Durch die thermische Sanierung von Gründerzeithäusern soll die deutsche Energiebilanz verbessert werden, Architekten fürchten jedoch negative optische Auswirkungen.
Zum Ärger der Architekten könnten schon bald die Fassaden der Häuser aus der Gründerzeit mit Styropor versehen werden.
Rund 40 Prozent des deutschen Energieverbrauchs und etwa ein Drittel der CO2-Emissionen entfallen auf den Gebäudebereich. Die deutsche Bundesregierung sieht vor allem in der Altbausanierung großes Einsparungspotenzial, denn allein in Frankfurt stehen 15.000 Gründerzeithäuser, von denen nach Schätzung des Energieberaters Jürgen Werner weniger als ein Prozent thermisch saniert sind. Bis 2050 sollen es nach dem Entwurf der Bundesregierung alle sein.

Nach dem ursprünglichen Konzept der Bundesregierung sollte der gesamte Gebäudebestand bis 2050 auf den Standard ”Nullemission“ gebracht werden, die Häuser demnach fast gar kein CO2 mehr ausstoßen und ihren restlichen Energiebedarf über regenerative Energiequellen decken. Dafür waren Förderung für rechtzeitige Sanierungen sowie steuerliche Nachteile für Eigentümer, die sich nicht an die Richtlinien halten, vorgesehen.

Auf Grund heftiger Reklamationen, u. a. von Seiten des deutschen Bundesbauministers  Peter Ramsauer  und des Generalsekretärs der Eigentümergesellschaft “Bauen und Wohnen”, einigte sich die Koalition auf einen Kompromiss: Der CO2-Ausstoß soll nun bis 2050 auf 80 Prozent gesenkt werden - ohne Zwangsmaßnahmen.

Dennoch herrschen weiterhin Misstrauen und Kritik, denn erst kürzlich hatte die Bundesregierung einen Teil der Fördermaßnahmen für energetische Sanierung aufgrund der Wirtschaftskrise gekürzt und damit das wachsende Interesse wieder gebremst. Selbst Bundesbauminister Ramsauer hatte die Kürzung der Fördermittel für Gebäudesanierung verteidigt.

Auch Architekten begegnen dem Dämmstoffwahn skeptisch, viele weigern sich aus optischen Gründen, eine Fassadendämmung bei Häusern aus der Gründerzeit durchzuführen. Fakt ist jedoch, dass eine Dämmung von außen um ein vielfaches effizienter ist als von innen.
”Nur wenn man Häuser mit Natursteinfassaden von außen dämmt, sieht das immer teuflisch aus. Auch die Innendämmung ist keine Ideallösung. Gegen sie spricht vor allem der Verlust an Wohnraum, aber auch die Gefahr von Schimmelbildung, falls sie, wie so oft, nicht fachgerecht angebracht wird”, äußerte sich einer der bekanntesten deutschen Architekten, Hans Kollhoff.

Eine Option für Energieberater Werner wäre, nur die Hinterhoffassaden von außen zu dämmen und ansonsten von innen. Dies wäre aber kaum so effektiv wie im Energiekonzept der deutschen Bundesregierung vorgesehen. Es gibt zwar bereits Pilotprojekte einer Vakuumdämmung mit Materialien aus der Raumfahrt, diese Technologie ist derzeit allerdings noch viel zu teuer und zu aufwendig.

Mehr zum Thema Vakuumdämmen unter: www.energie-bau.at 

Quelle: FAZ.net
Bild: wikicommens/ Peter Emrich

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