Kommentar von Elisabeth Berger
Geschäftsführerin der Vereinigung der österreichischen Kessellieferanten
Der Energieverbrauch muss drastisch gesenkt werden, nur dann kann er zu 100% mit erneuerbarer Energie gedeckt werden. Die Lösung für den Wärmesektor: Hochwertige Anlagen mit geringstem Energieverbrauch.
Die Frage sollte nicht sein, welche Energie wir nutzen, sondern wir viel wir verbrauchen. Foto: pxhere
Die politische Diskussion wird regelmäßig von einem Schlagabtausch zwischen Vertretungen erneuerbarer Energie und fossiler Energie beherrscht. Eine völlige Themenverfehlung: Erst muss der Energieverbrauch deutlich reduziert werden, nur dann kann dieser mit erneuerbarer Energie gedeckt werden. Dies sollte oberstes Ziel aller sein, wenn wir unsere Abhängigkeit von Lieferungen aus Supermächten und solchen, die es gerne wären, reduzieren möchten.

Hier geht es nicht um völlige Autarkie, aber immerhin um die Möglichkeit, für den Ernstfall ein Stück Unabhängigkeit zu erhalten und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Für ein warmes Zuhause
Eines der wesentlichen Grundbedürfnisse – insbesondere im Winter – ist dabei nicht das Auto, sondern ein warmes Zuhause! Darum ist es besonders wichtig, den Fokus auf den Wärmebereich zu legen.

Hier gibt es eine einfache Faustregel: Je hochwertiger das Gerät und die Installation, desto geringer der Energieverbrauch. Welche Heizsysteme und welche Energieträger zum Einsatz kommen, sollte dabei ausschließlich in der Entscheidungskompetenz der Planenden und Bewohnenden liegen, da nur sie die Lage des Gebäudes und die Bedürfnisse genau kennen. Dirigistische Vorgaben der Politik und Verwaltung sind hier mehr als entbehrlich, solange die Kriterien Effizienz und Erneuerbar erfüllt sind.

Unkontrollierter Ausbau
Mit großer Sorge beobachten wir den unkontrollierten Ausbau jeglicher Netze: Unkoordiniert wurden Strom, Gas und Fernwärmenetze auf der gleichen Strecke ausgebaut. Dabei wurde der Bedarf nach Wärme aufgrund der ebenfalls forcierten Dämmung der Gebäude geringer und nicht mehr! Die Menschen dürfen nun die Dämmung der Häuser (Reduktion des Wärmebedarfs), die Verstärkung der Stromnetze (PV-Strom und E-Mobilität), die Erhaltung der Gasnetze und den Ausbau der Wärmenetze finanzieren – direkt oder indirekt. Schließlich bezahlen wir ja auch alle Förderungen selbst.

Eigentlich sollte intelligente Energieraumplanung sich genau damit beschäftigen, wo welche Netzinfrastruktur langfristig wirtschaftlich betrieben werden kann, da der Bedarf ja stark zurückgehen soll und wird. Unter diesen Prämissen müsste es eigentlich zu einem Rückbau von Wärmenetzen kommen und nicht zu einem Ausbau!

Will man vor kräftigen Netzkosten gefeit sein, empfiehlt es sich, in die weitestgehende Unabhängigkeit von öffentlichen Netzen zu investieren – am Besten mit Hybridanlagen. Die kann auf den individuellen Bedarf einreguliert werden und eröffnet die Möglichkeit zwischen Energieträgern zu wechseln. Sei es aus Gründen der Verfügbarkeit oder des Preises.

Europäische Ziele
Auch aus europäischer Perspektive werden unwirtschaftliche Wärmenetze zusehends ein Problem werden: Die Erneuerbaren-Richtlinie sieht vor, dass Kunden den Vertrag bei ineffizienten Wärmenetzen kündigen können und „hocheffiziente“ KWK-Anlagen nur noch dann angerechnet werden können, wenn diese mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Eine große Herausforderung für heimische Betreiber.

Abfall muss erst recycelt und nur der der kleine Rest darf verbrannt werden, womit der klassischen Müllverbrennung ein Geschäftsmodell wegfällt. Die Produktion und der Verbrauch von erneuerbarer Energie vor Ort soll4n forciert und nicht behindert werden. Die EU setzt damit klar auf dezentrale Energie- und Wärmeerzeugung.

Wir können genau für diese dezentrale Strategie vielfältige Technologien anbieten: Hocheffiziente Raumheizgeräte gibt es für alle Energieträger – feste, flüssige, gasförmige und elektrische. Wir wünschen uns, dass diese auch bald zum Einsatz kommen und gegen alte Energieschleudern getauscht werden.
Elisabeth Berger

Dr. Elisabeth Berger

Geschäftsführerin der Vereinigung der österreichischen Kessellieferanten

vertritt die Vereingung der österreichischen Kessellieferanten mit dem Ziel einer energieeffizienten Zukunft.