Eine kleine Gemeinde macht es vor – und beschämt alle Pessimisten: Dank Windkraft, Photovoltaik und Biomasse wurde die Gemeinde vollständig energie-unabhängig.
Wenn alle Systeme zusammenpassen, kann eine Gemeinde energieautark werden: Im Bild das Schema von Feldheim.
In letzter Zeit bekommt die kleine Gemeinde Feldheim südwestlich von Berlin regen Besuch: Delegationen aus allen Windrichtungen möchten sich ansehen, wie das geschafft werden konnte. Aus Frankreich kommen Interessierte ebenso wie aus Japan und aus dem afrikanischen Sansibar.
Im Ortsteil Feldheim der brandenburgischen Stadt Treuenbrietzen wurde eines der spektakulärsten Gesamtkonzepte für eine dezentrale regenerative Energieversorgung von Unternehmen, Privathaushalten und Kommunen verwirklicht.

Unabhängigkeit durch privates Netz
Das Besondere am Feldheimer Konzept ist das separate Nahwärme- und Stromversorgungsnetz, über das die vor Ort erzeugte Wärme und Elektrizität direkt an die Verbraucher geleitet wird. Auf diese Weise werden Kosten und Abhängigkeiten von den Netzen der traditionellen Energieversorger vermieden.

Der nahe gelegene Windpark mit 43 Windrädern (installierte elektrische Leistung: 74,1 MW) bildet das Rückgrat der lokalen Stromversorgung, während die Wärme von der ortsansässigen Biogasanlage geliefert wird. Die natürlichen Fluktuationen der Windstromversorgung werden zukünftig in einer zweiten Ausbauphase durch einen Batteriespeicher der neuesten Generation ausgeglichen. Für den zusätzlichen Wärmebedarf an besonders kalten Tagen steht ein modernes Holzhackschnitzel-Heizwerk zur Verfügung.

Finanzierung mit vereinten Kräften
Eigentümerin des örtlichen Wärme-Netzes ist die Feldheim Energie GmbH & Co. KG, in der sich die angeschlossenen Haushalte, Unternehmen sowie die Stadt Treuenbrietzen zusammengeschlossen haben.
Eigentümerin des separaten Stromnetzes zur Versorgung der angeschlossenen Endverbraucher ist die Energiequelle GmbH und Co. WP Feldheim 2006 KG.
Die für den Bau der separaten Strom- und Wärmeversorgungsnetze erforderlichen hohen Investitionen konnten jedoch von der Gemeinde und den Anwohnern nicht allein bewältigt werden. Deshalb wurden zusätzliche Mittel von der Energiequelle GmbH sowie aus EU-Förderprogrammen zur Verfügung gestellt.

Fast Vollbeschäftigung hat der Ort mit 145 Einwohnern, allein 70 Arbeitsplätze vor Ort. Der Bürgermeister von Treuenbrietzen, Michael Knape, ist stolz auf das Erreichte und sieht durchaus Potenzial für Neues. Feldheim soll ein Energieforum – ein Kompetenzzentrum zum Thema neue Energien werden. Für 3 Millionen Euro wird der leerstehende Gasthof umgebaut. Der Informationsbedarf ist groß. Ein reger Energietourismus hat sich entwickelt. Das Projekt lockt Besucher aus der ganzen Welt.


Biogasanlage Feldheim
installierte elektrische Leistung: 500 kW
Input: 2.000 m3/a Schweinegülle
1.500 m3/a Rindergülle
6.125 t/a Maissilage
650 t/a Getreideschrot

Output: 11.250 m3/a Wirtschaftsdünger
Inbetriebnahme: Dezember 2008
Energieproduktion: ca. 4.000.000 kWh/a Strom
ca. 4.300.000 kWh/a Wärme
davon ~ 12,5 % Eigenbedarf ? 540.000 kWh/a
(3,76 Mio kWh/a für Wärmenetz)

Nahwärmenetz Feldheim
Länge: 3.000 m
Anschlüsse: 41 Wohngebäude (? 92 %)
3 x Agrarbetrieb (Sauenanlagen)
1 x EQ-SYS GmbH (Produktionsbetrieb)

Preise
Strom Grundgebühr 5,95 €/Monat
(Planung) 16,6 Cent/kWh
Wärme Grundgebühr 29,95 €/Monat
7,5 Cent/kWh

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