Wenn es kalt wird, boomen die Heizkostenvergleiche: Doch herauszufinden, welches Heizsystem das beste ist, ist gar nicht so einfach.
Teilweise widersprechen sich die Ergebnisse der unterschiedlichen Studien. Foto: pixabay.com
Kurz vor dem Winter hat die Österreichische Energieagentur ihren Heizkostenvergleich um Investitionskosten und Energiepreise aktualisiert: In dem jährlichen Vollkostenvergleich werden alle anfallenden Kosten der Heizsysteme inklusive Investitions- sowie Wartungs- und Instandhaltungskosten einander gegenübergestellt, auch die durch Heizsysteme verursachten CO2-Emissionen analysiert, teilt die Energieagentur mit.

Ein charakteristisches Einfamilienhaus in drei verschiedenen thermischen Varianten (thermisch unsaniert/thermisch saniert/aktueller Neubaustandard) dient bei dem Vergleich als Referenzgebäude. Laut Österreichischer Energieagentur sind Erdgas-Brennwertsysteme sowohl bei sanierten als auch bei unsanierten Gebäuden die kostengünstigste Variante zu heizen, gefolgt von Luft/Wasser Wärmepumpen. Beim Neubau dreht sich diese Platzierung um, hier liegt die Luft/Wasser Wärmepumpe auf Platz 1. Auf Platz 3 finden sich Fernwärme (saniertes Gebäude), Öl-Brennwert (Neubau) und Stückholz (unsaniertes Gebäude).

Zu einem anderen Ergebnis kommt eine Vollkostenanalyse verschiedener Heizsysteme der TU Wien, die im Rahmen einer vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) in Auftrag gegebenen Studie durchgeführt wurde. Die Berechnungen basierten dabei auf dem tatsächlichen Gebäudebestand in Österreich und „damit auf realistischen Einschätzungen über den Wärmeverbrauch der betrachteten Gebäude. Überdies werden von der EU empfohlene Entwicklungsszenarien der Energiepreise hinterlegt“, informiert der EEÖ in einer Aussendung. Der wichtigste Unterschied bestehe allerdings darin, dass nicht nur die momentane Situation abgebildet wird, sondern auch die Unsicherheiten berechnet werden, die sich aus möglichen Energiepreisschwankungen, ineffizienten Betriebsweisen und anderen Einflussfaktoren ergeben.

Demnach weisen fossile Energieträger kaum Kostenvorteile gegenüber erneuerbaren Energieträgern auf. Die Unsicherheiten, wie hoch die zukünftigen Heizkosten tatsächlich ausfallen könnten, seien für Gas- und Ölheizungen wesentlich höher als für Heizanlagen auf Basis erneuerbarer Energie. So könnten die Heizkosten eines unsanierten Einfamilienhauses, das mit Öl beheizt wird, um fast 3000 Euro pro Jahr schwanken, wenn man von historischen Preisschwankungen ausgeht. Auch Gasheizungen könnten sich als sehr teuer entpuppen, wenn CO2 Steuern eingeführt werden um die CO2 Emissionen zu reduzieren.

Die Landwirtschaftskammer Steiermark wiederum empfiehlt in einer Mitteilung das Heizen mit Holz. Hackgut, Brennholz und Pellets seien am günstigsten: „Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus (170 m²) mit einer Heizlast von 21 Kilowatt und einem Wärmebedarf von 27.300 Kilowattstunden betragen die Brennstoffkosten 916 Euro für Hackgut, 1.233 Euro für Brennholz und 1.439 Euro, wenn mit Pellets geheizt wird“, heißt es. Trotz höherer Anschaffungskosten bei modernen Holzheizungen seien diese auch bei der Gesamtkostenrechnung unschlagbar: „Die mittleren jährlichen Gesamtkosten einer Scheitholzanlage liegen bei 2.434 Euro, wohingegen man aktuell bei Heizöl 3.135 Euro und bei Gas 2.994 Euro in Summe auf den Tisch legen muss.“ Auch mit einem vergleichsweise geringen CO2-Ausstoß könne Brennholz klar punkten.

Die Vielzahl neuer Auftragsarbeiten zu Heizkostenvergleichen führe zur Verwirrung der Energiekonsumenten, kritisiert der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen in einer Aussendung. Die meisten hielten den wissenschaftlichen Regeln und entsprechenden Normen nicht stand und spiegelten die Interessen ihrer Auftraggeber oder Ersteller wider. „Der einzige objektive Heizkostenvergleich wird von der unabhängigen Österreichischen Energieagentur erstellt“, so der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen. Zur Erinnerung: Dieser hatte als günstigste Variante das Heizen mit Erdgas-Brennwertsystemen ermittelt.

Die Österreichische Energieagentur selbst kann die Kritik an ihrem Heizkostenvergleich nicht nachvollziehen: Die Berechnung basiere auf geltenden gesetzlichen Normen und aktuellen von den Markteilnehmern erhobenen Kostensätzen, betont sie in einem Statement zum Thema.

Aussendung Österreichische Energieagentur

Aussendung Dachverband Erneubare Energien Österreich

Aussendung LK Steiermark

Aussendung Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen

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