Nach heftiger Kritik an geplanten Biomasseimporten haben sich Vattenfall und das Land Berlin auf ambitionierte Nachhaltigkeitskriterien für holzartige Biomasse geeinigt. Ein Präzendenzfall, der Schule machen könnte.
Gasturbinenlieferung für das neue Verbund-Kraftwerk in Mellach


Im Februar berichteten wir über das Berliner Biomasse-Großprojekt (s. Biomasse-Studie schlägt erste Wellen): Aufgrund der vorgesehenen Holzimporte aus Afrika waren zwei geplante Biomasse-Kraftwerke heftiger Kritik ausgesetzt, welche im Rahmen eines Einsparcontracting-Vertrags zwischen Berlin und Vattenfall 2019 in Betrieb gehen sollen. Nun haben Berlins Umweltsenatorin Katrin Lompscher und Tuomo Hatakka, Vorstandsvorsitzender der Vattenfall Europe AG ein Abkommen über Kriterien zur Nachhaltigkeit der Beschaffung von holzartiger Biomasse unterzeichnet.

Vattenfall verpflichtet sich darin, die vereinbarten Nachhaltigkeitsstandards für die Biomassebeschaffung sofort anzuwenden und nicht auf verbindliche gesetzliche Regelungen zu warten. Die vereinbarten für alle Bezugsquellen gültigen Kriterien beziehen sich auf die Aspekte Reduzierung von Treibhausgasen sowie die Vermeidung von negativen direkten und indirekten Effekten für Umwelt und Bevölkerung.

Umweltsenatorin Lompscher erklärt: „Mit der heute unterzeichneten Vereinbarung betreten wir Neuland. Obwohl mittelfristig zur Senkung des CO2-Ausstoßes sowohl international als auch in Deutschland verstärkt feste Biomasse genutzt werden soll, gibt es dafür bisher keinerlei rechtliche Vorgaben für Nachhaltigkeitskriterien. Wir haben nun mit wissenschaftlicher Unterstützung des IFEU-Instituts erstmals mit Vattenfall verbindliche und überprüfbare Nachhaltigkeitskriterien für feste Biomasse entwickelt.
Neben ökologischen wurden auch soziale Nachhaltigkeitskriterien formuliert. Die Einhaltung der Kriterien soll grundsätzlich durch bewährte Zertifizierungssysteme wie beispielsweise FSC garantiert werden. Alle zwei Jahre findet eine externe Überprüfung aller diesbezüglichen Unterlagen (z. B. Zertifizierungsberichte, Klima- und Massenbilanzen, Berichte zu indirekten Effekten) durch einen gemeinsam beauftragten unabhängigen Gutachter statt. Anschließend werden diese Ergebnisse veröffentlicht. Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Vereinbarung auch für Andere Maßstäbe für den Einsatz fester Biomasse setzen.“

Tuomo Hatakka, sieht das Unternehmen durch diese Vereinbarung in seinen Biomasseaktivitäten bestärkt: „Holzartige Biomasse ist ein zukunftssicherer Brennstoff, den wir sehr verantwortungsbewusst einsetzen. Es war deshalb naheliegend, uns mit dem Berliner Senat auf der Grundlage unserer ausführlichen Vorarbeiten auf vernünftige und überprüfbare Nachhaltigkeitskriterien zu einigen. Sie schaffen die Voraussetzungen, um holzartige Biomasse auch auf dem internationalen Markt zu beziehen und ermöglichen damit eine langfristige, stabile und verantwortungsbewusste Nutzung des regenerativen Brennstoffs. Die Vereinbarung mit dem Land Berlin bestätigt uns darin, den nachhaltigen Einsatz von Biomasse konzernweit umzusetzen und innerhalb der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter nachhaltig auszubauen.“

Das Land Berlin und die Vattenfall Europe AG haben am 8. Oktober 2009 eine gemeinsame Klimaschutzvereinbarung unterzeichnet. Darin bekennt sich Vattenfall zur Unterstützung des Landes Berlin bei der Erreichung seines Ziels, bis zum Jahr 2020 die CO2-Emissionen in der Stadt um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren. Als Beitrag hierzu hat sich Vattenfall verpflichtet, seine absoluten CO2-Emissionen in der Stadt bis 2020 um mehr als 50 Prozent zu reduzieren (Basis: 1990).

Vereinbarung im Wortlaut auf vattenfall.de

Foto: Vattenfall

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