Es ist das wohl ungewöhnlichste Bauprojekt in Berlin, denn nicht ein Bauträger, sondern eine inzwischen zur Genossenschaft zusammengeschlossene Gruppe von Bürgern will in Kreuzberg ein neues Stadtquartier mit etwa 400 Wohnungen im Passivhaus-Standard bauen.
70 Mio. Euro sollen dafür in die Hand genommen werden und ein Stadtviertel mit Modellcharakter in vielerlei Hinsicht entstehen. Mit dem Abschluss des Architektenwettbewerbs beginnt jetzt unter der Projektsteuerung von Drees & Sommer die Ausarbeitung der Entwurfsplanung für das Projekt.

Für die Genossen der Möckernkiez eG ist es etwas besonderes: Zum ersten Mal sitzen die fünf ausgewählten Architekturbüros zusammen mit dem Projektsteuerer an einem Tisch und versuchen, sich über die Bebauung des 30.000 qm großen Areal des ehemaligen Güterbahnhofs an der Möckernstraße/Yorckstraße in Berlin-Kreuzberg einig zu werden.

Das Ganze dürfte ziemlich spannend werden, denn nicht nur die Planer und der Projektsteuerer müssen einen gemeinsamen Nenner finden, sondern auch die bisher 676 Mitglieder der Genossenschaft werden sich aktiv an der Entwicklung des Quartiers beteiligen. Und zwar im Rahmen eines Partizipationsverfahren, das die Teilnahme am Planungs- und Bauprozess ermöglicht.

„Dass die fünf Architekturbüros zu einem Team zusammen wachsen, ist eine wichtige Herausforderung für das Gelingen des Projekts", sagt Ulrich Haneke, Vorstandsmitglied der Genossenschaft. Von den etwa 70 Büros, die sich für das Projekt beworben hatten, wurden unter dem Juryvorsitz von Johanne Nalbach die Berliner Büros Baumschlager Eberle, roedig.schop, Schulte-Frohlinde und Baufrösche Architekten und Stadtplaner ausgewählt. Das Freiburger Büro Rolf Disch Solararchitektur, als Vorreiter für das Bauen von Passiv- oder Plusenergiehäusern bekannt, ergänzt das Quintett.

Gebaut werden sollen Passivhäuser im Möckernkiez. Deren Heizenergiebedarf liegt bei maximal 15 KWh. „Das Projekt Möckernkiez entspricht im besten Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Die Passivbauweise, der Einsatz erneuerbarer Energien sowie der gesamtheitliche Planungsansatz, nicht nur im technischen Sinne, sondern auch unter soziokulturellen Aspekten, machen dieses Projekt so besonders", sagt Oliver Beck, Geschäftsführer bei Drees & Sommer Berlin.

Beispielhaft sei auch das Gesamtkonzept: Die konsequent barrierefreie Gestaltung des Areals sowie die Tatsache, dass das Quartier autofrei sein wird, sind herausragende Merkmale des neuen Viertels für das der zuständige Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg derzeit den Bebauungsplan öffentlich ausgelegt hat. Im Herbst 2011 will die Genossenschaft den Bauantrag einreichen und möglichst im Frühjahr 2012 mit dem Bau beginnen. Die Gesamtfertigstellung ist für Herbst 2013 vorgesehen.

Quelle: immobilien-zeitung.de

Foto: Baumschlager Eberle

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