Statt zur thermischen Sanierung auf Hightech zu setzen, rückte die TU Graz im „Smart City“-Projekt STELA mit einer „thermischen Pufferzone“ die soziale Verträglichkeit in den Mittelpunkt.
Die Holz-Stahl-Konstruktion dient nicht nur als thermische Pufferzone, sondern schafft außerdem einen hellen, einladenden Raum. Foto: © Alexander Gebetsroither
STELA steht für „Smart Tower Enhancement Leoben Austria“: Das Projekt startete 2013 in einer zentrumsnahen Siedlung in Leoben und hatte das Ziel, eine innovative Lösung fur die thermische Sanierung der zehn Häuser mit je fünf bis elf Stockwerken zu finden, dadurch den Stadtteil aufzuwerten und neue Mieter anzulocken. In der Kommunikation mit den MieterInnen sei schnell klargeworden, dass die Leistbarkeit der Konzeption oberste Priorität für eine Akzeptanz haben würde - der Aspekt der sozialen Verträglichkeit sei damit ins Zentrum der Bemühungen gerückt worden, heißt es auf der Homepage der TU Graz.

Das Architekturteam entwickelte daraufhin konventionelle Stahl-Holz-Konstruktionen, die den Wohnraum nach außen hin vergrößern. Im Modell ziehen sich diese Module wie verglaste, zwischen den Wohnungen abgeteilte Umlaufbalkone um die Wohngeschoße und bilden eine neue Fassade. Bis zur Decke reichende Einfachverglasungen lassen Sonne und damit Wärme in den entstehenden Raum. Die Glasflächen sind zu zwei Drittel beweglich – so ist für Frischluftzufuhr und Wärmeausgleich gesorgt. Mit Photovoltaikelementen, die unterhalb der Verglasungen auf der Ost-, Süd- und Westseite des Gebäudes angebracht sind, produziert das Haus zusätzlich genug Strom fur den Eigenbedarf.

Der Prototyp der thermischen Pufferzone, der im vergangene Frühjahr in einer Erdgeschoßwohnung installiert wurde, schafft insgesamt 30 m² mehr Raum, der im Sommer als Terrasse, im Winter als Wintergarten genutzt werden kann. Durch die Ummantelung sinke der Wärmeenergiebedarf der Wohnung um drei Viertel, in der Folge nehmen die CO2- Emissionen um fast 60 Prozent ab. Rechne man Kosten und Einsparungen beim Pilotprojekt gegeneinander auf, so erhöhe sich die Wohnungsmiete durch die Thermohülle mit der Zusatzfläche laut TU Graz im günstigsten Fall um 24 Euro pro Monat. Eine konventionelle thermische Sanierung erhöhe die Miete um 13 Euro, bringe aber abgesehen von der gestiegenen Energieeffizienz keinerlei Mehrwert.

Dennoch haben sich die Bewohner der Leobener Siedlung mehrheitlich gegen die innovative Sanierung ihrer Hauser entschieden. „Eine Erkenntnis aus dem Projekt war für uns, dass sich nicht jedes Ziel mit rein technischen Lösungen erreichen lässt“, wird Projektleiter Hans Gangoly, Vorstand des Instituts fur Gebäudelehre, auf der Homepage der TU Graz zitiert. „Einen Mehrwert fur die Gesellschaft haben innovative Gebäudelösungen nur dann, wenn sie für die Leute auch finanzierbar sind.“ Grundsätzlich könne das Modell kann für sehr viele Gemeinden und Wohnbauträger interessant sein: „Wenn wir unseren Ansatz weiter systematisieren, kann das Modul noch kostengünstiger gefertigt werden.“

Bericht TU Graz

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