Kommentar von Herbert Starmühler
Herausgeber energie:bau Magazin
In Brasilien müssen Soldaten die Tankstellen sichern. Energie wird immer mehr zum Sicherheits-Faktor. Das führt uns zu energie-autarken Häusern.
Ausschnitt aus der FAZ vom 30. Mai 2018: Die Venezolaner sind lahmgelegt, nur an ganz wenigen Tankstellen ist noch Benzin zu bekommen. Militär muss die Anlagen vor Plünderungen schützen. Foto: FAZ/Reuters
Wenn afrikanische Bauern keinen Strom mehr haben, so ist das weiter nicht schlimm. 80 % haben sowieso nie einen. Wenn Arbeiter in Brasilien an der Tankstelle keinen Sprit mehr kriegen, ist das für sie allerdings tragisch – wie sollen sie zur Arbeit kommen, um das Geld für das tägliche Brot zu verdienen? Genau das passierte aber in den vergangenen Tagen, das Militär musste ausrücken, um die belagerten Tankstellen zu schützen, denn Lastwagenfahrer waren im ganzen Land in den Streik getreten. Notstand, Lähmung, wirtschaftliches Desaster gingen damit einher.
Dezentrale Gebäude-Autarkie ist auch ein Beitrag zur Sicherheit des Landes.
Seit geraumer Zeit fliegt auch in Europa das Gespenst des Energie-Blackouts durch die Gazetten, jeder Stromausfall wird mit immer tieferen Sorgenfalten registriert. Dabei ist Europa eine Energie-Insel der Glückseligkeit. Es gibt wenige Weltgegenden, in denen elektrischer Strom, Erdgas oder Heizöl so verfügbar sind, wie auf dem alten Kontinent. Das war nicht immer so – und muss auch nicht so bleiben.

Switch zur dezentralen Energieversorgung
Denn neben dem Wasser ist die Energie DAS Schmiermittel der allermeisten Lebensprozesse – aller wirtschaftlichen jedenfalls. Und zwei Dinge machen uns besonders stark, wenn es um die diesbezügliche Zukunft geht:
- Energetisch autarke Gebäude
- Elektro-Mobilität.

Beides hängt natürlich miteinander zusammen und beschreibt letztlich nichts anderes als den Switch zur dezentralen Energieversorgung. Wer sein Auto nicht an der Tankstelle laden muss, sondern im eigenen (Reihen-)Haus, ist einfach unabhängiger von Öllieferungen aus unsicheren Häfen. Und wer fast oder ganz unabhängig von zentral gesteuerten Netzen geworden ist, weil seine Produktionsanlage, ihre Werkshallen oder ihr Wohnhaus energetisch selbstständig funktioniert, erspart sich nicht nur einen schönen Batzen Euros an jährlichen Energiekosten, sondern macht auch das Land sicherer.

Sicherheit durch Dezentralität
Dezentralität – mit kleinsten oder kleinen Netzen – ist ein Sicherheits-Zauberwort. Drohnenangriffe, Terrorattacken und Cyberkriminelle haben es ungleich schwerer, dort Schaden anzurichten. Zentralcomputer der Energieversorger und große Kraftwerke sind einfach leichter zu orten und zu beschädigen.

Damit ist jeder Euro, der in dezentrale Gebäude-Autarkie investiert wird, auch ein Beitrag zur Sicherheit des Landes.
Und verringert das Erpressungspotential gegenüber den Lieferanten. Gottseidank haben das auch die großen Energie-Versorger erkannt und verlegen sich auf das Geschäft mit der Dezentralität. Und da ist viel drin: Nicht nur die Installation, auch der laufende Ausbau, Umbau, das (dezentrale) Energiemanagement, das Messen, Steuern, Regeln und die kleinräumige Vernetzung gehören dazu. Und der ganze Komplex der (Elektro-)Mobilität ebenfalls.
Herbert Starmühler

Dr. Herbert Starmühler

Herausgeber energie:bau Magazin

ist Herausgeber dieser Publikation energie-bau.at und verschiedener Fachmagazine im Bereich Technik, Architektur und Energieeffizienz. Als seit Jahren leidenschaftlicher E-Auto-Fahrer und Bezieher eigenen Sonnenstroms ist der Journalist jederzeit für innovative Ideen zu begeistern und holt sich beim Networken gerne Inspiration für neue Projekte.