Geplant sind fünf Milliarden Euro Umsatz mit H2-Technologien 2030.

Fertigung des Fuel Cell Power Module (FCPM) im Werk Feuerbach. Foto: Bosch

Am Standort Stuttgart-Feuerbach hat das Technologieunternehmen jetzt mit der Serienfertigung seines Brennstoffzellen-Antriebssystems begonnen. Pilotkunde ist das US-Unternehmen Nikola mit seinem brennstoffzellenelektrischen Lkw, der im dritten Quartal 2023 auf den nordamerikanischen Markt kommen soll. Das Unternehmen ist entlang der gesamten H2-Wertschöpfungskette aktiv und entwickelt Technik für die Erzeugung und Anwendung. 2030 will Bosch mit seinen Wasserstoff-Technologien einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro erzielen.

Brennstoffzellen-Stack aus dem Bosch-Werk in Bamberg

Bei seinen Lösungen für die Wasserstoff-Wirtschaft setzt Bosch auf einen weltweiten Fertigungsverbund und die Leistungsfähigkeit seiner deutschen Standorte. So liefert das Bosch-Werk in Bamberg für die Feuerbacher Fertigung den Brennstoffzellen-Stack zu. Aus dem Werk Homburg stammen wichtige Systemkomponenten wie unter anderem der elektrische Luftkompressor oder das Rezirkulationsgebläse.

„Komplexe Technik wie etwa Brennstoffzellen-Stacks großindustriell vom Band laufen zu lassen, das können nur wenige Unternehmen so wie Bosch. Wir verfügen nicht nur über das benötigte System-Know-how, sondern auch über die Fähigkeit, neue Entwicklungen schnell in großen Serien zu skalieren“, sagte Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender von Bosch Mobility.

Brennstoffzellen-Antriebssystem auch im chinesischen Chongqing

Parallel zu Feuerbach läuft eine Fertigung für das Brennstoffzellen-Antriebssystem auch im chinesischen Chongqing an – hierfür kommen die nötigen Komponenten aus dem Werk in Wuxi. „Bosch ist das erste Unternehmen, das solche Systeme in China und in Deutschland fertigt“, sagte Hartung. Zudem plant Bosch, Stacks für mobile Anwendungen auch im US-Werk Anderson, South Carolina, zu fertigen. Das Unternehmen geht davon aus, dass voraussichtlich 2030 bereits jedes fünfte neue Nutzfahrzeug ab sechs Tonnen weltweit mit einem Brennstoffzellen-Antrieb unterwegs sein wird.

Bosch-Forderungen an die Politik

Eine klimaneutrale Welt kann es nur mit Wasserstoff geben – davon ist Bosch fest überzeugt. Entsprechend stark engagiert sich das Unternehmen für den Aufbau einer H2-Wirtschaft und weitet seine Investitionen in Wasserstoff noch einmal aus. Insgesamt investiert Bosch von 2021 bis 2026 nahezu 2,5 Milliarden Euro in die Entwicklung und Fertigung seiner H2-Technologien. Das ist noch einmal eine Milliarde Euro mehr, als es der Investitionsplan für den Zeitraum 2021 bis 2024 vorgesehen hatte.

Die geschäftlichen Chancen für Bosch seien groß, ebenso der Beschäftigungseffekt. Schon jetzt beschäftigt das Unternehmen mehr als 3 000 Menschen mit Wasserstoff-Technologien, davon mehr als die Hälfte in Europa. Das Gros der Stellen kann intern besetzt werden, vor allem mit Beschäftigten aus der Bosch-Antriebssparte. Die weiteren Erfolgsaussichten für das Wasserstoff-Geschäft sind jedoch an die politischen Rahmenbedingungen geknüpft.

„Europa muss weit mehr tun“

Vor allem Europa muss nach Ansicht von Hartung weit mehr tun, auch um ein Gegengewicht zur starken Dynamik in anderen Weltregionen wie zum Beispiel den USA zu schaffen. Konkret formulierte der Bosch-Vorsitzende vier Forderungen an die deutsche und europäische Politik: „Erstens müssen wir die H2-Erzeugung in der Europäischen Union forcieren, zweitens internationale Lieferketten etablieren und drittens Wasserstoff in allen Wirtschaftssektoren einsetzen.“ Ganz wichtig sei schließlich, dass in Europa schnell Infrastruktur für die Wasserstoff-Verteilung entstehe.

Bosch bietet Technik angefangen bei der Elektrolyse bis hin zum H2-Motor

Bosch jedenfalls ist bereit und bringt wie kein zweites Unternehmen Automotive-Erfahrung in die Wasserstoff-Wirtschaft mit. Gefragt ist das Unternehmen daher auch in der H2-Erzeugung. Anfang 2023 hat bei Bosch der Musterbau für das Elektrolyse-Verfahren mit Protonen-Austausch-Membranen begonnen – das ist die Umkehrung der Energieumwandlung, wie sie in der mobilen Brennstoffzelle stattfindet. Von Herbst an will das Unternehmen 1,25-Megawatt-Funktionsmuster für Pilotanwendungen zur Verfügung stellen und befindet sich auf Kurs für einen Serienstart im Jahr 2025. Für die Nutzung von H2 ist Bosch gleich auf mehreren Pfaden unterwegs.

Noch mit Grundstoff Erdgas

Das Einsatzgebiet der stationären Brennstoffzellen auf Basis der Festoxid-Technologie ist die dezentrale Energieversorgung mit Strom und Wärme. Bei einem Pilotprojekt im Krankenhaus Erkelenz bei Köln will Bosch mit seiner Technik so einen Gesamtwirkungsgrad von 90 Prozent erzielen. Das Kleinkraftwerk arbeitet zunächst mit Erdgas, kann jedoch auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden.

Neben dem Brennstoffzellen-Antrieb arbeitet Bosch am Wasserstoff-Motor und entwickelt dafür sowohl eine Saugrohr- als auch eine Direkteinblasung von H2. Geeignet ist diese Lösung vor allem für schwere Fahrzeuge, die über längere Zeit mit besonders hohen Lasten unterwegs sind. „Der H2-Motor kann alles, was der Diesel kann, jedoch CO2-neutral. Zudem ermöglicht er einen schnellen und kostengünstigen Einstieg in den mobilen Wasserstoff-Einsatz“, sagte Heyn. Großer Vorteil: Mehr als 90 Prozent bestehender Entwicklungs- und Fertigungstechnologien lassen sich dafür nutzen. Auf den Markt kommt der H2-Motor voraussichtlich von 2024 an. Schon jetzt hat Bosch vier Serienprojekte in allen Teilen der Triade und erwartet bis 2030 sechsstellige Stückzahlen. Auch auf diesem Feld treibt Bosch die Wasserstoff-Wirtschaft mit Hochdruck voran.

Wasserstoff-Technik aus Österreich für die Welt

Bosch bietet Technik für den Wasserstoffeinsatz in unterschiedlichen Sektoren. „Österreich hat sich dabei als wichtiger Standort etabliert, an dem das Unternehmen an mehreren Projekten für den weltweiten Einsatz arbeitet“, sagt Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG, Wien, und Repräsentant der Bosch-Gruppe in Österreich. Das Bosch Engineering Center in Linz entwickelt erfolgreich innovative Lösungen entlang der Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff, über Tank- und Einblasventile bis zu den Stacks für das Elektrolyse-Verfahren mit Protonen-Austausch-Membranen. Sie sind das Herzstück von Elektrolyseuren und damit das zentrale Element bei der Herstellung von grünem Wasserstoff. Ein Linzer Expertenteam treibt im internationalen Entwicklungsverbund der Bosch-Gruppe die Industrialisierung der Stacks für Elektrolyseure voran.

Am Standort Hallein arbeitet Bosch an einer neuen Generation von Einspritzsystemen für alternative Kraftstoffe wie beispielsweise Wasserstoff und will bis 2026 bis zu 50 Millionen Euro in Technologien zur Nutzung künftiger alternativer Kraftstoffe investieren. „Die Europäische Kommission fördert dies im Rahmen der IPCEI (Important Projects of Common European Interest) mit Fokus auf Wasserstoff Hy2Tech“, so Weinwurm. Einspritzsysteme für Großmotoren aus Hallein finden international Anwendung in der Schifffahrt, dem Schienengütersektor, Industrieanwendungen sowie in der dezentralen Stromerzeugung wie beispielsweise in Notstromaggregaten für Krankenhäuser oder Server-Farmen.

In Wien entwickelt Bosch Software- und Hardware-Lösungen für alle Antriebsarten im PKW – auch für Brennstoffzellen-Antriebe. Und das nicht nur für Fahrzeuge auf der Straße, sondern auch für die allgemeine Luftfahrt. „Da die Brennstoffzelle lokal lediglich Wasser emittiert, birgt sie ein enormes Potenzial für die Mobilität der Zukunft. Mit Wasserstoff aus erneuerbarer Energie erfolgt der Transport zudem klimaneutral“, erläutert Bosch Manager Weinwurm.

Bosch Rexroth produziert und vertreibt darüber hinaus einen in Wien entwickelten, einzigartigen hydraulischen Verdichterantrieb für Wasserstoff-Tankstellen. Zudem stellt Bosch in Bischofshofen wasserstofftaugliche Industriekessel her.

 

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