In Kanada profitieren viele österreichische Unternehmen vom Boom erneuerbarer Energien und energieeffizientem Bauen. Doch ein fehlendes Handelsabkommen führt noch zu hohen Kosten bei der Zertifizierung.


Zum Aufschwung bei Erneuerbaren und energieeffizientem Bauen trägt vor allem ein Milliarden-Investitionsprogramm der kanadischen Regierung bei. Auch viele österreichische Firmen sind deshalb auf dem kanadischen Markt aktiv.

Probleme bereiten ihnen derzeit noch die hohen Kosten für die Normierung österreichischer Produkte und Techniken. 300.000 kanadische Dollar (224.000 €) muss Vinzenz Harrer beispielweise für Prüfung und Zulassung für eine Produktfamilie in Kanada ausgeben. "Das ist wie bei uns, nur ein wenig teurer", erklärte Harrer die Situation in Kanada dem Wirtschaftsblatt.

Die Vinzenz Harrer GmbH erzeugt in Österreich Verbindungssysteme für Holzkonstruktionen, wie sie etwa beim Passivhausbau verwendet werden. Das 30-Mitarbeiter-Unternehmen in Frohnleiten mit einem Umsatz von neun Millionen € will sein Know-how exportieren und den Markt in Kanada aufbauen. "Daher investieren wir", sagt Harrer.

Auch Fensterhersteller Optiwin muss mit höheren Kosten rechnen. 5.000 bis 10.000 Euro fallen für Prüfung und Zertifizierung pro Fenstertyp in Kanada an, erläutert Guido Wimmers, Consulter für energiesparendes Bauen in Vancouver und der Provinz British Columbia. Er vertritt neben Optiwin auch das steirische Holzunternehmen KLH. "Die Kosten sind nicht einfach zu leisten", sagt Wimmers. Das habe bereits Firmen abgeschreckt. Wimmers möchte aber nicht von Handelsbarrieren sprechen, denn auch kanadische Firmen in Kanada brauchen Prüfung und Zertifizierung.

Auf einen Dominoeffekt hofft Robert Luck, Österreichs Handelsdelegierter in Toronto, bei Biomassekesseln. TÜV und Kesselzertifizierer von Österreich und British Columbia seien bilateral übereingekommen, die Sicherheitsbedingungen gegenseitig anzuerkennen. "Ob das reicht, ohne politische Abstimmung, ist fraglich", zweifelt Luck.

"Die Standardisierung bei Kesseln ist schwieriger als beim Passivhaus", sagt Nicole Mothes, kanadische Handelsdelegierte in Wien. Kanada erzeugt auch Biomassekessel, die österreichischen seien aber technisch weiter. "Wir laden immer wieder zuständige Behörden aus Kanada ein, um sie von der hiesigen Qualität zu überzeugen", sagt Mothes.

Die Lösung dieser Probleme wäre unter anderem der Abschluss eines Freihandelsabkommens, über das seit Herbst 2009 zwischen der EU und Kanada verhandelt wird. Doch bis das in Kraft tritt,  kann es wegen der vielen beteiligten EU-Staaten und der föderalen Struktur Kanadas noch etwa drei Jahre dauern, schätzt Luck.

Quelle: Wirtschaftsblatt
Foto: Optiwin

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