Im niedersächsischen Verden wird gerade der Bau eines fünfgeschossigen Bürokomplexes geplant. Der Hauptsitz des neuen Norddeutschen Zentrums für Nachhaltiges Bauen soll Europas größtes Gebäude mit alternativem Dämmstoff werden.
Das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen soll 2013 fertiggestellt sein.
Die Planungen für die Erweiterung des bestehenden Verdener Ökologischen Zentrums laufen bereits seit Jahren, mit mehreren Tausend Quadratmetern soll das neue Strohballenhaus zugleich Vorzeigeprojekt und Kompetenzzentrum sein, als auch Fläche für Ausstellungen und Tagungen bieten. Rund 7,5 Millionen Euro sollen in den Aufbau des Zentrums investiert werden - davon mehr als vier Millionen Euro Fördermittel der Europäischen Union.

Für den Architekten Dirk Scharmer ist das Verdener "Leuchtturmprojekt" die bisher größte Herausforderung seiner Karriere. Etwa ein Dutzend strohgedämmter Häuser hat er bisher geplant und realisiert - "maximal zweigeschossig". Das Prinzip allerdings sei bei großen wie kleinen Häusern gleich: Die Strohballen werden als Dämmung in ein Holzständerwerk eingearbeitet, können innen direkt mit Lehm verputzt werden. "Außen wird das Haus dann entweder mit Kalk verputzt oder mit Holz verkleidet", erklärt Scharmer. Der Vorteil: "Man spart Materialien zum Verkleiden wie OSB-Platten."

Der größte und entscheidenste Pluspunkt des nachwachsenden Dämmstoffes ist aus Scharmers Sicht allerdings seine Umweltfreundlichkeit. "Schon bei der Herstellung haben die getrockneten Getreidehalme im Vergleich etwa zu Mineralwolle aus ökologischer Sicht die Nase vorn", sagt er, "sie binden CO2 , können zudem regional erzeugt und bezogen werden." Besondere Ansprüche an die Strohballen gibt es nicht, sie können in handelsüblichen Größen verbaut werden, "sollten lediglich pilzfrei und einigermaßen fest gepresst sein".

Rund 15 Lkw-Ladungen voll Stroh werden Scharmer und seine Kollegen in Verden verbauen, das Projekt voraussichtlich im Herbst 2013 fertigstellen. Beendet ist Scharmers Einsatz an der Aller damit allerdings noch nicht. Mit seinen Architekten-Kollegen will er der Bauweise "zum Durchbruch verhelfen", wird einen Teil seiner Selbstständigkeit in das Zentrum für Nachhaltiges Bauen verlagern. "Stroh", hofft Scharmer, "wird in den kommenden Jahren die ökologische Nische verlassen." Technisch sei es schon heute einsetzbar wie jeder andere Dämmstoff. "Und wer sich Gedanken um die Zukunft macht, wird auch vermehrt darüber nachdenken, wie ökologisch er bauen kann." Und dann womöglich an Stroh nicht mehr vorbeikommen.

Das geplante “Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen” wird Treffpunkt für Kooperationsbeziehungen zwischen Akteuren der ökologischen Baubranche und zum Informations-, Beratungs- und Schulungsort für Nachhaltiges Bauen. Anknüpfend an die inhaltliche Vorarbeit des Netzwerks Nachhaltiges Bauen werden seine Schwerpunkte die Kompetenzfelder Passivhausbau, Energieeffiziente Haustechnik, Ökologische Altbausanierung und Strohballenbau sein.

Quellen:
landeszeitung.de
nachhaltigbauen.org
strawbalehouse.de


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