Anlässlich des Sanierungstags kritisieren Wirtschaftskammer, Architekten, Ingenieurskonsulenten und BAU Genial die mangelnde Investitionsbereitschaft der öffentlichen Hand.
Sanierungen sind dringend nötig, unterbleiben aber, weil die Auflagen zu hoch und das Geld knapp ist.


„Obwohl im nationalen Maßnahmenplan für den österreichischen Gebäudebestand bereits seit vielen Jahren eine Sanierungsrate von mindestens 3 % p.a. gefordert wird, sind wir heute auf einem Tiefststand von unter einem Prozent angekommen“, erklärt dazu BAU.GENIAL Geschäftsführer DI Stefan Vötter anlässlich des vom Fachverband Steine und Keramik und der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten veranstalteten Sanierungstags.
Ausschlaggebend dafür sei mit einem Minus von 14 % vor allem die mangelnde Investitionsbereitschaft der öffentlichen Hand. „Die rückläufige Sanierungsquote stellt angesichts der engagierten klimapolitischen Ziele ein Alarmzeichen dar. Mit dem derzeitigen Tempo brauchen wir über 100 Jahre, um den Altbaubestand in energetischer Hinsicht auf einen zeitgemäßen Standard zu bringen“, unterstreicht Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl die Forderung nach mehr öffentlichem Engagement im Rahmen einer Pressekonferenz.

Mit rund 2,2 Millionen Wohneinheiten beziffert die Wirtschaftskammer das Sanierungspotential. Das entspricht über 60 Prozent des derzeitigen Gesamtwohnungsbestandes von rund 3,6 Millionen Wohnungen. Um die Sanierungsquote zu erhöhen, müssen laut Leitl zuerst die Rahmenbedingungen geändert werden. Dazu bedarf es einer grundlegenden Reform im Bereich des Wohnrechts, einheitlicher Finanzierungsformen sowie einer Strukturbereinigung beim Förderwesen.

In diesem Zusammenhang nennt Georg Pendl, Präsident der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten, die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbaufördermittel als eine der wichtigsten gemeinsamen Forderungen der beiden Kammern an die Politik: „Das österreichische System der Wohnbauförde¬rung ist weltweit einzigartig und hat einen wesentlichen Beitrag zum hohen Niveau des heimischen Wohnbaus geleistet.“
Auch Stefan Schleicher, Professor am Zentrum für Klima und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität in Graz, ortet dringenden Handlungsbedarf. Vor allem die Gebäude der Nachkriegs¬zeit seien in energetischer Hinsicht mehr als mangelhaft. „Ich sehe Chancen in innovativen Bautechnolo¬gien. Durch intelligente Sanierungsmaßnahmen ist gegenüber dem Durchschnitt des Bestandes bei Altbauten eine Reduktion des Energieverbrauchs auf ein Viertel, bei Neubauten sogar auf ein Zehntel, möglich.“

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