Unternehmensmeldung

Neue Leitfäden für einen nachhaltigen und klimafreundlichen Bau- und Immobiliensektor.

Expert:innen für nachhaltiges Bauen: Untere Reihe v.l.: Stefan Rufera (KPMG), Gerhard Kopeinig (ARCH+MORE), Christoph M. Achammer (ATP architekten ingenieure), Dominik Philipp (Dietrich | Untertrifaller architekten), Margot Grim-Schlink (e7), Wolfgang Kradischnig (DELTA), Christian Ehrenreich (remco) Obere Reihe v.l.: Christoph Müller Thiede, Karl Friedl (beide M.O.O.CON), Christian Plas (denkstatt), Cornelia Exß (EXaktum), Klaus Reisinger (iC consulenten), Markus P. Beham (Universität Passau), Stephan Heid (Heid & Partner Rechtsanwälte) © Leo Hagen/IG LEBENSZYKLUS BAU

Deutlich mehr Tempo in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit für den Gebäudesektor forderte die IG Lebenszyklus Bau im Rahmen ihres 11. Jahreskongresses, der am 21. Oktober in Wien von rund 200 Branchenvertretern sowie zahlreichen Auftraggeber*innen besucht wurde.

Im Hinblick auf die aktuelle Klimakrise brauche es jetzt mehr denn je verantwortungsvolle Branchenteilnehmer und Bauherren, die – öffentlich wie privat – das große Nachhaltigkeitspotenzial der Branche ausschöpfen.

Neun Leitfäden zur Unterstützung
Die IG Lebenszyklus Bau bietet Unterstützung mit neun Leitfäden, die aktuelle Themen wie Greenwashing, Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft, EU-Taxonomie, Bodenversiegelung, Gebäudetechnikplanung sowie kooperative Projektführung aufgreifen. Die strategischen Leitthemen des Vereins beschreiben umfassende Ansätze für Politik und Wirtschaft, um einen umweltgerechten Bau- und Immobiliensektor zu realisieren.

Es ist fünf vor zwölf
„Es ist wirklich fünf vor zwölf. Unsere Branche ist laut Schätzungen der UN zufolge weltweit für rund 40 Prozent der energiebezogenen CO2-Emissionen sowie für mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Wir müssen diesen unglaublichen Hebel, den wir hier haben, jetzt nutzen. Diese Verantwortung wahrzunehmen, muss höchste Priorität für alle sein, die für unser Stadt-, Raum und Gebäudeumfeld tätig sind“, so Wolfgang Kradischnig, DELTA, seit Juni 2021 Sprecher der IG Lebenszyklus Bau.

100 Expert*innen
Dieser Aufgabe sieht man sich bei dem vor rund zehn Jahren gegründeten Verein, der seit 2019 unter dem Schwerpunkt „Gebäude und Raum“ die Wechselwirkungen zwischen Gebäude und Raum und ihre Auswirkungen auf die Stadt-, Raum- und Gebäudeentwicklung analysiert, bestens gewappnet. Rund 100 Expert*innen aus der Branche sowie öffentliche und private Auftraggeber*innen haben sich 2021 mit entsprechenden Strategien für eine nachhaltige und klimaschützende Bau- und Immobilienwirtschaft auseinandergesetzt.

Folgende Publikationen wurden 2021 erarbeitet und stehen unter https://ig- lebenszyklus.at/publikationen/ zum Download zur Verfügung:

Charta gegen Greenwashing
Die von Vorstandsmitglied Dr. Stephan Heid (Heid & Partner Rechtsanwälte) initiierte und zusammen mit Dr. Markus Beham (Universität Passau) im Rahmen einer Arbeitsgruppe erstellte „Charta gegen Greenwashing“ stellt sich der aktuellen „Mode“ entgegen, Geschäftsmodelle zu „begrünen“ und dabei Konsument*innen mittels Marketing-Kampagnen zu täuschen, entgegen. Die Charta enthält zehn Prinzipien, die eine rasche Ersteinschätzung der „realen Nachhaltigkeit“ eines Geschäftsmodells ermöglichen. Um der gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen gerecht zu werden, stellen die Initiatoren das Gemeinwohl in den Zielfokus und nicht die PR-getriebene Optimierung der eigenen Marktposition.

Der weitere Weg zum klimaneutralen Gebäude
Zahlreiche Gebäude, die jetzt geplant und errichtet werden, müssen noch vor 2055 das erste Mal umfassend saniert werden. Für den klimarelevanten Bestand von morgen muss daher bereits jetzt nachhaltig geplant und gebaut werden. Ein wichtiger Faktor für die Erreichung der Klimaneutralität im Gebäudesektor, so das Ergebnis der Arbeitsgruppe „Der weitere Weg zum klimaneutralen Gebäude“ um Klaus Reisinger (iC consulenten), ist die Forcierung der regionalen Produktion von Rohstoffen und Gütern. Das spart CO2 und kurbelt die regionale Wirtschaft an, sofern der Strom für die Produktion ebenfalls „grün“ bezogen wird. Dafür ist es notwendig, das Preisniveau von Baustoffen an ihre tatsächliche Kostenwahrheit mit Blick auf die Umwelteinwirkungen, durch CO2-Ausstoß und die Emissionen anderer Schadstoffe, während der Produktion und des Transports anzupassen.

EU Taxonomie: Wer nicht nachhaltig baut, baut in Zukunft gar nicht mehr
Bereits bestehende und noch zu erwartende regulatorische Vorgaben auf Basis der Taxonomie und die daraus resultierenden kommerziellen Effekte werden dazu führen, dass nicht-nachhaltige Aktivitäten von Bau- und Immobilienunternehmen zunehmend an Attraktivität und Akzeptanz verlieren werden. Investoren und Finanzunternehmen orientieren sich bei der Auswahl ihrer Investments verstärkt an diesen Kriterien. Diese zentrale Quintessenz ist das Ergebnis der Arbeitsgruppe „EU Taxonomie“ unter der Leitung von Stefan Rufera (KPMG) und Christian Plas (denkstatt). Im Detail hat sich die Arbeitsgruppe mit den Segmenten Neubau, Renovierung bestehender Gebäude und dem Erwerb von sowie dem Eigentum an Gebäuden auseinandergesetzt.

Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen
Die Publikation „Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen“ unter der Leitung von Anna-Vera Deinhammer (Stadt Wien) und Gerhard Kopeinig (ARCH+MORE) stellt das Planen und Bauen von Strukturen, die klimaneutral und kreislauffähig sind, in den Vordergrund. Das Wissen um das Gebäude und was in diesem verbaut wurde, wird dabei zum Dreh- und Angelpunkt kreislauffähigen Bauens, wobei die digitale Inventur das Fundament einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft sein muss (digitaler Gebäudepass).

Manifest: Österreich braucht eine neue Bodenordnung

Österreich ist trauriger „Europameister“ im Versiegeln von Grünflächen. Auch wenn der tägliche Bodenverbrauch in den letzten zehn Jahren sukzessive zurückgegangen ist, lag er im Durchschnitt der letzten drei Jahre immer noch bei 11,5 Hektar pro Tag. Das sind 16 zubetonierte Fußballfelder pro Tag. Die IG LEBENSZYKLUS BAU und ihre Arbeitsgruppe unter der Leitung von Christoph M. Achammer (ATP architekten ingenieure) fordern in einem Manifest den Stopp der irreversiblen Verschwendung von Grund und Boden, der einzigen nicht substituierbaren Ressource im Bauprozess sowie die Übernahme der Verantwortung durch die politischen Entscheidungsträger hinsichtlich Flächenwidmungs- und Bebauungsplanungen.

Leben im Quartier der Zukunft

Christoph Müller-Thiede (M.O.O.CON) und Dominik Philipp (Dietrich | Untertrifaller architekten) entwickeln in ihrem Leitfaden „Das Quartier der Zukunft: So leben wir 2035“ ein höchst realistisches Zukunftsszenario, wie Menschen in knapp 15 Jahren in Städten klimaneutral, wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen und wie dabei Gebäude und Quartiere strukturiert sein werden. Dabei wird der Fokus nicht auf die Optimierung einzelner Elemente wie z.B. Gebäude, Autos, etc. gelegt, sondern eine Betrachtung von ganzen Systemen forciert, die sich aus der Nutzung von Raum- und Infrastruktur durch uns Menschen ableiteten. Nur so können auch die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Elementen betrachtet und eine nachhaltige Wirkung sichergestellt werden.

Planungsleistungen für zukunftsfähige Gebäudetechnik

Zukunftsfähige Haustechnikkonzepte sind jene, die vorhandene erneuerbare Energieressourcen verwenden, verständlich im Betrieb und wirtschaftlich sind. Dazu braucht es Leistungen in der Planung, die derzeit noch nicht selbstverständlich sind. In der Arbeitsgruppe „Neue Leistungsmodelle für die Gebäudetechnikplanung“ unter der Leitung von Margot Grim-Schlink (e7) wurden fünf detailliert ausgearbeitete Handlungsempfehlungen (Kundenanforderungen, innovative Planungsleistungen (Machbarkeitsstudie/ Varianten- untersuchung, bedarfsgerechte Auslegung, verschiedene Simulationsmethoden, Lebenszykluskostenanalyse) Planungsgrundlagen, Betriebs- und Regelungsstrategien, Qualitätssicherung) geschrieben, die zu einer bedarfsorientierten und ressourcenoptimierten Gebäudetechnik führen.

Kooperative Projektführung für ein optimales Gesamtergebnis

Die Arbeitsgruppe „Out of the box“ unter der Leitung von Cornelia Exß (EXaktum) veröffentlicht einen Praxisleitfaden zur kooperativen Projektführung im Bauwesen mit allen Stakeholdern. Er gibt einen Überblick über die Phasen des gesamten Projektprozesses, beleuchtet jene Parameter, die zu einer erfolgreichen „äußeren“ Projektkultur führen und entwickelt einen konkreten Kooperations- und Kommunikations-Projektprozessplan, in dem Ziele, Rollen, Aufgaben und Methoden detailliert abgebildet werden.

Green Deal: das nachhaltige Agieren der Bau- und Immobilienbranche

Die Arbeitsgruppe „Position beziehen“ um AG-Leiter Christian Ehrenreich (remco) hat 2021 mit Blick auf den europäischen Green Deal ein Diskussionspapier verfasst, das sich mit der Erreichung der Ziele des Europäischen Green Deals von einer anderen Seite beschäftigt. Wie können Entscheidungsträger aus den Bereichen Bauträger, Planer, Ausführende, Investoren und Facility-Management motiviert werden so nachhaltig zu agieren, dass die Zielsetzung des EU Green Deals tatsächlich erreicht wird – und damit wirklich nachhaltig. Die Konzentration dabei liegt im Bereich der interdisziplinären und strategischen bzw. übergeordneten Mechanismen sowie möglicher Strategien.

 

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