An einem Dienstag um 07:15 Uhr verließ Stockholms neuer Star „Nova“ sein Dock im ruhigen Vorort Tappström, angetrieben von seinen Elektromotoren, und hob ab. Lautlos einen Meter über der Wasseroberfläche flog es die 15 km lange Strecke zum Stockholmer Rathaus in etwas mehr als 30 Minuten.
Die weltweit erste elektrische Tragflächenfähre hat ihren Betrieb aufgenommen. Candela P-12 „Nova“ soll die Emissionen des öffentlichen Nahverkehrs in Stockholm reduzieren und gleichzeitig die Pendelzeiten halbieren. „Dies ist ein Paradigmenwechsel für den städtischen Nahverkehr und eine Wiederbelebung unserer Wasserstraßen“, sagt Gustav Hasselskog, Gründer und CEO der Erzeugers Candela.
Für die Pendler des weltweit ersten elektrischen Tragflächenschiffs verkürzte sich der übliche morgendliche Pendelweg fast auf die Hälfte.
Für Stockholm – und möglicherweise die ganze Welt – könnte dies eine Zukunft bedeuten, in der der Wassertransport in der Stadt nachhaltig, erschwinglich und schneller ist als das Autofahren.
80 Prozent weniger Energieverbrauch
„Nova“ ist das erste Modell des neuen P-12-Modells von Candela, das in Betrieb genommen wird. Seine computergesteuerten Tragflächen heben den Rumpf über das Wasser und reduzieren den Energieverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Schiffen um 80 %, indem sie die Wasserreibung verringern.
„Herkömmliche Schiffe haben sich in 100 Jahren kaum weiterentwickelt und gehören zu den am wenigsten energieeffizienten Transportmitteln, nur ein Kampfpanzer kann mithalten“, sagt Gustav Hasselskog.
Weniger Widerstand bei hohen Geschwindigkeiten
Die Herausforderung bei herkömmlichen Schnellschiffen besteht darin, dass sie bei hoher Geschwindigkeit enorme Mengen an Energie verbrauchen, wenn sie durch das Wasser pflügen. Dies erschwert die Elektrifizierung, da ihre Reichweite selbst mit großen Batterien begrenzt ist.
Der Wassertransport ist teuer und langsam, da die Schiffe große Wellen erzeugen, was ihre Geschwindigkeit in der Innenstadt begrenzt. Dennoch reisen viele Pendler gern auf dem Wasser. Die Region Stockholm möchte alle Schiffe auf erneuerbare Energien umstellen, um Emissionen zu reduzieren und störende Kielwasser zu minimieren.
25 Knoten – die schnellste elektrische Fähre der Welt
Dank ihrer Tragflächenboot-Technologie ist „Nova“ nicht nur die schnellste elektrische Fähre der Welt, sondern auch die schnellste der öffentlichen Verkehrsmittel Stockholms. Sie fährt mit 25 Knoten und übertrifft damit die dieselbetriebenen V-Klasse-Fähren, die zuvor den Geschwindigkeitsrekord hielten.
Ekerö, Stockholms am schnellsten wachsender Inselvorort, liegt nur 15 km vom Stadtzentrum entfernt. Das Pendeln dauert jedoch mit herkömmlichen Fähren aufgrund von Geschwindigkeitsbeschränkungen normalerweise eine Stunde, oder mit Bus/U-Bahn und Auto, wo es in der Hauptverkehrszeit zu Staus kommt. Durch die Verkürzung der Fahrzeit auf eine halbe Stunde bringt die neue Tragflächenbootlinie Ekerö näher an die Hauptstadt.
„In vielen Städten führt der kürzeste Weg über das Wasser, die älteste Infrastruktur der Menschheit. Heute werden unsere Wasserwege aufgrund der hohen Kosten, der Bedenken hinsichtlich des Kielwassers und der Emissionen herkömmlicher Schiffe nicht ausreichend genutzt. Wenn wir dieses Potenzial freisetzen können, können wir Städte attraktiver machen“, sagte Gustav Hasselskog.
Mit seiner Energieeffizienz benötigt „Nova“ keine kostspielige Dockinfrastruktur, sondern wird stattdessen an einem normalen Schnellladegerät für Autos am Rathaus aufgeladen. Dank seiner großen Reichweite kann es den Zeitplan herkömmlicher Dieselfähren einhalten und während der typischen Mittagspause aufladen.
„Nova“ wird in Betrieb sein, bis die Gewässer zufrieren. Im Frühjahr wird der Betrieb wieder aufgenommen und bis August 2025 fortgesetzt.
Aber schon vor seiner offiziellen Einführung hatte Candelas P-12 in der Schifffahrtsbranche für Aufsehen gesorgt. Im Jahr 2024 erhielt Candela Bestellungen aus Saudi-Arabien, Neuseeland und Berlin, weitere Kunden werden noch bekannt gegeben.
Hier geht es zum > Hersteller Candela. (engl.)