Das angekündigte Verbot der Ölkessel ab 2019 rückt die Frage nach sinnvollen Ersatztechnologien in den Mittelpunkt. Die Wärmepumpe hat sich als erste Alternative für die Heizungssanierung positioniert. Energiepolitisch macht das nicht immer Sinn. 
Soll der Heizkessel restlos der Wärmepumpe weichen oder gibt es eine Alternative? Foto: Starmühler
Niederösterreich ist im Mai 2017 vorgeprescht: Als erstes Bundesland verbot der St. Pöltner Landtag die Installierung von „flüssigen und festen fossilen Brennstoffen für Heizkessel für Zentralheizungsanlagen im Neubau“. Diese Novelle der Bauordnung gilt für alle Gebäude, die ab dem 1. Jänner 2019 bewilligt werden. Mehr als ein symbolischer Schritt ist das aber nicht.

Ölheizungen spielen hier längst keine Rolle mehr, von Kohle oder Koks ganz zu schweigen. Sofern nicht kostengünstige Gasanschlüsse oder geförderte Fern- oder Nahwärmenetze dem kostengeplagten Häuslbauer billige Wärmelieferung garantieren, wird die absolute Mehrheit der neu errichteten Gebäude mit Wärmepumpen ausgestattet.

Sozial verträglicher Umstieg
Was in Niederösterreich schon gilt, wird zum Vorbild für ganz Österreich. Im Arbeitsprogramm der neuen Bundesregierung ist der „langfristig sozial verträgliche Umstieg von Ölheizungen auf erneuerbare Energieträger“ eines von nur fünf explizit genannten Zielen im Energiekapitel.

Trotzdem: Die letzte Runde im Abschied von der Ölheizung ist eingeläutet. Aber was kommt statt der knapp 800.000 in Betrieb befindlichen Heizölkessel? Ein Kessel und ein Heizöltank brauchen im Schnitt nicht mehr als 4 m2 Stellfläche.

Damit scheidet in sehr vielen Fällen eine Biomasse-Heizung aus, auch wenn der Pelletkessel klare ökologische Vorteile bietet. Wollen die Bewohner nicht auf ihre gewohnte individuelle Heizung verzichten, bleibt in der Praxis nur mehr der Tausch des Ölkessels gegen eine platzsparende und günstige Luftwärmepumpe.

Kohlekraftwerk als Reserve
Im Jahresschnitt haben Luftwärmepumpen eine Arbeitszahl von unter drei. Ein Spezifikum dieser Technologie, das sich im Alpenland Österreich stark auswirkt, sorgt bei den Energieexperten für Sorgenfalten: Je kälter es wird, desto weniger effizient kann mit diesem System Wärme bereitgestellt werden. Deshalb sind in vielen Anlagen zusätzlich Heizstäbe verbaut, die auch im tiefsten Winter für warmes Wasser sorgen.

Wirklich kritisch sind jene Tage, an denen es frostig und finster ist. Genau dann, wenn die Spitzenstromnachfrage sowieso am höchsten ist, braucht die Luftwärmepumpe den meisten Strom. Nach Berechnungen der e7 Markt Analyse GmbH wird die Maximalleistung des heimischen Stromnetzes durch den Boom der Luftwärmepumpe schon derzeit um 180 MW erhöht.

Diese Spitzenleistung wird zwar nur für zehn Stunden pro Jahr erreicht, entspricht aber in etwa der Kapazität eines kleineren Kohlekraftwerks, das dafür als Reserve im Netz gehalten werden muss. Laut e7 hat die Luftwärmepumpe hinsichtlich der CO2-Emissionen damit de facto keinen Vorteil gegenüber Zentralheizungssystemen, die mit fossilen Energieträgern arbeiten.

Bivalenter Betrieb als Lösungsansatz
Dass die Interessenvereinigung Wärmepumpe Austria das anders sieht, ist keine Überraschung: „Dank neuer Entwicklungen ist die Wärmepumpe heute bei nahezu jedem Heizungstausch die bessere Alternative“, und zwar sowohl beim CO2-Ausstoß als auch bei den Heizenergiekosten. Wichtigster Faktor beim Tausch eines Kessels durch eine Wärmepumpe ist die benötigte Vorlauftemperatur, die unter 50°C bleiben muss.

Wenn nötig, gehört auch das Wärmeabgabesystem saniert und zu knapp bemesse Hochtemperatur-Radiatoren durch moderne Heizkörper oder gleich durch Flächensysteme ersetzt. Ist das nicht möglich oder aus Kostengründen nicht erwünscht, gibt die Wärmepumpen-Organisation einen auf den ersten Blick überraschenden Tipp: Den bestehenden Kessel als Reserve im Heizungssystem lassen und auf bivalenten Betrieb umstellen.

Das heißt, dass an den kalten Tagen der alte Ölkessel angeworfen wird, die Wärmelieferung übernimmt und so die Wärmepumpe und damit das Stromnetz entlastet.

Wärmespeicher standardmäßig
Ein zweiter Ansatz ist der standardmäßige Einbau eines Wärmespeichers zur Luftwärmepumpe. So kann die Wärme produziert und in den Speicher verschoben werden, wenn gerade genug Strom da ist – sei es aus eigener Produktion vom PV-Dach oder in der Nacht, wenn die Nachfrage gering ist. (klp)

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