REAKTIONEN IX – „Wer mit einer 9-fachen Überdeckung rechnet und dabei nur die Region im Auge hat, in der die Windräder stehen, hat gar nichts von der Energiewende verstanden.“

Windraddichte in Österreich: Viele Waldviertler protestieren derzeit gegen weiteren Ausbau in Waldgebieten Niederösterreichs. Grafik: IG Windkraft

In seiner Stellungnahme „Windkraft im Wald: „Glaubt noch jemand, dass es um Klimaschutz geht?“ vom 21.2.2024 verwies energie-bau-Leser Dr. Eberhard Wobisch darauf hin, dass in Niederösterreich, speziell im Waldviertel, neue Windräder nicht notwendig seien, weil der bereits ein Übermaß an Strom verfügbar sei und neue Windkraftwerke nur den Überschuss vergrößern. Dies trage mehr zum Gewinn der Erzeuger bei als zum Klimaschutz in der Region. 

Dazu antwortet Peter Kass aus Linz (OÖ):

Wir brauchen jede Menge Windkraft in ganz Niederösterreich, in ganz Österreich, ja, sogar in ganz Europa.

Natürlich scheint es einem Windkraftgegner bitter, das er die Windräder „aushalten“ muss, die dann vielleicht den benötigten Strom für die Wasserstoff-Erzeugung der Voest-Alpine in Oberösterreich liefert, während in Oberösterreich kaum eine nennenswerte Anzahl von Windrädern steht.

Klimaschützer in OÖ unglücklich mit der Politik

Dieses Dilemma hat aber Dr. Wobisch gar nicht thematisiert (und würde den Rahmen hier sprengen). Nur so viel: weder Klimaschützer noch Industrie in OÖ sind mit der Windkraft-unfreundlichen Landespolitik glücklich.

Dass das Errichten von Windrädern nicht von idealistischen Klimaschützern getrieben ist, sondern von Firmen, die damit Geld verdienen wollen, ist ja ein großes Glück! Glück für die Energiewende und ein Glück für den Klimaschutz. 

Zur Erinnerung: der initiale Start der Energiewende erfolgt um das Jahr 2000 in Deutschland, wo Hermann Scheer (SPD) mit Hans-Josef Fell (Grüne) das EEG umgesetzt haben: die Idee: wenn die Landwirte ordentlich Geld mit PV verdienen, dann werden das so viele tun, sodass Skalierungseffekte in der Produktion die Kosten für Photovoltaik massiv senken.

Diese durch und durch kapitalistische Strategie – ging zu 100% auf (mit dem Schönheitsfehler, dass die Chinesen auf den PV-„Dampfer“ aufgesprungen, und die Deutschen unter CDU/CSU vom selben Dampfer aber abgesprungen sind und die Energiewende fast zum Stillstand gebracht hätten). Ohne Scheer/Fell und ihrem „kapitalistischen“ Ansatz hätten wir heute gar keine Hoffnung mehr, der Klimakrise etwas entgegenzusetzen.

Und auch die letzte Rechnung muss relativiert werden: der Tagesgewinn ist natürlich 1/365 von ALLEN Anlagen der WEB: 266 Windkraftanlagen, 43 Photovoltaikanlagen und drei Kleinwasserkraftwerke.
Der Einfachheit halber können wir das gut auf 365 Anlagen aufrunden und damit kommen wir, wieder grob gerechnet, auf ca. 100.000,- als JAHRES-Gewinn einer Anlage. Das heißt, die Gemeinden bekommen pro Windrad immerhin ca. 1/3 des zu erwartenden Gewinns ihrer Anlagen. Das mag nun auch nicht jedem besonders großzügig erscheinen, aber das ist auf jeden Fall mehr als 1/365.

Und jetzt erzähl‘ mir keiner, dass man mit ca. 100.000,- pro Jahr nicht was Wirksames und Nutzbringendes für die Bürger einer Gemeinde machen kann.

Mit freundlichen Grüßen / With best regards

DI Peter Kass, 4030 Linz

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