Erwartungsgemäß hat Österreich auch 2009 das vorgeschriebene Kyoto-Ziel verfehlt. Die politischen Reaktionen sind ebenfalls wenig überraschend.
Die Windbranche rechnet mit einer angemessenen Fortführung des verordneten Einspeisetarifs über 2010 hinaus.


Vom vorgeschriebenen Ziel von 68,8 Millionen Tonnen ist man - unter Miteinbindung der "flexiblen Mechanismen so wie der Neubewaldung und Entwaldung" - weiterhin 5,1 Millionen Tonnen entfernt. 2009 wurden mit 80,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten um 6,8 Millionen Tonnen Treibhausemissionen weniger verzeichnet als 2008. Umweltminister Niki Berlakovich (V) sprach bei einer Pressekonferenz zwar von einem "positiven Trend", die Zahlen für 2010 könnten allerdings wieder unerfreulicher aussehen: „Wir haben in den vergangenen Jahren einige richtungsweisende Initiativen im Klimaschutz gesetzt – bei der Gebäudesanierung, der Förderung erneuerbarer Energieträger und im Verkehr, Stichwort Biokraftstoffe und Spreizung der Normverbrauchsabgabe (NOVA). Diese Maßnahmen sind nachweislich erfolgreich."

Die größten Sorgenkinder in der Bilanz sind weiterhin der Verkehr und die Industrie. Im Verkehr sind die Emissionen zwar um 0,9 Tonnen im Vergleich zu 2008 zurückgegangen, dennoch lag man mit 2,8 Millionen Tonnen im Jahr 2009 recht deutlich über den Vorgaben. Die Industrie lag 2,1 Millionen Tonnen darüber. Beim Verkehr gibt es aber einen Lichtblick: Durch den verstärkten Einsatz von Biokraftstoffen konnten in Teilbereichen 1,7 Millionen Tonnen gespart werden, was auch weiter forciert werden soll. Zudem will Berlakovich, dass bis zum Jahr 2020 insgesamt 250.000 Elektroautos in Österreich unterwegs sind.

Der sinkende Trend an CO2-Emissionen in Österreich dürfte auch mit der Wirtschaftskrise - und damit weniger Verkehr und Industrie - einhergehen. Für 2010, wo die Wirtschaft offenbar wieder angesprungen ist, könnte es CO2-mäßig auch wieder schlechter ausgesehen haben. Der Geschäftsführer des Umweltbundesamtes, Georg Rebernig, erwartet, dass die Zahlen im vergangenen Jahres wieder gestiegen sind und in Richtung 2008 tendieren.

Während Berlakovich die Gelegenheit nutzte um sich selbst ein positiv-durchwachsenes Zwischenzeugnis auszustellen, bezeichnen die Grünen das Ergebnis als "erbärmlich und peinlich".„Die Treibhausgasbilanz für das Jahr 2009 belegt, dass trotz wirtschaftsbedingtem Rückgang der Emissionen das Kyoto-Ziel um Lichtjahre verfehlt wird“, kommentiert Umweltsprecherin Christiane Brunner die heute präsentierten Zahlen des Umweltministeriums. Nur nur ein minimaler Teil der aktuellen Reduktion seien dem Ausbau Erneuerbarer Energien und anderen Klimaschutzmaßnahmen zuzuschreiben. Das Gros der Emissionsminderung sei wirtschaftskrisenbedingt im Industriesektor erfolgt und - da dieser dem Emissionshandel unterliegt - für unsere Kyoto-Verpflichtungen noch nicht einmal anrechenbar.
Brunner: „Wer den Verkehrssektor mit dem Klimaschutz in Einklang bringen will kommt um Reduzierung des Verkehrs und um Verlagerung auf energieeffizientere Verkehrsmittel, insbesondere die Schiene, nicht herum. Regierung und ÖVP-Bundesländer hingegen bauen weiterhin Straßen als gäbe es kein Kyoto und kein Morgen. Die LKW-Lobby wird gefördert, aber beim Schienennetz in den Regionen herrscht Kahlschlag, in den Ballungsräumen Feinstaubalarm."

Quellen: Lebensministerium, Grüne
Foto: Pixelio

Leserbriefe, Anmerkungen, Kommentare bitte an redaktion(at)energie-bau.at

ebau newsletter