Die jährliche Sanierungsrate liegt derzeit bei 0,5 %, statt der geplanten 3 %. Der „Leitfaden Schrittweise Sanierung“ soll zukünftig Hemmschwellen für private Bauherren und Handwerker nehmen.
Zur Planung und Koordination von einzelnen Sanierungsmaßnahmen soll schon bald ein digitales Tool für private Bauherren als auch Handwerker zur Verfügung stehen. Foto: Pixabay
Klimaschutz geht nicht ohne Gebäudesanierung. Das geht aus dem Österreichischen Klimaschutzbericht 2016 des Umweltbundesamts hervor. Als Zielwert wurde eine jährliche Sanierungsrate von 3 % festgelegt. Im Zeitraum 2004-2014 lag die mittlere Sanierungsrate bei etwa 0,8 %. Die kürzlich veröffentlichte Global 2000-Studie „Wohnbaucheck 2017“ zeigt, dass wir derzeit sogar bei nur 0,5% liegen. Österreich hinkt seinen gesetzten Klimazielen bis 2050 damit weit hinterher.

Rückläufige Sanierungen
Rund 8.600 umfassende thermisch-energetische Sanierungen wurden zuletzt jährlich durchgeführt. Die Anzahl der Einzelmaßnahmen wie Heizkesseltausch, Fassadensanierung oder Fenstertausch liegt österreichweit bei insgesamt rund 25.600 Sanierungsmaßnahmen pro Jahr. Nach einem Anstieg in der Periode 2000-2010 waren zuletzt sowohl Einzelmaßnahmen (-5 %) als auch Kombinationsmaßnahmen (-7,5 %) rückläufig.

Schritt für Schritt zur Sanierung
Oft sind es finanzielle und organisatorische Gründe, die Bauherren vor einer umfassenden Sanierung zurückschrecken lassen. Die Durchführung der thermisch-energetische Sanierung als Einzelmaßnahmen in mehreren Schritten ist daher für viele eine tragbare Option. Diese Vorgangsweise birgt jedoch auch Probleme, die bei umfassender Sanierung nicht zutage treten. Dazu zählen vor allem die Festlegung der Reihenfolge als auch die Koordination der verschiedenen Gewerke. Fehler in der Planung und Umsetzung können die Wirkung der Sanierung stark beeinträchtigen.

Sanierungsfahrplan als Orientierungshilfe
Damit Teilsanierungen reibungslos umgesetzt werden können, sollen Reihenfolge und Zeitpunkt der erforderlichen Maßnahmen bald mittels individuellen Sanierungsfahrplan geplant werden können. Unter der Leitung von Prof. Markus Gratzl arbeitet die FH Salzburg an einem Online-Tool, das Informationen wie z.B. Gebäudealter, Gebäudegeometrie, bekannte Schäden, anstehende Zu- und Umbaumaßnahmen oder das verfügbare Investitionsbudget in den kommenden Jahren erhebt. Aus diesen Informationen wird die optimale Reihenfolge der Maßnahmen in der schrittweisen Sanierung bestimmt. Damit sollen sowohl private Bauherren als auch die Handwerker profitieren.

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Zum Forschungsprojekt
Unter der Projektleitung der ITG Salzburg widmen sich FH Salzburg, HWK München-Oberbayern, HS Rosenheim, Uni Innsbruck und die Landesinnung Bau (WK Salzburg) dem Ziel, ein überregionales Transfernetzwerk zum Thema „Alpines Bauen“ aufzubauen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sollen integriert werden und dadurch besseren Zugang aktueller Forschung erhalten. Inhaltlich steht das Thema „Schrittweise Sanierung“ im Fokus. Dieses Projekt wird mit EFRE-Mitteln aus dem Programm Interreg Österreich-Bayern 2014-2020 gefördert.

Mehr Erfahren
Markus Gratzl über die Steigerung der Sanierungsrate > Lesen

FH Salzburg
Global 2000 - Wohnbaucheck 2017 Wohnbaucheck 2017
Umweltbundesamt – Klimaschutzbericht 2016

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