Die Jahrespressekonferenz des VÖK, der Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten, nutzten die Installateure als neue Mitglieder für pointierte Aussagen. Insbesondere Bundesinnungsmeister Michael Mattes machte markant auf die seiner Meinung nach unfaire Behandlung der einzelne Technologien aufmerksam: Die Fernwärme, in Wien zum Beispiel oft die einzige Alternative zur Gastherme, würde „schöngerechnet“. Während Gasheizungen im Neubau – ähnlich wie jetzt schon Öl-Geräte – wegen der hohen CO2-Belastung der Umwelt verboten werden sollen, würden Fernwärmeanschlüsse forciert. Mattes: „Die Konversionsfaktoren sind Schönfärberei: Die Fernwärme wird zur Hälfte mit Gas betrieben, aber soll nur ein Zehntel so umweltbelastend sein? Das ist nicht verständlich!“.
Die Konversionsfaktoren (rechte Spalte) als Zankapfel: Gas (236 Gramm pro Kilowattstunde) werde schlechtgerechnet und Fernwärme (20 - 50 g/kWh) vielzu gut dargestellt, sagen die Installateure. Der Konversionsfaktor fCO2 zeigt die CO2-Emissionen, die mit dem "Konsum" der Endenergie (wo auch immer) entstehen: CO2 = EEB * fCO2. Tabelle: klimaaktiv
Daher sei auch der Anschlusszwang ein Unding: Bei einer größeren Reparatur müsse in den nächsten Jahren die Anlage verschrottet und der Anschluss an die Fernwärme durchgeführt werden. Der VÖK ist für Technologie-Offenheit.
Den Trafo gleich mitbestellen
Besonders problematisch sehen es die Installateure an, dass im Neubau praktisch ausschließlich Luft-Wasser-Wärmepumpen verbaut werden. Andreas Rotter, Landesinnungsmeister aus Salzburg: „Wenn bei uns eine Neubausiedlung errichtet wird, entscheiden sich praktisch alle Bewohner für eine Wärmepumpe. Die Netzbetreiber fragen dann automatisch nach dem Platz für den neuen Trafo“. Denn schnell sei ein 200 kW-Anschluss erforderlich, jedenfalls verlangen dies die Netzbetreiber.
Zu wenig Winterstrom aus der PV
Dies fühe zu einem erhöhten Strombedarf, sagt BIM Michael Mattes: „In Zukunft werden wir also im Winter statt Gas den Atomstrom für die elektrischen Wärmepumpen und für die Elektroautos importieren!“ Denn die Photovoltaik könne im Winter nicht genug Strom liefern – und Speicher gebe es zu wenige.
Hier kommt das sogenannte Grüne Gas ins Spiel: Die Gasbrennwertgeräte seien nämlich durchaus schon in der Lage, Gas zu verarbeiten, das aus biologischen Reststoffen wie z.B. Holzabfällen stammt, worauf VÖK-Geschäftsführerin Elisabeth Berger hinwies. Der große Vorteil sei auch, dass grünes Gas gespeichert werden könne. Allerding gebe es in Österrich noch keine großtechnische Erzeugung, nur in Deutschland habe man mit drei größeren Anlagen begonnen, aus diversen Reststoffen Gas zu erzeugen.
„Wir brauchen eine Förderung für Grünes Gas!“
Weil es sich um Neuland handle und die hohen Kosten noch in den Griff zu bekommen sein werden, plädiert Berger für eine Förderung für die Nutzung des Grünen Gases. Berger: „Klar ist das noch ein kleines Pflänzchen. Aber denken Sie nur an die Photovoltaik – dort hat man am Anfang auch über die Förderung müde gelächelt.“
52 % der Kundschaft der Installateure bestellten 2020 übrigens einen Gaskessel, 30 % entschieden sich bereits für eine Wärmepumpe und 14 % für eine Holzheizung. By the way: Es war ein sehr, sehr gutes Jahr für die Kesselerzeuger-Branche. Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender des VÖK: „Und 2021 wird ebenfalls ein sehr gutes Jahr“.
(hst)