Spätestens im Jahr 2021 werden Komfortlüftungen in Österreich Standard sein. Aus diesem Grund widmete Energie Tirol dem Zukunftsthema „Komfortlüftung im Mehrfamilienwohnhaus“ einen eigenen Infonachmittag - 120 Teilnehmer brachten sich auf den neuesten Stand.
Positive Ergebnisse mit der Komfortlüftung liefert bereits ein umfassendes messtechnisches Monitoring der größten Passivhausanlage Österreichs, dem Lodenareal Innsbruck.
Komfortlüftungen im Mehrfamilienhaus werden durch die bereits gültige EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden* spätestens im Jahr 2021 Standard sein. Denn die geforderten Kennwerte für Neubau und umfassende Sanierungen lassen sich nur durch mechanische Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung erreichen. Außerdem benötigen die zukunftsfähigen Gebäudequalitäten Plusenergie-, Passiv- (A++) und Niedrigenergiehaus (A+, A) immer eine Komfortlüftung. Die neuesten Erkenntnisse auf diesem Gebiet präsentierten Experten aus Praxis und Theorie bei einem Infonachmittag in Innsbruck, den Energie Tirol gemeinsam mit dem Verein komfortlüftung.at veranstaltete. Die Relevanz des Themas für Bauträger, Architekten, Baumeister, Installateure, Haustechnikplaner und Technische Büros beweist das rege Interesse. Rund 120 TeilnehmerInnen füllten den Innsbrucker Gemeinderatssitzungssaal.

Luftmengendilemma
Der moderne Mensch verbringt im Durchschnitt rund 90 Prozent seines Lebens in Innenräumen – sei es zuhause, im Büro oder in Fahrzeugen. Diese Tatsache bildete den Ausgangspunkt für den einleitenden Vortrag „Komfortlüftung – Auswirkungen auf Gesundheit, Wohlbefinden und die Bausubstanz“ von DI Peter Tappler vom IBO (Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie). Er wies auf das Luftmengendilemma beim heutigen Baustandard hin: Auf der einen Seite muss die Gebäudehülle luftdicht ausgeführt sein, auf der anderen Seite fordert die Bauordnung ausreichende Lüftung. Anhand von praktischen Messergebnissen bei Wohnräumen mit und ohne Komfortlüftung zeigte er auf, dass ausreichend gute Luftqualität in der Praxis nur mehr durch eine Komfortlüftung zu gewährleisten ist.

60 Qualitätskriterien
Das abgeschlossene Forschungsprojekt „Komfortlüftungen im Mehrfamilienhaus“ stellte DI Andreas Greml (TB Greml, Vereinsobmann komfortlüftung.at) vor. Österreichweit wurden dabei 14 Objekte mit zentralen bzw. semizentralen Wohnraumlüftungen evaluiert. Als zentrale Ergebnisse wurden ein Planungsleitfaden mit 60 detaillierten Qualitätskriterien erstellt sowie 16 Ausschreibungskriterien festgelegt. Diese können unter www.komfortlüftung.at unter Proficenter frei zugänglich downgeloadet werden.

Positive Erfahrungen bei Österreichs größter Passivhausanlage
Erste, durchaus positive Ergebnisse liefert ein umfassendes messtechnisches Monitoring der größten Passivhausanlage Österreichs. Das Lodenareal in Innsbruck mit 26.000 m2 Wohnnutzfläche ist mit einer Komfortlüftung ausgestattet und wurde im Vorjahr fertig gestellt. Seitdem werden in einigen Wohnungen laufend Kennwerte für Luftqualität, Wärmemengen, Strom- bzw. Energieverbrauch erfasst. Als Referenz werden dieselben Parameter in einem Niedrigenergiehaus ohne Komfortlüftung gemessen. Das erste Messjahr belegt für das Passivhaus mit Komfortlüftung eine durchwegs sehr gute Raumluftqualität, wie DI Roland Kapferer von Energie Tirol berichten konnte. Die gemessenen CO2-Werte liegen zu mehr als 95 Prozent unter dem Grenzwert von 1.400 ppm. Im Vergleich dazu werden im Niedrigenergiehaus ohne Komfortlüftung sehr häufig CO2-Werte über 1.400 ppm gemessen, teilweise sogar über 4.000 ppm. Dass diese positiven Ergebnisse durchaus mit der Nutzerzufriedenheit übereinstimmen, zeigt die Bewohnerbefragung. Rund 80 Prozent bewerteten die Komfortlüftung mit „sehr gut“ bzw. „gut“. 93 Prozent würden wieder in eine Wohnung mit Komfortlüftung einziehen wollen.

Wirtschaftlichkeit von Komfortlüftungen
Zum Abschluss gab Ing. Andreas Thaler MA von der Tiroler Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Wohnungseigentum einen Einblick in die Wirtschaftlichkeit von Komfortlüftungen in der Praxis. Demnach können die laufenden Energieeinsparungen die Investitionskosten zwar nicht aufwiegen. Sehr wohl aber überwiegen diese die laufenden Kosten für Betriebsenergie und Instandhaltung. In weiteren Referaten widmeten sich DI Andreas Greml Praxisbeispielen von Komfortlüftungsanlagen in der Sanierung und Dr. Rainer Pfluger vom Institut für Bauphysik der Universität Innsbruck dem Thema „Luftmengenoptimierung und innovative Leitungsführung“. Aufgrund des Erfolges ist die Durchführung der Veranstaltung in anderen Bundesländern bereits angedacht.

Quelle: komfortlüftung.at
Foto: igpassivhaus.de


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