Kommentar von Ernst Walter

KOMMENTAR: Warum wir verharmlosende Bezeichnungen für die Erderhitzung nicht mehr verwenden sollten.

Protest
Die Jungen können sich nicht wehren, nur protestieren. Die Alten sollten an ihrer Sprache feilen. Foto: sentiero-starmühler

Kontrovers geführten Diskussionen, ob die Extremwetterereignisse durch eine von Menschen verursachte Klimaerhitzung ausgelöst werden, haben nur wenige Jahre angedauert. Heute erkennen nahezu 100% der Wissenschaftler und weit über 80% der Bevölkerung diese Zusammenhänge als Fakten an.

Warum aber setzen Politik und Zivilgesellschaft trotz dieses Wissens, trotz weltweit stetig zunehmender Hitzewellen mit apokalyptischen Klimabränden und tödlichen Überflutungen, trotz der Zugeständnisse an die Pariser Klimaziele, viel zu geringe Maßnahmen dagegen an?

Weil die Politik so lange wie möglich am fossilen Wirtschafts- und Energiesystem (85%) festhalten will und weil wir, die Zivilgesellschaft, auf eine Art „Abwarte-Modus“ eingestellt sind.

Ein innerer, psychischer Zustand
Es ist ein innerer, psychischer Zustand, der uns laufend einsagt, dass sich diese Probleme auch ohne unser eigenes Zutun lösen werden.
Wir akzeptieren widerstandslos die G 20, welche bei der Vorbereitung auf die UN-Klimakonferenz keine Einigung erzielten, wie in Südafrika das weltweit viertgrößte Kohlekraftwerk in Betrieb geht, die Asiaten weiter an 600 neuen KKW bauen oder die OPEC in Kürze Erdölmengen wieder „wie früher“ fördern wird. Unsere Politik feiert dies als neues, „gutes altes Wachstum“.

Es soll alles so weiter gehen
Es soll also „so weiter gehen“, obwohl wir mittlerweile alle genau wissen, dass es beim Kampf gegen die Klimaerhitzung um nichts „Geringeres“ geht, als um unser höchstes Gut, um das Recht unsere zukünftigen Kinder und Enkel auf ein würdiges Leben.
Warum warten die meisten Menschen immer noch ab?

Die Wortwahl ist entscheidend
Es sind die Folgen der Klimaberichts-Wortwahl, welche uns seit vielen Jahren einsuggeriert, dass die „Klimakrise“ der „Klimawandel“ oder die „Klimakatastrophe“ vorübergehende Probleme sind.
Diese verharmlosenden Begriffe sind der Grund für unser abwartendes Denken. Die Ennstaler Offensive Klimaschutz soll nun über die Einführung einer klimagerechten Wortwahl einen Prozess auslösen, um eine kritische Masse Menschen vom inneren „Abwarte-Modus“ endlich auf „Neustart“ zu programmieren.

Positiv besetzte Begriffe
Studien belegen, dass die bisher von der Wissenschaft, Medien, Wirtschaft Politik und IPCC bewusst oder aus Unkenntnis eingesetzten Worte „Klimawandel“, (Climate-Change) „Klimakatastrophe“, „Klimakrise“ oder Klimaerwärmung“ in unserem germanischen Sprachverständnis positiv besetzte Begriffe sind.
Diese Bezeichnungen lösen, wie wir am Thermometer messen, im Menschen keine aktiven (klimaschützenden) Reaktionen aus.

Denn über Generationen eingeprägte Denkmuster reden uns über diese Begriffe ein, dass es sich beim für unsere Nachkommen lebensbedrohenden Klimaerhitzungs-Phänomen um ein ganz „normales Ereignis“ handelt:



Klimawandel“: „Alles ist doch stets im Wandel, Wandel ist also etwas Gutes, ohne Wandel wäre Stillstand, das will von uns doch keiner von uns. (ist somit positiv)
Klimakrise“: „jede Krise vergeht, wir haben bisher noch alle Krisen überstanden, sogar Ehe- Finanz- Flüchtlings- oder Wirtschaftskrisen“ (ist auch positiv)
Klimakatastrophe“: Auch wenn es bei Katastrophen noch so viele Opfer gibt, „nach dem Schutt-Wegräumen“ und spätestens in der nächsten Generation (Kriege) ist jede Katastrophe wieder vergessen (löst nur bei den direkt davon Betroffenen vorsorgende Reaktionen aus)
Klimaerwärmung“ ist der positivste Begriff. Die Bergbauern des Ennstales verbinden es „noch“ mit einer zusätzlichen Ernte und die Bevölkerung mit „endlich länger draußen im Gastgarten sitzen können“.

Bei der globalen Klimaerhitzung dagegen handelt es sich um eine durch Verbrennung von Öl, Kohle und Erdgas in Verbindung mit der Bodenversiegelung verursachte, immer schneller ansteigende Erhitzung der Meeres- und Erdoberfläche.

Diese lebensbedrohliche Erhitzung kann (wie bei einer großen Herdplatte) nur von uns Menschen selbst gestoppt werden, in dem jeder Einzelne von uns beginnt, seinen persönlichen CO2-Schaltknopf zuzudrehen und mit aller Kraft danach trachtet, dass es die Nachbarn (Nachbarstaaten/Kontinente) ebenfalls tun. Wir leben alle auf der gleichen Herdplatte. 

Dass (wir) Milliarden „fossil erzogene“ Konsumenten klimaneutral leben können, muss die Politik, ohne weiter zu zögern, die dafür notwendigen Gesetze und Rahmenbedingungen verordnen! Daran führt kein Weg vorbei!

Die Natur handelt nicht „demokratisch“
Die Politik verteidigt ihr Zögern, dass sie bei den gesetzlichen Maßnahmen zu mehr Klimaschutz demokratische Vorgänge einhalten muss.
Die Natur dagegen handelt nicht „demokratisch“, sondern nach dem Naturgesetz: Auf mehr Treibhausgas folgt eine höhere Temperatur!

Nutze die Macht des Wortes!
Mein Aufruf lautet: Nutze auch du die „Macht des Wortes“, verwende die klimagerechten Begriffe wie „Klimaerhitzung“ oder „Erderhitzung“ und stelle dich damit auf die Seite der Klimaschützer. Die „bekennenden Fossilen“ werden weiterhin verharmlosende Bezeichnungen nutzen.

Es ist unser aller Aufgabe, die Lebensgrundlagen unserer Jungen zu schützen, denn sie können sich selbst nicht wehren! Wir sind die letzte Generation, die jetzt noch etwas für sie tun kann. Jetzt!
„Später“ ist zu spät! www.klimanotstand.com

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Über den Autor Ernst Walter Schrempf und seine Klima-Initiative:

Die Erkenntnis, dass der bei 50 °C „abgebrannte“ kanadische Ort Lytton um einige (kühlere) Breitengrade nördlicher liegt als das Ennstal, bewog den Enkelschutz-Lobbyisten Ernst Walter Schrempf in seiner Eigenschaft als kommunaler Klimaschutzbeauftragter in die „Offensive“ zu gehen. 

Auf seine Initiative haben Ennstaler Zeitungen in einer (weltweit) einzigartigen regionalen Medienallianz begonnen, diese „Kraft des Wortes“ für mehr Klimaschutz zu nutzen. Die Ennstaler Offensive soll der zündende Funke sein, durch eine problemgerechte Wortwahl die Gegensteuerungs-Anstrengungen zu beschleunigen:

Die Zeitungen beginnen auf bisher übliche Begriffe wie „Klimawandel“, „Klimakatastrophe“, „Klimakrise“ oder „Erderwärmung“ zu verzichten um stattdessen die für unser Welt-Problem einzig richtig zutreffenden Bezeichnungen „Klimaerhitzung“ oder „Erderhitzung“ zu verwenden. Dazu laden die Redakteure ihre Leser ein, dies ebenfalls zu tun.

Erster Klimanotstand einer Gemeinde
Auf Schrempfs Initiative hat seine Heimatgemeinde Michaelerberg-Pruggern 2019 den ersten Klimanotstand einer Gemeinde beschlossen. Die dadurch ausgelösten kontroversen Debatten, dazu die von ihm empfohlene Nutzung des „Klimanotstands-Systems“ als Werkzeug für Fridaysforfuture, haben das Klima-Thema an „die Stammtische gebracht“. Nach weiteren Kommunen, Städten, Ländern, Regierungen und dem EU-Parlament haben angesichts der Juni/Juli 2021-Tragödien 14.000 Wissenschaftler bestätigt, dass auf unserer Erde tatsächlich der Klimanotstand herrscht.

Ernst Walter

Ernst Walter

Ernst Walter (Schrempf) ist kommunaler Klimaschutzbeauftragter,
Referent, Initiator Klimanotstand und bezeichnet sich selbst als Enkelschutz-Lobbyist.
Er lebt und wirkt im Ennstal (Steiermark) in Michaelerberg-Pruggern.