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 um 25 % zu.

Mehr Gas-Stromproduktion im ersten Halbjahr
Auch in Österreich wurden Gaskraftwerke im ersten Halbjahr stärker eingesetzt: gegenüber 2020 um 14 %, gegenüber 2019 um 16 %. In den letzten Monaten wurde die Gasverstromung gegenüber den Vorjahren aber wieder relativ stark zurückgefahren. „Hier hilft uns unser hoher Erneuerbaren-Anteil und bestätigt den im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz vorgezeichneten Pfad nicht nur aus klimapolitischer Sicht, sondern auch als wirtschafts- und sozialpolitisch effektive Entscheidung“, so Lechner.

Index erfasst aber nur die Energiekomponente
Der ÖSPI erfasst nur das Produkt Strom (Strom-Großhandelspreise) und berücksichtigt keine Netzgebühren, Steuern oder Abgaben. Der Gesamtpreis für Strom teilt sich beim Endkonsumenten zu knapp 40 % auf die Energiekomponente und zu 60 % auf Netzgebühren, Steuern und Abgaben auf (Details bietet diese Grafik).

Die Zeitreihen zum ÖSPI, getrennt nach Grund- und Spitzenlast, sind auf der Webseite der Österreichischen Energieagentur als pdf zu finden.

Methodik
Der ÖSPI wird nach einer standardisierten Methode und auf Basis der Notierungen an der Energie-Börse EEX (European Energy Exchange) in Leipzig berechnet. Grundlage des ÖSPI sind die Marktpreise für Strompreis-Futures der kommenden vier Quartale. Sie sind gleichzeitig ein Indikator für die zu erwartende Entwicklung des Strompreises. Konkret werden neben den Werten für Grundlast, also der regelmäßigen, bandförmigen Stromlieferung, auch die Werte für Spitzenlast zur Berechnung herangezogen.
Der ÖSPI zeigt an, um wie viel Prozent sich der Einkaufspreis für Strom im kommenden Monat gegenüber der Basisperiode, dem Vormonat und dem Vorjahr auf Grundlage eines fiktiven Beschaffungsverhaltens verändert. Der Durchschnitt der Strompreise aus dem Jahr 2006 ist die Ausgangsbasis für den Strompreisindex.

Der ÖSPI bildet nur die reine Energiekomponente ab.
Der Gesamtpreis für Strom teilt sich beim Endkonsumenten mit knapp 40 % auf die Energiekomponente und zu 60 % auf Netzgebühren, Steuern und Abgaben auf. Weitere Faktoren, die den Strompreis beeinflussen – wie beispielsweise die Beschaffungsstrategien der Energieversorger – werden im ÖSPI nicht berücksichtigt. Ein Steigen bzw. Fallen des ÖSPI lässt daher nur eine entsprechend geringere Erhöhung bzw. Senkung des gesamten Strompreises erwarten. Mit dem ÖSPI kann keine Aussage getroffen werden, wie die Energieanbieter ihre Preise gegenüber den Endkunden tatsächlich gestalten.

Leserbriefe, Anmerkungen, Kommentare bitte an redaktion(at)energie-bau.at

ebau newsletter