Das gescheiterte Desertec-Project nimmt einen neuen Anlauf. Dezentralität wäre etwas anderes.

Al Maktoum IV Location: Dubai, UAE Leistung: 700 MW (Solarthermie) + 200 MW (PV) Trivia: Günstigstes unsubventioniertes Solar-Kraftwerk der Welt

Vor rund 15 Jahren haben sich europäische Konzerne in die Wüste begeben. Zumindest auf Papieren und Powerpoint-Folien. Siemens & Co, die ganze Hautevolee der Großenergiebranche, begann, vom Wüstenstrom zu träumen, der irgendwo in Nordafrika erzeugt würde und über gigantische Stromautobahnen z.B. über Italien bis nach Zentraleuropa geführt worden wäre.

Erfolgloser „Neo-Kolonialismus“

Die Sache ging schief. Große Zahler sprangen ab, das Ding war undurchführbar, zu neo-kolonialistisch angedacht und zu teuer. Desertec wurde zum Symbol einer energetischen Großmannssucht. Zur gescheiterten Antithese gegen die Dezentralisierung der Energie, die in Deutschland, Österreich und anderen Staaten längst Gestalt angenommen hatte: Strom vom eigenen Dach ins eigene Auto und in die eigene Batterie, zu Heizzwecken und zur Warmwasserbereitstellung.

Nun ist Desertec, oder vielmehr der firmentechnische Torso (Dii Desert Energy) wieder zurück. Jedenfalls auf dem Papier (und auf Powerpoint-Folien): Man verband sich mit Dutzenden Energie-Unternehmen, Wechselrichter-Herstellern und Öko-Verbänden, um der Weltgemeinschaft zuzurufen, man möge doch die Erneuerbaren Energien drei Mal so schnell auf- und ausbauen, wie bisher veranschlagt.

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Zwar hat wenige Stunden später der britische Regierungsschef Rishi Sunak verkündet, gerade das Gegenteil zu tun (und die EE-Ziele zu verwässern), aber der Appel an die UNO-Vollversammlung war nun mal schon formuliert. Hier ist er:

Dii Desert Energy: Enormes Wachstum bei Erneuerbaren Energien in der MENA-Region zu erwarten

„New York/München 18. September 2022 – In einem Offenen Brief fordern 200 Organisationen die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz COP 28 auf, verbindlich zu vereinbaren, die Kapazität an erneuerbaren Energien bis 2030 auf mindestens 11.000 GW zu verdreifachen. Die COP 28 findet vom 30. November bis 12. Dezember 2023 in Dubai statt. Zu den Unterstützern des Offenen Briefes gehören zahlreiche weltweit tätige Unternehmen wie Apple, Amazon, Google, Nestle und Unilever. Aus Deutschland sind unter anderem RWE, SAP und BayWa vertreten. Dii Desert Energy ist Mitglied der federführenden Organisation Global Renewables Alliance.

Die Unterzeichner betonen, dass eine Beschleunigung des Wachstum der erneuerbaren Energien in diesem Jahrzehnt in Verbindung mit einer Steigerung der Energieeffizienz der schnellste und kosteneffizienteste Weg sei, die Weltwirtschaft zu dekarbonisieren. Ein global vereinbartes Ziel der Verdreifachung bis 2030 müsse ein klares Signal an Regierungen, Industrie, Investoren und Zivilgesellschaft sein, dass in den nächsten sieben Jahren ein noch nie da gewesener Umfang und eine noch nie da gewesene Geschwindigkeit beim Einsatz erneuerbarer Energien erforderlich sei, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.

Cornelius Matthes, CEO von Dii Desert Energy sieht bereits jetzt in den Ländern der MENA-Region (Middle East North Africa) enormes Wachstum sowohl bei Solar- und Windkraftprojekten, als auch bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff. So sind in der Region aktuell Photovoltaik-Projekte mit einer Kapazität von 7.850 MW in der Realisierung. Die Kosten für die Stromerzeugung werden dabei überall unter 20 USD/MWh liegen. Dii registrierte darüber hinaus 75 Projekte für grünen Wasserstoff. Die 15 größten davon haben alleine eine Elektrolyseurkapazität von insgesamt 62 GW.

„Die MENA-Region wird eine Schlüsselrolle beim Erreichen des im Offenen Brief angestrebten Ziels spielen. Durch die günstigen Standortbedingungen ergeben sich für die Wüstenregionen enorme Chance auf den sauberen Energiemärkten der Zukunft,” stellt Cornelius Matthes fest. Er forderte deutsche Unternehmen auf, die sich dort ergebenden Chancen zu erkennen und zu nutzen.“

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