Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin

Eine Studie sollte beweisen, dass Elektrofahrzeuge das Klima mehr belasten als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Man kann, wie man sah, alles schlecht rechnen.

Elektro-Teslas sind jedenfalls weniger umweltschädlich als Flugzeuge – oder nicht einmal das? Foto: Herbert Starmühler
Elektro-Teslas sind jedenfalls weniger umweltschädlich als Flugzeuge – oder nicht einmal das? Foto: Herbert Starmühler

Hans-Werner Sinn dürfte sein Machwerk in Form einer kürzlichen ifo-Studie schon bereuen. Der angesehene deutsche Ökonom versuchte sich im Elektrotechnischen und ließ seine Mitarbeiter so lange rechnen, bis klar war: E-Autos sind umweltschädlicher als Verbrenner. Das ist natürlich Quatsch. Ein Sturm der Entrüstung ging durch den Blätterwald, aktuell hat sich Bruno Burger, Abteilungsleiter Stromnetze des deutschen Fraunhofer Institutes ISE, scharf gegen missbräuchliche Verwendung seiner ISE-Studienergebnisse in Hans-Werner Sinns Elaborat verwehrt.

Was ist passiert?
Es passiert, was immer passiert, wenn man die Umweltverträglichkeit anhand der verbrauchten Energie darstellen will: Man unterstellt, dass möglichst viele Prozesse der Herstellung, der Nutzung und der Entsorgung mithilfe stark CO2-emittierender (Primär-)Energien einhergehen. Das geht am besten in den Darstellungen zum Strommix: Da nicht bekannt ist, welche Primärenergie in Schweden, Shanghai oder USA genau für welche Schraube, für welches Blech und welche Batterie eingesetzt werden, rechnet man am besten mit dem Schlechtesten. Kohlestrom für Elektrofahrzeuge – das macht gleich ordentlich was aus.

Verunreinigungen hochrechnen
Doch das, Herr Sinn, ist eben Unsinn. Und erinnert uns an den Streit bei der neuen österreichischen OIB-Richtline 6, die für Heizungen ebenfalls stark diskutierte Durchschnittswerte der "Verunreinigung" des eingesetzten sauberen Stroms durch saisonale und lokale Strommixe annimmt. Doch dort streiten wenigstens die Vertreter der Branchen, die ein nachvollziehbares Interesse haben, ihre Kessel oder Heizpaneele gut darzustellen. Mit einer "unabhängigen" Studie, die den Namen nicht verdient daherzukommen, erstaunt uns doch sehr. 

CO2 verringern
Viel gescheiter ist es, sich nun nach der Decke zu strecken und alle Prozesse und "Verunreinigungen" zu minimieren. Wie schaffen wir es, CO2-Emissionen von Heizungen, Antrieben und Prozesstechnologien stets weiter zu senken. Natürlich ist ein Elektro-Auto, bei dem ALLES mittels Kohlestrom hergestellt und betrieben wird umweltschädlicher als ein Verbrenner – doch wer will so etwas, wer will derartiges ernsthaft betreiben? Ganz im Gegenteil: Die Branchen arbeiten teilweise schon sehr, sehr erfolgreich daran, Gebäude und Mobilität emissionsarm zu machen. Und zwar im gesamten Lebenszyklus der Produkte.

Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.