In einem Interview zeigt sich Toyotas Europachef für Wasserstoff-Autos verwundert über die gute Presse reiner Elektroautos.

Toyota Mirai
Der Toyota Mirai ist eines der ganz wenigen Wasserstoff-Fahrzeugen im Handel. Foto: Toyota

In einem Interview auf der Website des oberösterreichischen Zulieferers has-to-be macht sich Ferry M.M. Franz Gedanken über die Veränderungen der Mobilität. Der Toyota-Wasserstoff-Experte (Franz ist Head of Hydrogen Affairs Europe) zeigt eine gewisse Überraschung beziehungsweise Verunsicherung durch das mittlerweile fast vollständige Umsteigen auf Elektromobilität seitens der Automobilbranche.

„Automobilhersteller überschlagen sich mit Ankündigungen“
Auf die Frage nach den Auswirkungen der europäischen Fit-55-Strategie antwortet Franz: „Zumindest bewirkt sie aktuell, dass sich die Automobilhersteller in den vergangenen Monaten überschlagen haben, mit Veröffentlichungen ihrer Strategien zur emissionsfreien Mobilität. Dabei ging es maßgeblich nur noch darum, wer wann und wie auf Elektro umstellt. Wer nicht plakativ medial mit derartigen News draußen ist, wird sofort kritisch beleuchtet.“

„EU ein bisschen kontraproduktiv“
Mit dem nun veröffentlichten „Fit for 55“-Paket habe er die Sorge, dass vor allem in Europa nun jeder aufhöre und vergesse, die Verbrennungstechnologien weiterzuentwickeln. Ferry Franz: „Wir hier in Europa mögen uns das leisten können, aber in weniger technologisierten und wirtschaftlich schwächeren Ländern werden dann in 10-20 Jahren nur noch Verbrenner mit einer 20-Jahre alten Technologie unterwegs sein. Das kann nicht zielführend sein meiner Meinung nach und ich sehe diesen Alleingang der EU fast ein bisschen kontraproduktiv.“

5.000 Autos in Japan
Toyota ist einer der letzten Autokonzerne, die noch auf dem Wasserstoff-Auto beharren. Wobei die Japaner daneben auch sehr stark in (hybriden) Batterie-Elektroautos engagiert sind. Doch während die Forschungs- und Entwicklungsausgaben von VW, Daimler & Co. nur noch tröpfchenweise auf die Wasserstoff-Abteilungen niedergehen, will Toyota noch lange nicht aufgeben. Schon weil seit Jahren der Heimmarkt Japan als “Wasserstoffland“ ausgerufen worden ist (dennoch fahren erst – oder immerhin – 5.000 PKW mit einem Wasserstofftank auf den Straßen des Landes).

Größere Reichweiten bald auch für Batterie-Autos
Der große Vorteil der Wasserstofftechnologie wären längere Strecken, die ohne Nachladung bewältig werden können. Hier arbeitet aber die Zeit für die reinen Stromer: Batterie-Autos schaffen zu guten Zeiten jetzt schon 300 bis 500 Kilometer, in den nächsten Monaten oder gar Jahren werden noch deutlich größere Reichweiten erwartet. 

Schwerlast und Transport
Toyotas Head of Hydrogen Affairs, Ferry Franz, entgegnet: „Es gibt Bereiche, da ist ein Hybrid oder ein vollelektrisches Fahrzeug die beste Lösung, dann wieder Anwendungen, bei denen Wasserstoff sehr vielversprechend ist. Innerstädtisch haben sicherlich kleine elektrische Fahrzeuge die Nase vorne. Wenn es um professionelles Fahren, Transportwesen, Langstrecke, Transport und Schwerlast geht, dann ist es in Zukunft auf jeden Fall Wasserstoff.“

Das ganze Interview vom 19. Juli 2021 ist auf der Webseite von has-to-be nachzulesen.

(hst)

 

 

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