Photovoltaik in Niederösterreich ist nicht – wie behauptet – vom Bau der Windräder abhängig, sagt die EVN.

Bürgermeister Ramharter (Waidhofen a.d. Thaya / NÖ) hofft auf die Zustimmung zu möglichen Windkraft-Projekten. Screen: Windgespräche.at

Der niederösterreichische Bürgermeister Josef Ramharter versucht Stimmung für ein Windkraftprojekt im Waldviertel zu machen. In einer Veranstaltung sagt er: „Warum brauchen wir diese Windkraft-Projekte? Das ist ganz einfach: Wenn wir diese Windkraft-Projekte nicht umsetzen, dann bleibt das Umspannwerk Waidhofen, wie es jetzt ist. Was hat das für eine Konsequenz? Das Umspannwerk ist völlig ausgelastet, es gibt keine Reserven mehr. Wir stehen dann an, das geht soweit, das nicht einmal Photovoltaik mehr ausgebaut werden kann.“

„Ohne Windräder KEIN neues Umspannwerk Waidhofen“

Der Veranstalter des Abends, der Unternehmer Thomas Göttinger, ergänzt dazu in einem Rundschreiben seiner „Windgespräche": „Ohne Windräder KEIN neues Umspannwerk Waidhofen - ohne neues Umspannwerk Waidhofen KEINE Möglichkeiten mehr die regionale Strom-Infrastruktur auszubauen. Und bald sind nicht einmal mehr - wie jetzt schon in Oberösterreich - private PV Anlagen auf unseren Dächern mehr möglich.“ Nachsatz: „Wenn du jemanden kennst, den dieser Fakt interessieren könnte, leite ihn bitte weiter.“

Eher Fake als Fakt

Das ist allerdings kein „Fakt“, sondern ein Fake, jedenfalls ein Irrtum: Es gäbe keine Beschränkung für den Photovoltaikausbau und schon gar kein Junktim zwischen Windkraft und Photovoltaik, korrigiert auf unsere Nachfrage der Sprecher der EVN, deren Tochterunternehmen das niederösterreichische Netz (NÖ Netz EVN Gruppe) ist. 

Das wäre auch eine fatale Verbindung bzw. Erpressung nach dem Motto: eine private Photovoltaikanlage kann nur anschließen, wer FÜR die Windräder in einer kommenden Bürgerbefragung stimmt...

Die EVN weist solches energisch zurück. 

Initiative gegen unsachliche Argumente

Die Auseinandersetzung mit dem FÜR und WIDER des Windkraft-Ausbaus im Waldviertel (NÖ) ist in vollem Gang. Viele Protagonisten und Gruppen und Einzelpersonen, versuchen, die Argumente zu sammeln und sie für die Bevölkerung aufzubereiten. Walter Eberl (Windkraftbefürworter aus Allentsteig) ist einer von ihnen: „Wir wehren uns gegen die unsachlichen Argumente der Windkraftgegner. Wir brauchen die Windräder auch im Waldviertel und die behaupteten Schäden sind nicht einmal ansatzweise so groß wie angenommen“.

Auch die „Windgespräche“ des Unternehmers Thomas Göttinger zielen darauf ab, sachliche Diskussionen zu ermöglichen, um für die Windkraft Argumente zu sammeln. Manchmal tappt man allerdings in die Fehlerfalle. Siehe oben.

Hier die Argumente der Windgespräche.

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Kommentar von Herbert Starmühler
(Herausgeber energie-bau.com)

Ob wir die Windenergie brauchen oder nicht ist längst entschieden. Die Transformation von Fossilenergie zu Erneuerbarer Energie ist ohne – sehr viel – Windkraft nicht zu schaffen. Doch wie viele Windräder im Wald dafür nötig/sinnvoll/vertretbar sind, bleibt eine gute Frage.

Beide Seiten sollten sich ihre Glaubwürdigkeit erhalten, indem sie möglichst wenig Übertreibungen und Verdrehungen verwenden oder gar auf die eigenen Fake-News hereinfallen.

Sehr hilfreich wäre übrigens mehr Transparenz: Wer macht welches Geschäft, persönlich, als Gemeinde als Region. Und der Netzbetreiber darf sich auch öffentlich mehr in die Karten schauen lassen. Wir wollen wissen, welche Netzausbauten wo geplant und notwendig sind. 

Die gute Nachricht kommt in diesem Zusammenhang von der Speicherfront: Akkus werden immer billiger, halten längst Einzug in die Haushalte und Betriebe und machen einen guten Teil des für notwendig gehaltenen Netzausbaues überflüssig. Genauso wie vielleicht zu viele Windräder – im Waldviertel. 



 

 

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