Die Tüftler Johann und Josef Wurhofer aus Oberösterreich haben die alte Idee des Holzvergasers zeitgemäß umgesetzt. Aus Holz wird einerseits Strom hergestellt - mit der Abwärme, die der Motor abwirft, wird das ortsansässige Fernwärmenetz mitgeheizt.
Wirtschaftsminister Mitterlehner hat es in der Hand - der erste Entwurf ist aber noch nicht der große Wurf.


Wie kann aus Holz Strom erzeugt werden? »Im Grunde ganz einfach: Erst wird es gehäckselt, dann in einer neuartigen Maschine verarbeitet, landet als Strom im Transformator und wird weiter an die Steckdosen der Neukirchner Haushalte geschickt«, erklärt Johann Wurhofer aus Neukirchen, Bezirk Braunau den oberösterreichischen Nachrichten.

Es ist in der Form weltweit die erste Maschine: Aus einem natürlichen Produkt wird einerseits Strom hergestellt; mit der Abwärme, die der Motor abwirft, wird das ortsansässige Fernwärmenetz mitgeheizt und der Brennrückstand ist reiner Kohlenstoff, der wiederum einerseits als Heizmaterial oder pelletiert sogar als Blumendünger verwendet werden kann. Und sonst bleibt nichts übrig. – Auf diese Art und Weise wird die neue Holzverstromungsanlage, die in Neukirchen gerade gebaut wird, arbeiten.

Die Brüder Johann und Josef Wurhofer tüftelten schon lange Zeit an dieser alten, und jetzt auf neuesten technologischen Stand gebrachten, Idee: „Mein Vater hat schon vor vielen Jahren mit einem Lastwagen, der mit einem Imbert-Holzvergaser angetrieben wurde, die Butter nach Salzburg gefahren, weil es keinen Treibstoff gab. Die Leute waren damals erfinderisch“, erzählt Johann Wurhofer, „was damals funktioniert hat, tut es auch heute.“

In einem Verfahren wird aus groben Holzschnitzel Gas entnommen. „Wir wollen die volle Energie aus dem Holz, entnehmen ihm 90 Prozent vom Gas, speisen damit einen Motor an. Dieser hat wiederum einen Generator angeschlossen, der Strom erzeugt“, erklärt Johann Wurhofer. Der Strom läuft sofort in den Transformator, der neben der Halle steht.

Die EnergieAG hat die ganze Gemeinde mit einer Art Ringleitung verkabelt und kann alle Transformatoren in Neukirchen verschalten. Im Katastrophenfall könnten die Leitungen, die aus Riedersbach kommen, gekappt und die Haushalte mit eigenem Strom versorgt werden.
In der ersten Bauphase werden zwei Module zum Laufen gebracht, die Strom für zirka 800 Haushalte erzeugen. Ein weiteres Modul soll noch entstehen. Neben dem Strom liefert die neue Anlage auch Wärme. „Aus einem Drittel des eingesetzten Produktes gewinnen wir Strom und aus zwei Dritteln Abwärme. Diese nutzen wir für das Fernwärmenetz“, erläutert Johann Wurhofer, der auch dortiger Obmann ist.
„In den heißen Monaten stellen wir den unwirtschaflichen Sommerbetrieb ein und heizen mit der Motorwärme aus unserer Anlage das Warmwasser für die 200 Objekte, die an der Fernwärme angeschlossen sind. Dadurch sparen wir wieder eine Menge Hackschnitzel.“
Bis im Oktober vorigen Jahres der Grundstein für die Holzverstromungsanlage gelegt wurde, sind viele Jahre vergangen. Eine Menge Skepsis mussten die Brüder bekämpfen, weil die Holzvergasung generell auch Rückschritte erleben musste: „Aber nur deshalb, weil in einer verkehrten Temperaturzone vergast wurde. Wir sind, gemeinsam mit der Firma Urbas, draufgekommen, dass wir anstatt der bisherigen 300 bis 400 Grad eigentlich mit 600 bis 700 Grad Vergasungstemperatur fahren müssen.“ Dadurch würden sich die Benzole, die umweltschädlich sind und Rückstände im Kamin bilden, spalten und wiederum Energie erzeugen.

Das Pilotprojekt – das von den Brüdern Wurhofer gemeinsam mit der Kärtner Maschinenfabrik Urbas entwickelt und gebaut wird – soll in einem Monat laufen. „Wir sind ein super Team und haben so viel Hilfe von so vielen Leuten bekommen, sonst würde es nicht so gut laufen“, freut sich Wurhofer. Neben der neuen Technologie entwickelten sie unter anderem eine Permanenttrocknung und eine Fördertechnik mit Schubsender.
Die Nachfrage ist groß und bereits grenzüberschreitend. Am Tag der Biomasse, am 4. sowie 5. Juni ist die Eröffnung.
„Mit dieser Anlage alleine können wir die Welt nicht retten, aber mit einem Energiemix aus Sonne, Wind und Wasser. Das sind wir unserer Umwelt und unseren Kindern schuldig“, sagt Johann Wurhofer. Er mahnt aber auch zum vorsichtigen Umgang mit Holz: „Hier am Land haben wir genug Holz, aber es bringt nichts, wenn es erst wieder mit dem Lastwagen kilometerweit in die Großstädte transportiert werden muss.“

Quelle: OÖ Nachrichten
Abb: proPellets/energiebau.at

Ein weiteres Beispiel zur Stromerzeugung aus Biomasse stellen wir Ihnen in der Printausgabe energie:bau 2/2011 vor (Erscheinungstermin 15.4.)

 

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