Der Konversionsfaktor von Strom im Entwurf der OIB RL 6 sorgt für Unstimmigkeiten: Das OIB rechnet mit 248 g/kWh, die e-Marke fordert, dass mit 61,2 g/kWh gerechnet wird.
Serie: OIB zeigt Strom umweltschädlicher als Heizöl und Erdgas
Laut einem Richtlinien-Entwurf des OIB schneidet Strom im Bereich CO2-Ausstoß schlechter ab als Heizöl und Erdgas. Die Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker und die e-Marke üben harsche Kritik. Das OIB verweist darauf, dass die verwendeten Konversionsfaktoren von Experten vorab diskutiert und festgelegt wurden

In Österreich wird elektrischer Strom zum überwiegenden Teil regenerativ (aus Wasser, Wind, Sonne) gewonnen. Foto: pixabay
Im Allgemeinen dienen die OIB-Richtlinien der Harmonisierung der bautechnischen Vorschriften in Österreich. Sie werden vom Österreichischen Institut für Bautechnik herausgegeben und wurden in allen Bundesländern – mit kleinen Abweichungen – für verbindlich erklärt. Die RL 6 gilt für konditionierte Gebäude, also Gebäude – oder Teile eines Gebäudes – deren Innenraumklima unter Einsatz von Energie beheizt, gekühlt, be- und entlüftet oder befeuchtet werden.

OIB-Richtlinien sind bindend
Wer muss sich an diesen Richtlinien orientieren? „Die OIB-Richtlinien sind mit der Bauordnung gleichzusetzen und gelten daher für jede Person, die ein Gebäude errichten möchte“, so Rainer Mikulits, Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB). Die Richtlinien sind demnach ähnlich bindend wie Gesetze. Dass Strom laut der Liste der Konversionsfaktoren im Schnitt über Erdgas liegt, lässt so manch einem die Haare zu Berge stehen. Für Mikulits und die OIB klar, denn jede Interessensgruppe wünscht sich andere Zahlen für ihre Energieträger. Während die OIB für Strom mit dem Konversionsfaktor 248 g/kWh rechnet, fordert die e-Marke, dass mit dem von e-Control ermittelten CO2-Koeffizienten von 61,2 g/kWh gerechnet wird.

OIB: Zahlen von Experten
„Natürlich können Produkte besser dargestellt werden, denn andere Prämissen führen zu anderen Werten. Das Gesamtsystem muss jedoch schlüssig sein“, weiß Mikulits. Laut OIB wurden Werte aus europäischen und internationalen Datenbanken verwendet und vor Veröffentlichung haben sich Experten der neun Bundesländer auf diese Zahlen geeinigt, die statistisch ermittelt wurden und transparent dargestellt werden. „In der OIB RL 6 2015 hatte Strom einen Konversionsfaktor von 276 g/kWh, im Entwurf der Richtlinie ab 2018 beträgt der Faktor 248 g/kWh. Der Konversionsfaktor hat sich also verbessert“, so Mikulits.

e-Marke: Strom als Primärenergieträger
„Der vorliegende Entwurf zur OIB RL 6 zerstört die Mission 2030 und macht die Installation von 100.000 Dächern nahezu unmöglich“, so Gottfried Rotter, Geschäftsführer der e-Marke Austria. „Da elektrischer Strom in Österreich zum überwiegenden Teil regenerativ (aus Wasser, Wind, Sonne) gewonnen wird und der Mix am Endverbraucher ist gemäß e-Control zu 84% erneuerbar ist, fordern wir, dass Strom als Primärenergieträger anerkannt wird“, so Rotter. Zusätzlich fordert die e-Marke die Aufnahme einer eigenen Energieaufwandszahl mit 1,005 für Strom in die OIB RL 6, sowie die Berücksichtigung von Speichertechnologien für selbst produzierte und erneuerbare Energie. Zusätzlich sollen Einzelnachweise für Strom, sowie eine Gleichbehandlung von Strom in allen Verwendungsarten in die RL 6 integriert werden.

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