Die Kleinwindbranche macht sich Hoffnungen: Womöglich befeuert die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen auch die Branche der Mini-Windräder.

Die großen Windräder haben sich etwabliert, bei der Kleinwindkraft ist es erst ein zartes Lüfterl. Foto: Raimund Lehner/IGWK

Es tummeln sich viele Anbieter in diesem recht unübersichtlichen Markt. Tüftler und Mechaniker, Schlosser und Holzbaumeister haben sich schon am den Propellern versucht oder an den vertikalen Windschaufeln. Doch so richtig hat es mit dem Durchbruch nicht geklappt. In Deutschland zum Beispiel wurden bisher schätzungsweise 1 Million Photovoltaikanlagen gebaut, jedoch nur 15.000 - 20.000 kleine Windkraftwerke. Auch das nur eine Schätzung von Brancheninsidern, offizielle Statistiken gibt es nicht. Ähnlich verhält es sich in Österreich oder der Schweiz.

International sieht die Lage so aus:
Anlässlich der Weltkonferenz für Kleinwind auf der Intersolar Europe in München hat die WWEA (World Wind Energy Association) die globale Kleinwindstatistik veröffentlicht.

Bis Ende 2015 wurden weltweit demnach  insgesamt mindestens 990.000 Kleinwindkraftanlagen installiert. Dies ist eine Steigerung von 5% (8,3% im Jahr 2014) gegenüber dem Vorjahr, als 945.000 Einheiten registriert wurden. Dies bedeutet, dass weltweit mehrere Millionen Familien Strom aus kleinen Windkraftanlagen beziehen.

Die weltweit installierte Kleinwindkapazität erreichte Ende 2015 mehr als 945 MW. Dies entspricht einem Wachstum von 14% gegenüber 2014. Im Jahr 2012 wurden 678 MW installiert.

China weit voraus
Eines ist klar: Der Wind weht in China. Auf China entfallen 43% der weltweiten Kapazität, auf die USA 25%, auf Großbritannien 15% und auf Italien 6,3%. Noch krasser sieht die Vormachtstellung aus, wenn die Zahl der Anlagen verglichen wird: In den USA standen 160.000, in UK 29.000, in Kanada, Europa und einigen kleineren Vertretern waren es insgesamt 69.000. Doch in China drehten sich 2015 bereits 732.000 Windräder. Wenn denn der Wind weht.

Amortisation sehr unterschiedlich
Die Krux der kleinen Windmühlen ist: Rund 5.000 Euro kostet ein Kilowatt Leitung. Das ist ein Vielfaches der PV-Kosten pro KWp. Und wieviele Kilowattstunden bekommt der wohlmeinde Erbauer dann per anno aus der Installation?

Mauro Peppoloni, Technikum Wien, stellte sich der Diskussion Ende Juli 2020 im Rahmen einer Veranstaltung des Vereins für Energie-Autarkie in Korneuburg. Er ist mit Kurt Leonhartsberger (ebenfalls Fachhochschule Technikum Wien) in mehreren Forschungsvorhaben zur Kleinwindkraft engagiert, die z.T auch beim Kleinwindkraft-Zentrum im niederösterreichischen Lichtenegg stattfinden.

Peppoloni wies darauf hin, dass die Windausbeute sehr unterschiedlich sei und stark von der Lage, dem Windstandort und der Bauweise abhingen. Die Stromgestehungskosten kann man mit 22 Cent pro KWh angeben, was knapp über dem Tarif liegt, denn man „an der Steckdose“ in Österreich bezahlt (in Deutschland müssen die Verbraucher*innen schon mit 30 Cent / kWh Haushaltsstromkosten kalkulieren).

Hoffnungsschimmer Elektroauto
Stephan Schwartzkopff, der Vorsitzende des deutschen Bundesverbands für Kleinwindkraft (BVKW) sagte in einem Interview, dass die Kleinwindkraft eine zunehmend interessante Option für Gemeinden, Gewerbetreibende oder Privatleute werde, die auf E-Autos umsteigen. Jede kWh würde zur Energiewende gebraucht. Und je mehr Eigenverbrauch (eben durch Elektrofahrzeuge) vorliege, um so schneller können sich die Kleinwindkraftanlagen rentieren.

Günstig wirkt sich auch die dezentrale Stomerzeugung der Kleinwindkraft aus. Die großen Netzausbauten, die besonders in Deutschland umstritten sind, wird man dadurch nicht umgehen können – aber den Schmerz wegen fehlender Leitungen ein bisschen lindern.

Allerdings müssen neben der Akzeptanz für die E-Mobilität dann auch noch die Hürden der Genehmigungsverfahren genommen werden. Kein leichtes Unterfangen, sind doch die Auflagen praktisch in jeder Region unterschiedlich und werden dementsprechend individuell gehandhabt.

(hst)
 

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