Gemeinsam mit der Grazer Energieagentur entwickelte das LIG Steiermark das Modell des „Integrierten Energiecontractings“ bei dem sowohl die Energieträgerumstellung, die Effizienzmaßnahmen und der Preis für Energielieferung, Betriebsführung und Anlagensanierung Vergabekriterien zur Auswahl des Bestbieters waren. Nach einer EU-weiten Ausschreibung ging der Auftrag an die Siemens Österreich AG für die Wärmeverteilung im Landespflegeheim Bad Radkersburg. Bei diesem Modell des Energiecontractings tätigt der Contracting-Partner Siemens die Anfangsinvestitionen, die sich für das Heizsystem auf 340.000 € beliefen. ”Siemens bekommt ihre Aufwendungen als kalkulatorischen Aufschlag auf die Betriebsführungskosten abgegolten,” so Scharl. „Die Vertragsdauer beträgt 15 Jahre. Während dieser Zeitspanne soll sich das Projekt auch amortisiert haben”, beschreibt Bernd Stampfl, Leiter Vertrieb Energieeffizienz, Building Technologies der Siemens AG Österreich. Insgesamt ist für das Landespflegezentrum ein positiver Cash Flow über 15 Jahre von 260.000 € inklusive Investitions- und jährliche Kosten prognostiziert.
„Das Landespflegezentrum Bad Radkersburg ist ein Vorzeigeprojekt für eine erfolgreiche Gebäudesanierung mittels Energie-Contracting“, freut sich Josef Stadlinger, Leiter der Siemens-Division Gebäudetechnik. Im Rahmen des Umbaus wurde durch gezielte Energieeinsparungsmaßnahmen (betreffend Raumwärme und Warmwasser) und die Umstellung auf Niedrigtemperaturen 47 Prozent des Verbrauchs reduziert. Die berechnete Energieeinsparung beträgt beim Wärmeverbrauch 35 % oder 364 MWh und beim Stromverbrauch 12 Prozent oder 51 MWh pro Jahr und ist von Siemens beim jährlichen Audit nachzuweisen.
35 prozentige Energieeinsparung beim Heizen
- Neues bei der Raumwärme:
- Neues beim Warmwasser:
Stromverbrauch Senkung um 12 Prozent
Die wichtigsten Maßnahmen zur Senkung des Verbrauchs waren:
- Modernisierung und Umbau der Energieverteilung durch drehzahlgeregelte Umwälzpumpen
- Energiesparlampen statt Glühbirnen
- Elektronische Vorschaltgeräte statt konventionelle
Durch die Verwendung von Niedertemperaturen bei der Warmwasseraufbereitung stellte sich die Legionellenbekämpfung im Landespflegeheim Bad Radkersburg als problematisch heraus. Normalerweise werden diese laut AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH) durch thermische Behandlung, sprich durch Erhitzen des Wasser im Boiler abgetötet. Die gängigste Methode ist dabei die kontinuierliche thermische Behandlung. Laut Norm ÖNORM B 5019 darf die Wassertemperatur während der Zirkulationsphase und beim Rücklauf nicht unter 55° C betragen. Aufgrund der Niedrigtemperaturen jedoch kam diese Möglichkeit im Pflegeheim beim Umstieg nun nicht mehr in Frage. Deshalb verwendete Siemens die biochemische Variante.
Im Pflegezentrum Bad Radkersburg wird nur das Warmwasser behandelt. Die Dosierung des Wirkstoffes Anolyte, einer schwachen, pH-neutralen Natriumhypochlorit-Lösung, erfolgt volumenproportional zu der in das Warmwassersystem einfließenden Kaltwassermenge. Das heißt die zudosierte Menge an freiem Chlor ist direkt abhängig vom Warmwasserverbrauch. Die Konzentration an freiem Chlor beträgt in Bad Radkersburg zu Beginn an der Dosierstelle bei ca. 0,25 mg/l und liegt damit innerhalb der nach Trinkwasserverordnung zulässigen Höchstmenge von 0,3 mg/l.
Franz Mascher, Leiter der Abteilung für Wasserhygiene der Medizinischen Universität Graz, sieht in der Chlorung des Trinkwassers keine Probleme, solange die Konzentrationen eingehalten werden. Jedoch ist die Methode in Mittel-Europa wegen der geringeren Qualität des Trinkwassers etwas verpönt,” so Mascher. „Es gilt in diesem Fall zwischen Energiesparen durch Niedrigtemperatur und der Wasserqualität abzuwägen”, führt Hygieniker Mascher weiter aus.