Niedrige Tarife bringen Alternativ-Energie ins Wanken. Ex-Landesrat Blochberger zieht jetzt die Konsequenzen.
Österreichs Biogasbranche fordert höhere Einspeisetarife, um schwarze Zahlen schreiben zu können.
Wenn sich nichts ändert, ist die Biogas-Branche tot", sagt Franz Blochberger, Geschäftsführer der Biopower GmbH und ehemaliger Agrarlandesrat gegenüber dem "Kurier". Er musste vor wenigen Tagen Konkurs anmelden. "Wir haben alles versucht. Aber seit zweieinhalb Jahren war klar, dass es so nicht weitergeht."

Blochberger betreibt zwei Biogas-Anlagen im Weinviertel - in Retz und Ziersdorf. Zuletzt häufte sich ein Schuldenberg von 12,2 Millionen Euro an, die Bawag stellte den Kredit fällig. "Auf die zuliefernden Bauern hat das keine Auswirkungen", beruhigt Blochberger. "Raiffeisen nimmt die Ernte ab und wickelt das mit den Lagerhäusern ab," meint Blochberger.

Laut Creditreform sind 99 Gläubiger betroffen, eine 20-Prozent-Quote wurde angeboten. Blochberger will um seine Firma kämpfen. "Das Ziel ist Fortbestand." Und das trotz der schwierigen Marktsituation. Denn die Einspeistarife machen den Biogasanlagen-Betreibern das Leben schwer. "Wir bekommen 14,5 Cent pro Kilowattstunde. Nötig wären 22 Cent." Die Politik sei gefordert. Blochberger ist nicht der einzige, der ums Überleben kämpft. Mehr als 300 Betreiber gibt es in Österreich. "20 sind in Konkurs gegangen", sagt Blochberger.

So sieht etwa im Waldviertel die Situation alles andere als rosig aus. "Schon die vergangenen Jahre waren für uns eine einzige Dürreperiode. Aber weil die neuen, etwas besseren Einspeistarife erst für 2012 (voraussichtlich 18 Cent ab Juli, Anm.) vorgesehen sind, könnte bis dahin einem großen Teil der Anlagen das Geld ausgehen. Die Banken werden nicht länger geduldig sein", klagt Norbert Hummel, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bioenergie. Der Experte fürchtet, dass nur 50 bis 60 Prozent der bestehenden Anlagen überleben werden.

Mit einem verzweifelten Appell hatte Rudolf Zehetbauer, Obmann einer Biogasgenossenschaft in Drosendorf die Regierung angefleht, den Biogaserzeugern mit dem Ökostromgesetz eine neue Chance zu geben. Er ist bitter enttäuscht.

Den kommenden Herbst wird er nutzen müssen, um seinen 42 Mitgliedern zu erklären, dass der Bund sie hängen lässt und sie sich selber etwas einfallen lassen müssen, damit die Anlage nicht pleite geht. Das könnte er sich gar nicht leisten - als haftender Obmann. Dass die Bauern das seit zwei Jahren ausstehende Geld für ihre Biomasse bekommen, scheint vorerst ausgeschlossen. "Vielleicht müssen wir sogar unseren einzigen Mitarbeiter kündigen. Und mancher Bauer, der so eine Anlage alleine betreibt wird sich plötzlich verschuldet finden", sagt Obmann Zehetbauer bitter.

"Das Gesetz knüpft höhere Förderungen an Investitionen, die viele Anlagen derzeit gar nicht finanzieren können", klagt Norbert Hummel. "Die Chance, unsere Zukunftsmöglichkeiten zu unterstützen, wurde überhaupt nicht genutzt", ergänzt er. Gerade weil andere Alternativmethoden wie Windkraft und Fotovoltaik Strom produzieren, der nicht gespeichert werden kann, wäre Biogas eine echte Chance.

Quelle: kurier.at
Foto: Franke

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