In den vergangenen Jahren verstärkte sich ein Trend: Während Löhne und Gehälter moderat stiegen, explodierten die Immobilienpreise. Letzteres geschah vorwiegend in den größeren Städten Europas. Dort, wo Arbeitsplätze und ein großes Kultur- und Gastronomieangebot locken, dort wird wohnen immer schwerer leistbar. Junge Leute mit Nettoeinkommen von monatlich 1.500 oder 2.000 Euro geben einen immer größeren Teil für ihre Wohnung aus.
Selbst kleine Wohnungen mit schlechter Ausstattung kosten in Berlin oder Wien schnell einmal 600 bis 800 Euro, oft kommen noch Heizungs- oder Stromkosten und die Internetanbindung dazu. Tausende junge Menschen in Wien, Millionen in Europa kommen daher kaum über eine Sparleistung von mehr als 100 oder 200 Euro pro Monat. Doch selbst wenn es 400 Euro wären, so sind das jährlich nur 4.800 Euro. Macht in zehn Jahren 48.000 Euro aus.
Für eine 70-Quadratmeter-Wohnung in Wien sind aber schnell einmal 400.000 - 500.000 Euro zu veranschlagen. Das wären dann 100 Jahre Sparen, um die Wohnung sein/ihr eigen nennen zu können.
Die Modellrechnung zeigt: Das Wohnen in der Stadt ist zu teuer geworden. Die hohen Mieten und Nebenkosten vereiteln notwenige Sparleistungen. Oder wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt: „Der Schlüssel dafür, dass auch ärmere Haushalte Vermögen aufbauen können, liegt in der Wohnungspolitik. Die ideologischen Grabenkämpfe um Mietpreisbremsen und Immobilienhaie dürften nicht dazu beitragen, dass hierzulande rasch zu wirksamen Änderungen kommt.“
Muss es aber. Denn die Coronakrise vergrößert den Riss: Mehr Kurzarbeit, mehr Arbeitslose, weniger Einkommen. Keine gute Perspektive für den Vermögensaufbau und die Aussicht, einmal eine eigene Wohnung beziehen zu können.
(hst)