Bürgerinitiative weist auf die „viel zu niedrige Ticketabgaben“ für die Umwelt hin.

Fliegen, was die Kreditkarte hergibt. Aber für die Umwelt wird nur eine Bagatelle bezahlt. Foto: Starmühler

Im ersten Halbjahr 2023 wurden weltweit mehr Flugzeuge bestellt als im gesamten vergangenen Jahr, jubelt der oberösterreichische Zulieferer FACC. Bombenstimmung herrsche, man sei vom Boom überrascht worden, die Branche ist auf Jahre ausgelastet.  

„Das hatten wir nicht einmal vor der Krise“, meinte CEO Robert Machtlinger gegenüber dem ORF. „Die Branche ist ausverkauft für die nächsten Jahre.“ 

Zu 80 Prozent Kurz- und Mittelstreckenmaschinen

Es gebe einen hohen Bedarf seitens der Airlines, „mehr als die Industrie liefern kann“. Bis 2042 würden den Markterwartungen zufolge weltweit 40.850 Flugzeuge ausgeliefert – zu 80 Prozent Kurz- und Mittelstreckenmaschinen. „Das sind die Cashcows, das ist die Butter aufs Brot.“ Die Kurzstrecke dominiere den Markt. Alleine der Airbus habe über 8.000 Bestellungen, „so viel wie noch nie“.

„De Ticketabgabe beträgt nicht mal ein Tausendstel der Kostenwahrheit!!!
Johanna Aschenbrenner-Faltl

Keine Kostenwahrheit im Flugverkehr

Die Hoffnung vieler Umweltschützer zerstob: Coronabedingte Rückgänge, Umweltkatastrophen und Teuerung führten nicht zur dauerhaften Senkung der Flugzahlen.

Die Österreicherin Johanna Aschenbrenner-Faltl ist eine dieser Enttäuschten. Sie ruft nun zu einer Protestaktion auf: 

Hier ihr Brief an Umweltministerin Leonore Gewessler:

BCcSehr geehrte Frau BM Gewessler!

Wir rufen Sie auf, diese Situation zu bremsen: Luftfahrt startet mit extremem Tempo durch
https://ooe.orf.at/stories/3230612/

Der Luftverkehr verursacht viel größeren Klimaschaden als der Lobautunnel, da er 3x so hohe Erderwärmung verursacht als nur der CO2-Ausstoß (durch Wasserdampf, Ruß u Nox) was Ihnen ja lange bekannt ist. Aber
die Ticketabgabe beträgt nicht mal ein Tausendstel der Kostenwahrheit!!!

Frau BM Gewessler, wir rufen Sie auf, erhöhen Sie dringend die Ticketabgabe wesentlich, die Erderwärmung verlangt es!

Laut Rechnungshof drohen uns Steuerzahlern bis zu 8 Mrd. Strafzahlungen
Das darf Ihnen auch nicht egal sein!

Mit freundlichen Grüßen
Johanna Aschenbrenner-Faltl

Die Luftverkehrsabgabe („Ticketsteuer“) beträgt z.B. in Deutschland seit dem 1. Januar 2023 pro Fluggast: 12,73 € für Kurzstreckenflüge, 32,25 € für die Mittelstrecke und 58,06 € für alle anderen Flüge. Es sind aber zahlreiche Ausnahmen bestimmt worden. So sind Privatjets von der Abgabe ausgenommen. Warum auch immer.

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Windräder für die Kurzstrecken-Flüge?

Kommentar von Herbert Starmühler (energie-bau.com)

Wir gönnen den Oberösterreichern das Rekordauftragsvolumen. FACC ist ein Vorzeigeunternehmen und verdient ob seines technischen und ökonomischen Geschickes unsere Hochachtung.

Nachdenklich darf aber schon stimmen, dass es den Europäern gelungen ist, statt komfortable Schnellzüge bereitzustellen, um von Wien nach Berlin oder von Paris nach Mailand zu kommen, die fliegenden Umweltsünder zu forcieren. Immer mehr und immer kürzer wird geflogen.

Im oben zitierten ORF-Bericht wird der FACC-Chef Machtlinger über die Zukunft befragt. Seine Antwort: In den nächsten 25 Jahre seien synthetische Treibstoffe der Punkt, danach – ab 2050/60 – werde der Wasserstoff kommen. Biologischer synthetischer Treibstoff, etwa aus Raps, sei jedoch nicht das Thema. Nahrung gehe vor – der dafür nötige Rohstoff soll also auf den Teller, nicht in den Tank. Die Herstellung von synthetischem Treibstoff wiederum „braucht elektrische Energie und dafür Wind-, Solar- oder Wasserkraft“.

Um diesen zweifelhaften Fortschritt nur irgendwie zu ökologisieren, müssen Tausende Windräder errichtet werden, riesige PV-Farmen sind nötig – um Wasserstoff aus erneuerbarem Strom herzustellen, der dann den Flugbetrieb (in 20 - 40 Jahren) schön langsam auf klimaverträgliche Abgase umrüsten soll.

Ziemlich einseitig, wenn man bedenkt, das große Teile der europäischen Bevölkerung nie die Möglichkeit haben wird, mit dem Flugzeug eine Reise zu unternehmen. Oder das gar nicht mehr anstrebt.

Herbert Starmühler (energie-bau.com) 

 

 

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