Wiens Energieplanung hinke hinter den Erfordernissen hinterher und der Haupt-Energieversorger betreibe Schönfärberei.

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Norbert Mayr im Architekturzentrum Wien: „Greenwashing beenden!“ Foto: Starmühler

Bei der Veranstaltung „Es wird heiß! Stadt im Klimawandel“ im Wiener Architektur-Zentrum (AzW) ging es um die große Zukunftsfrage, wie eine Stadt wie Wien dem Hitzekollaps im Sommer entgehen kann. Denn die Erderwärmung bringt immer unerträglichere Lebensbedingungen mit sich.

Es gilt, neben kühlenden Maßnahmen, vor allem das - weltweite – Problem an der Wurzel zu fassen. International, aber eben auch lokal. So sieht es jedenfalls Norbert Mayr, Architekturhistoriker, Initiator und Co-Bauherr über MGG22 – Wohnen morgen. Doch dies werde nicht getan.

IMGGreenwashing Folie Mayr AzW 11 21 Foto Starmühler

Architekturhistoriker und Bauherr Norbert Mayr bemängelte in seinen Vortragsfolien unter anderem das „Greenwashing“ der Wien Energie.

Viel zu viel fossil und viel zu wenig erneuerbar. So sieht er die derzeitige Energiesituation und vermisst genügend Anstrengungen seitens der Stadt Wien und seitens des Energieversorgers. Die Zeit sei zu ernst, um platte Schönfärberei zu betreiben, wie es viele Konzerne derzeit noch betreiben. Insbesondere Energiekonzerne seien in die Pflicht zu nehmen.

In Wien sind erst seit 2019 Ölheizungen ausnahmslos verboten
Norbert Mayr (Foto), der in Wien bereits wegweisende energie-effiziente Gebäude errichtet hat, ging mit der Stadt hart ins Gericht: „In Wien sind erst seit 2019 Ölheizungen ausnahmslos verboten, damals erklärte die damalige Planungsstadträtin Birgit Hebein (Grüne), dass von den durchschnittlich10.000 neuen Wohnungen pro Jahr 8.000 gasfrei sein sollen. Trotz 20 % bzw. 2.000 ,Ausnahmefällen‘ mit Gas-Zentralheizungen nannte Hebein das einen ,europäischen Meilenstein‘.“

Frist um 8 Jahre versäumt
Dabei habe man das Kyoto-Protokoll unterschrieben, das eine viel schnellere Verringerung der fossilen Primärenergie verlange. Mayr: „Wien muss schleunigst 0 % erreichen, die Umsetzungsfrist der EU-Richtlinie 9.7.2017 ist seit mehr als 8 Jahren überschritten.“ Dass ein rascheres Vorgehen im Neubau möglich ist, zeige die Stadt Salzburg, wo seit 2011 keine Öl- oder Gasheizung im energieausweis-relevanten Neubau mehr baugenehmigt werde.

„Mehr Tempo in Wien!“
Mayr verlangt von Wien mehr Tempo und reinen Wein: Die Stadt-Energieplanung solle „bis zum 31.12.2022 ein Maßnahmen-Paket 100 % erneuerbare Energie entsprechend dem Ziel „Klimaneutralität 2040“ im SPÖ-Neos-Programm erarbeiten. Diese Anstrengung muss aus verbindlichen und machbaren Maßnahmen auf allen Ebenen bestehen“.

„Lobbying der Bauindustrie birgt große Gefahren“
Und weiter: „Das Lobbying der Bauindustrie und von Energieversorgungsunternehmen, etwa das Greenwashing der ,Wien Energie‘ birgt die große Gefahr, die Energiewende zu schädigen“. Gut neun Zehntel der 912.000 Wiener Haushalte decken heute ihren Wärmebedarf mit fossilen Brennstoffen. Mayr: 2019 heizten 830.000 Haushalte zu ziemlich gleichen Teilen mit Erdgas und Fernwärme“. Deren erneuerbarer Anteil von gerade einmal 18 Prozent, decke nur gerade die Verluste, zum Beispiel des Verteilnetzes. Die Fernwärme in Wien sei eben NICHT so umweltfreundlich, wie es die Stadt in ihrer Werbung behaupte.

Stadt Wien: „Besser als Einzelheizungen“
Die Stadt Wien sieht das etwas anders und schreibt auf ihrer Website: „Fernwärme ist kapitalintensiv, aber umweltfreundlich. Wenn die mehr als 400.000 Wohnungen, die in Wien mit Fernwärme versorgt sind, mit Heizöl oder Gas beheizt werden würden, gäbe es rund 1,5 Millionen Tonnen höhere Kohlendioxid-Emissionen.“

Website MGG²² einem Wohnquartier Mühlgrundgasse 24/26 mit Fahngasse 8 im 22. Wiener Bezirk. 

Darstellung der Stadt Wien auf der Website (Auswirkungen der Fernwärme auf die Luftqualität)

(hst)

 

 

 

 

 

 

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