Die meisten Klimageräte haben zwei klare Probleme. Erstens: Sie brauchen Strom. Ein Monoblockgerät mit 1.000 Watt pro Jahr etwa 500 kWh. Zweitens: Sie benötigen in der Regel weitere klimaschädliche Kältemittel, um überhaupt zu funktionieren. Das niederländische Startup SoundEnergy hat das geändert und eine Klimagerät entwickelt, dass ohne Chemikalien und Strom auskommt.
SoundEnergy verwendet dazu eine Technologie, die an einen Stirlingmotor erinnert und quasi aus Hitze allein Energie gewinnen kann. Im Gegensatz zu einem Stirlingmotor wandelt die niederländische Entwicklung Hitze allerdings nicht in Bewegung um, sondern in Geräusche.
Thermoakustik
Das hört sich im ersten Moment an wie Magie, beruht allerdings auf den Prinzipien eines Forschungsfelds namens Thermoakustik. Das beschäftigt sich damit, wie Temperaturschwankungen Schallwellen erzeugen. Und umgekehrt. Eine frühe Beschreibung des Effekts stammt aus dem 18. Jahrhundert. B. Higgins konnte beobachten, wie eine Gasflamme in einem Glasrohr dazu geführt hat, dass das Rohr deutlich hörbar in Schwingung versetzt wurde.
So ähnlich funktioniert THEAC-25, das Gerät von SoundEnergy. Wie CFO Roy Hamans gegenüber Forbes erklärt, wird thermische Energie in eine Schallwelle umgewandelt. Diese Schallwelle schießt durch einen geschlossenen, unendlichen und unter Druck gesetzten Kreislauf, wo sie immer weiter verstärkt wird. Das Resultat daraus: Hitze wird zu mechanischer Energie.
Komplexer Prozess
SoundEnergy geht aber noch weiter. Anstelle also einfach nur Hitze in mechanische Energie umzuwandeln, nutzt das Gerät diese und erzeugt daraus Kälte. Das funktioniert, indem die Schwallwellen die Hitze der Elementarteilchen zerstreuen. Wer das nicht versteht, muss sich nicht schlecht fühlen. Laut Hamas begreifen nur zwei oder drei Dutzend Menschen weltweit diesen Prozess wirklich. Und sie alle bringen Expertise in der Thermoakustik mit.
Aber egal, wie es nun im Detail funktioniert, relevant ist: SoundEnergy hat eine Technologie entwickelt, die Hitze ohne Chemikalien oder Elektrizität in Kälte umwandeln kann. Man kann es nun natürlich niemandem vorwerfen, der diese Idee für ein wenig zu utopisch hält. Das niederländische Startup erzeugt schließlich buchstäblich Energie aus heißer Luft.
Erste Geräte im Einsatz
Die Idee allerdings ist mehr als. Tatsächlich ist sie mehr als eine Idee. Die ersten THEAC-25 stehen bereits. Einer befindet sich unter anderem in Dubai, in einer Anlage, die trinkbares Wasser aus der Luft kondensiert. Ein zweiter ging von den Niederlanden aus an eine Regierung, die aber nicht weiter genannt wird.
Und auch für den Rest der Welt wird die Technologie bald greifbar. SoundEnergy möchte sie in einem nächsten Schritt an Kundschaft in diversen Branchen bringen. Weltweit. Dabei soll der hohe Preis von etwa 45.000 € für eine große Einheit durch die geringen Betriebs- (keine externe Stromzufuhr) und Wartungskosten (keine beweglichen Teile) ausgeglichen werden. (flb)