Angeblich fallen viele Vögel Windfarmen zum Oper. Stimmt das und wie verhalten sich andere Energieformen im Vergleich dazu?  

Vögel und Windräder. Wie ist ihre Beziehung tatsächlich? Foto: pxhere

Windfarmen – so heißt es – töten Vögel. Dieses Argument gehört zumindest zu den liebsten der kritischen Fraktion bei der Diskussion rund um erneuerbare Energien. Tatsächlich hat man schnell klare Bilder vor Augen. Rotorblätter, die herab- oder heraufsausen und denen die armen Vögel zum Opfer fallen.  

Und es stimmt: Windturbinen töten Vögel. Hochgerechnet sind es laut einer Studie von 2009 ungefähr 0,3–0,4 Vögel, die für jede produzierte GWh ihr Leben lassen. Österreich verbrauchte letztes Jahr laut der Statistik Austria etwa 6.030,28 GWh an Windstrom. Das macht hochgerechnet zwischen 1.809 und 2.412 Vögel.  

Viele Vögel

Diese Zahl klingt erschreckend hoch. Aber diese Daten stehen alleine im Raum. Wir wissen zwar, dass Windstrom eine Menge Vögel auf dem Gewissen hat, aber nicht, wie viele es bei anderen Formen der Energiegewinnung sind. Und genau hier wird die Sache interessant.  

Die gleiche Studie verglich die toten Vögel durch Windkraft mit den toten Vögeln durch fossile Energiegewinnung. Die Zahlen stehen erneut in Relation zu erzeugten GWh Strom: 5,6. Fossile Formen der Energieerzeugung töten im Schnitt 14-mal mehr Vögel als Windkraftwerke für die gleiche Menge an erzeugtem Strom. 

Katzen über Kraftwerke

Mehr Kontext bietet eine weitere Studie, die sich die jährlichen Tode von Vögeln mit menschlicher Schuld oder Mitschuld in Kanada angesehen hat. Die meisten Vögel sterben dabei durch die Krallen von wilden Katzen (1 in 2,3 Vögeltoden), gefolgt von Hauskatzen (1 in 3,4). Es folgen diverse weitere Aufstellungen – Gebäude, Forstarbeit, Landwirtschaft, Stromschläge – und schließlich auch Windkraftwerke. Hier ist es nur noch einer in 14.275 Vögeltoden. 

Solare Probleme

Ebendiese Zahlen können auch auf andere Argumente in der Debatte rund um erneuerbare Energien gebracht umgemünzt werden. Oder zumindest die Logik dahinter. So zum Beispiel bei Solarmodulen, die – wie letztes Jahr eruiert – Giftstoffe wie Blei und Cadmium enthalten und in unter Umständen in den Boden abgeben können.  

Das geschieht mit Sicherheit dann, wenn alte PV-Module nicht korrekt recycelt werden. Es geht in erster Linie also um Probleme nach der Verwendungsperiode, die unter Umständen auftreten können, durch gutes Recycling aber verhindert werden können. Ganz im Gegensatz zu Atomkraftwerken, bei denen selbst das beste Recycling vergebens ist, wenn es um die Endlagerung von nuklearem Material geht.  

Falsche Frage

Die Frage ist bei jeder Form der Energieerzeugung also nicht, ob die Technologie mit einem Schaden für die Umwelt einhergeht. Wir müssen uns als Menschen eingestehen, dass wir auf sämtliche Formen der Energieerzeugung verzichten müssten, wenn wir sämtlich Schäden eindämmen wollen. Was heißt, dass wir komplett auf Strom verzichten müssten. 

Die Frage ist: Welche Methode hat die geringsten Auswirkungen? Oder: Lasst uns nicht fragen, wann Vögel sterben, sondern wie viele es mit welchen Methoden sind. (flb)

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