Die Fertighausbranche erlebt knackige Zeiten. Die Menschen kehren wieder stärker ins Büro zurück, die Landflucht wird sich umkehren und die Städte werden noch dichter.

Fertighaus-Hersteller wie Hartl-Haus in Österreich müssen sich mit neuen Wohntrends und Einkommens-Situationen der Kundschaft befassen. Screen: Hartl-Haus

Es war nicht leicht für die Hersteller von Fertighäusern. Rückgänge der Umsätze, Fachkräftemangel, KIM-Verordnung. Die Hersteller in Deutschland oder Österreich mussten alle Register ziehen, um die Flauten auszugleichen.

30 % Minus

Besonders betroffen ist der Fertighaussektor: 2024 ging der Markt in Österreich um über 30 % zurück, und auch für 2025 wird ein weiterer Rückgang erwartet. Unverändert prägen strukturelle Trends wie demografischer Wandel, Fachkräftemangel, strengere ESG- Vorgaben und fortschreitende Digitalisierung die Rahmenbedingungen für Projektentwicklung und Wohnraumschaffung.

Eine neue Studie des Beratungsunternehmens ADVICUM im Auftrag des Österreichischen Fertighausverbandes kommt zu folgendem Fazit:

Die Trendstudie 2025 zeigt: Entwicklungen wie die „Silberne Gesellschaft“, die Individualisierung des Wohnens und die zunehmende Bedeutung flexibler Lebenskonzepte haben an Relevanz gewonnen oder neue Facetten entwickelt.

Weniger Landflucht, weniger Homeoffice

Gleichzeitig macht die aktuelle Analyse deutlich, dass selbst vermeintlich stabile Trends nicht immun gegenüber äußeren Einflüssen sind: Bewegungen wie die Landflucht oder die verstärkte Nutzung von Homeoffice haben sich abgeschwächt oder neu ausgerichtet. Hinzu treten neue Herausforderungen wie die Verteuerung von Baukosten, die zunehmende soziale Ungleichheit und der wachsende Bedarf an Renovierungen.

KI wird wichtiger werden

Auch der technologische Fortschritt prägt die Branche zunehmend. Insbesondere Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz und 3D-Druck eröffnen neue Möglichkeiten, effizienter, individueller und nachhaltiger zu bauen und sich damit im Wettbewerb zu behaupten.

Rekordaufträge vor der Flaute

Mit Beginn der Corona-Pandemie kam der Immobilienmarkt zunächst vielerorts zum Erliegen, bevor niedrige Zinsen und flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice eine starke Nachfrage nach Eigenheimen, insbesondere Fertighäusern, auslösten. Hersteller verzeichneten teils Rekordauftragseingänge. Gleichzeitig sahen sie sich jedoch mit massiven Lieferengpässen, Materialknappheit und erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert, die eine zuverläs- sige Einhaltung von Preisen und Terminen erschwerten.

Russlands Krieg machte Hoffnungen ein Ende

Nachdem die Pandemie 2023 endgültig abgeklungen war, keimte kurzzeitig Hoffnung auf eine Marktstabilisierung auf. Doch der Krieg in der Ukraine, volatile Energiepreise und eine rapide Inflation veränderten die Rahmenbedingungen erneut drastisch. Steigende Zinsen und verschärfte Kreditvergaberegelungen führten zu einer deut- lich gebremsten Nachfrage, eine Entwicklung, die sich 2024 in einem Marktrückgang von über 30 % widerspiegelte.

„Angespannten, aber keineswegs aussichtslos“

Stand 2025 zeigt sich die Branche in einer angespannten, aber keineswegs aussichtslosen Situation. Strukturelle Herausforderungen wie Fachkräftemangel, strengere ESG-Vorgaben oder die Digitalisierung der Bau- und Wohnprozesse bleiben bestehen und erfordern weiterhin hohe Anpassungsfähigkeit. Dennoch gibt es berechtigte Hoffnung auf eine allmähliche Entspannung:

Erste Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank sig- nalisieren eine beginnende geldpolitische Lockerung, die bereits erste positive Effekte auf die Finanzierungsbedingungen erkennen lässt. Ergänzend könnte das geplante Auslaufen der KIM-Verordnung Mitte 2025 den Zugang zu Immobilienkrediten deutlich erleichtern, insbesondere für junge Familien und Erstkäufer, die zuletzt vor erhebli- chen Hürden standen. 

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Die Abbildung fasst die Ergebnisse der AVICUM-Studien zur Entwicklung zentraler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Trends von 2011 bis 2025 zusammen. Besonders deutlich wird, dass einige Megatrends, etwa die „Silberne Gesellschaft“, „Konsequente Individualisierung“, „Teure Rohstoffe“ oder „Usability is King“, über den gesamten Zeitraum hinweg stark präsent bleiben. Andere Trends wie „Multi Work & Life“ oder „Ökologie & Nachhaltigkeit“ zeigen hingegen zuletzt eine abnehmende Relevanz. Der Trend der „Neuen Landflucht“ verliert bis 2025 sogar komplett an Bedeutung. Insgesamt zeigt sich: Während sich manche Entwicklungen dauerhaft durch- setzen, verschieben sich andere im Laufe der Zeit oder treten wieder in den Hintergrund.

>> Studienzusammenfassung.

(hst)

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