Eine bis vor kurzem noch undenkbar breite Allianz aus Gewerkschaft, Arbeiterkammer, Gewerken und Bauindustrie fordert Maßnahmen von der Regierung, um den drohenden Absturz der Baubranchen zu verhindern.
Bau-Holz-Gewerkschafter Josef Muchitsch (3. v. links) brachte bisher eher unverträgliche Vertreter der Bau-Branche zusammen.
Ein nicht alltägliches Bild der Einträglichkeit bot sich den Journalisten in Wien: Auf Initiative des Bau-Holz-Gewerkschafters Josef Muchitsch fanden sich nicht nur der Bau-Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel oder Robert Schmid für den Fachverband Steine-Keramik ein, sondern auch Vertreter von Arbeiterkammer, industriellen Bauunternehmungen, gemeinnützigen Bauvereinigungen und weiteren Institutionen, die allesamt vor der immer größer werdenden Krise im österreichischen Wohnbau warnten.

Es werde schlicht zuwenig gebaut, weil die notwendigen Investitions-Förderungen immer spärlicher flössen. Am 29. Juni wird im Rahmen einer Enquete in der AK Wien dieser Pakt "Umwelt und Bauen – Jetzt für unsere Kinder investieren!" bekräftigt und an die Politik herangetragen. Hier die vier Kernziele im Wortlaut:

Steigerung der Sanierungsrate:

Speziell bei Ein- und Zweifamilienhäusern aus der Bauperiode 1945-1980 sowie bei öffentlichen und gewerblichen Gebäuden besteht ein sehr hoher Sanierungsbedarf. Um die von der Bundesregierung angestrebte Sanierungsrate von 3 Prozent zu erreichen, bedarf es daher zusätzlicher Fördermittel im Ausmaß von jährlich 300 Mio. Euro für die thermische Sanierung. Der erfolgreiche Sanierungsscheck muss fortgesetzt und weiter ausgebaut werden. Damit würden ein Investitionsvolumen für die Gebäude- und Heizungssanierung von rd. 2 Mrd. Euro ausgelöst, Arbeitsplätze geschaffen und gesichert sowie mindestens 150.000 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr bewirkt. Darüber hinaus sind vernünftige Reformen in Bau-, Wohn- und Steuerrecht dringend notwendig.

Neubauangebot an leistbaren Wohnungen erhöhen:

Ziel der Initiative ist eine Absicherung des Wohnbauförderungssystems durch eine bedarfsgerechte Dotierung der Wohnbauförderungsbudgets der Länder. Dazu sind als Mindestausmaß 2,8 Milliarden Euro wie im Jahr 2008 notwendig. Aus diesem Grund muss die Zweckbindung und Indexierung der Wohnbauförderungsmittel für Neubau und Sanierung wieder eingeführt werden. Unterstützung bekommt die Initiative von zahlreichen WirtschaftsexpertInnen, welche die Umsetzung effizienter Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur empfehlen. Der arbeitsplatzintensive Bereich des Wohnbaus mit rund 135.000 Beschäftigten ist dafür bestens geeignet.

Umstieg auf erneuerbare Energieträger:

Ein 34 prozentiger Anteil an erneuerbaren Energieträgern am Bruttoendenergieverbrauch ist das Ziel der österreichischen Bundesregierung, Österreich hat sich mit dem Energie- und Klimaprojekt der EU (20-20-20-Ziele) auch dazu verpflichtet. 2005 wurde vom Umweltbundesamt ein Anteil von 24,4 Prozent ausgewiesen, die aktuellste Studie 2008 weist einen Anteil von 28,8 Prozent an erneuerbaren Energieträgern aus. Weitere Maßnahmen wie Investitionen in Forschung, Entwicklung und Ausbau der erneuerbaren Energie sind dazu notwendig. Eine Umstellung der derzeit ca. 600.000 alten Heizsysteme auf erneuerbare Energien muss ebenfalls forciert werden. Diese Investitionen würden große Umweltschutzeffekte für die Zukunft nach sich ziehen und zusätzlich dazu beitragen, Österreich als Innovationsvorreiter zu etablieren sowie tausende Arbeitsplätze zu sichern.

Bau von zukunftsweisenden öffentlichen Verkehrsverbindungen und Bildungseinrichtungen:

Investitionen in nachhaltige Verkehrsinfrastruktur und notwendige zeitgemäße Bildungseinrichtungen sind das Fundament für eine Zukunft mit Perspektiven für unsere Jugend. Gerade beim größten CO2-Verursacher – dem Verkehr – gilt es, weiterhin in einen attraktiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zu investieren. Laut Klimaschutzbericht des Umweltbundesamtes ist die größte Steigerung bei den CO2-Emissionen im Verkehrsbereich zu verzeichnen (CO2-Äquivalente in Mio. von 14,0/1990 auf 22,6/2008 – ergibt eine Steigerung von 61,95 Prozent). Auch notwendige Investitionen in unsere Bildungsstätten zur Erreichung eines modernen Standards, um vom europäischen Bildungsmittelfeld zur Spitze zu gelangen, sind unumgänglich. Je früher in den Bau bzw. in die Sanierung von Verkehrswegen und Bildungseinrichtungen investiert wird, umso günstiger und nachhaltiger sind diese für die öffentliche Hand.

Foto: Starmühler

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