Immer mehr Experten zweifeln am Überleben des britischen Ölkonzerns BP. Überhaupt könnte es das Ende des Tiefsee-Ölbohrens bedeuten.
Die Ölwirtschaft steht möglicherweise vor großen Umwälzungen
Zuletzt räumte der US-Ökonom Jeff Rubin im Standard-Interview dem Konzern kaum mehr Chancen ein, das Jahr 2010 wirtschaftlich zu überleben. Es sei nur mehr eine Frage der Zeit, bis BP untergehe oder von einem Mitbewerber geschluckt werde.

Interessant sind seine - möglicherweise aber auch durch Eigeninteressen gefärbten - Aussagen zu den generellen Folgen des Unglückes. Durch die exorbitanten Versicherungs- und Finanzierungskosten würden die Tiefseebohrungen unwirtschaftlich.


Hier die weiteren Schlussfolgerungen im Interview des STANDARD:

Was passiert, wenn kein Tiefseeöl mehr gefördert wird?
Rubin: Wir müssen heute immer mehr Öl finden, nur um weiterhin gleich viel verbrauchen zu können. Das einfach zu fördernde Öl, das drei, vier Dollar pro Barrel kostet, geht aus. Derzeit ersetzen wir es mit Tiefseeöl, das mindestens 60 Dollar pro Barrel kostet. Wenn wir die Tiefseeförderung abdrehen, sind wir abhängig von Teersand - und dann kostet ein Barrel eine dreistellige Summe.

Was bedeutet das für die globale Wirtschaft?
Rubin: Derzeit ist unsere Wirtschaft so organisiert, dass die Produktion getrennt ist von den Märkten. Das lohnt sich wegen der Lohnunterschiede, braucht aber enorm viel Energie. In einer Welt, in der Öl dreistellige Beträge kostet, macht es keinen Sinn mehr, Stahl von China nach Nordamerika zu importieren. Die Kosten übersteigen die Lohnunterschiede - auf einmal würden die Stahlwerke zurückkehren in die USA. Länder werden auch Agrarprodukte wieder vermehrt selbst erzeugen. Der globale Handel wird niemals mehr so wachsen wie früher, stattdessen wird regionaler Handel zunehmen.

Wann rechnen Sie mit dreistelligen Ölpreisen?
Rubin: Wenn die Weltwirtschaft weiter wächst nächstes Jahr. Wenn wir nicht die Art ändern, wie unsere Wirtschaft organisiert ist, wird die Grenze des Öls sich sehr schnell in die Grenze des BIP verwandeln.

Auch die britische Regierung macht sich im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe Sorgen: Die Londoner Zeitung "The Times" berichtete, die britische Regierung treffe Vorbereitungen für den Fall eines Zusammenbruchs von BP. Premierminister David Cameron lasse prüfen, inwiefern eine Pleite des Energiekonzerns britische Interessen beeinträchtigen könnte. (FAZ)


Quelle:
Artikel im Standard: standard.at
Artikel in der FAZ

Bild: starmühler.at

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