Eine Studie von Wien Energie und Ecofys zeigt, wie Wien 2050 ohne CO2 auskommen soll.
Die Studie der Wien Energie zur Dekarbonisierung der Hauptstadt. Bild: Starmühler
Am Dienstag hat die Wien Energie zusammen mit dem Beratungsunternehmen Ecofys eine Studie über die Zukunft von Wien präsentiert. Die Frage: Ist es möglich, bis 2050 sämtliche CO2-Emmissionen der Stadt einzusparen? Die Antwort: Ja. Aber es braucht Investitionen.

Auf dieses Ergebnis sind die Köpfe hinter der Studie gekommen. Die Wien Energie hat sie in Auftrag gegeben, um einen Überblick zu kommen, was denn überhaupt getan werden muss, wenn man dieses Ziel wirklich umsetzen will. Und natürlich, was es kosten wird.

Ecofys hat dazu die drei einflussreichsten Sektoren herausgearbeitet: 1. Wärme. 2. Mobilität. 3. Strom.

1. Wärme
Der Wärme-Sektor ist mit Abstand der größte Energie-Verbraucher in Wien und gleichzeitig auch der, für den die meisten Investitionen umgesetzt werden müssen. Die gute Nachricht: Wien verfügt schon über ein großes Fernwärmenetz, über das 39 % der Haushalte erreicht werden können.

Woher die Wärme für diese Fernwärme stammt, ist dabei grundsätzlich auch egal. Man könnte – und laut Wien Energie wurden diese Pläne schon in die Wege geleitet – geothermische Vorkommen um die Stadt, große zentrale Wärmepumpen oder auch die Abwärme der Industrie nutzen und in dieses Netz einspeisen.

Damit wäre die Hälfte der Stadt geschafft. Die andere Hälfte müsste dezentral versorgt werden. Hier liegt der Fokus klar auf verschiedenen Varianten von Wärmepumpen, die zusätzlich das Potential haben, ins Fernwärmenetz eingespeist zu werden.

All das wird aber nicht reichen, wenn man nicht auch dafür sorgt, dass die Gebäude an sich effizienter werden. Bei den vielen Gründerzeitbauten in Wien lässt sich durch eine energetische Sanierung ein Viertel des Wärmebedarfs einsparen. Diese Sanierungen bringen aber auch einen zeitlichen und preislichen Faktor mit sich.

Allein auf den Bereich Wärme entfallen Investitionen in Summe von 13 Mrd. € bis 2050. Mehr als die Hälfte davon für die Gebäudesanierung, die auf Dauer enorme Energie-Einsparungen bringen würde.

2. Mobilität
Im Bereich der Mobilität liegt ein Fokus auf dem Ausbau der alternativen Energien, für die Wien Energie ist das E-Mobilität bei PKW und Wasserstoff bei LKW. Gleichzeitig müssen aber auch die gewählten Verkehrsmittel überdacht werden. Nicht alle – da ist die Studie eindeutig – brauchen ein eigenes motorisiertes Fahrzeug.

Stattdessen sollte die Stadt Wien den öffentlichen Verkehr ausbauen und einen Fokus auf Carsharing und den Ausbau des Radverkehrs legen. Geschätzte Investitionskosten: 2 Mrd. €.

3. Strom
Dadurch, dass der Transport und auch die Wärme in Zukunft vom Strom abhängig sein werden, wird auch der Strombedarf der Stadt Wien ansteigen. Um ihn zu decken, müssen Wasser-, Windkraft- und PV-Anlagen ausgebaut werden. PV vor allem auf großflächigen Anlagen auf Freiflächen.

Die grünen Alternativen bieten aber jedenfalls genügend Potential, werden allerdings auch zu Schwankungen im Netz führen. Es muss also auch in Energiespeicher, eine intelligente Ladeinfrastruktur und smartes Gebäudemanagement investiert werden. Außerdem brauche es weiterhin Möglichkeiten, um die Flauten auszugleichen:

Dafür empfiehlt die Studie Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen, wie sie auch im Segment Wärme Verwendung finden sollen und Spitzenlastkraftwerke als Backup. Aber auch hier sollen karbonfreie Energieträger zum Einsatz kommen. Der Kostenpunkt für das Segment Strom beläuft sich auf etwa 6 Mrd. €.

Investitionen
Zu den bisher genannten Stellen kommen auch noch Investitionen von etwa 8 Mrd. € für die Weiterentwicklung von grünem Gas hinzu, das sowohl bei der Mobilität (Wasserstoff-betriebene LKWs) als auch bei Strom und Wärme zum Einsatz kommen soll.

Damit ergeben sich insgesamt Investitionskosten von 28 Mrd. € bis 2050. Pro Jahr sind das 850 Mio. € oder knapp 1 % des Wiener BIP. Eine viel zu große Summe, um von irgendeiner Stadt allein realistischerweise getragen zu werden. Deshalb räumt die Studie ein, dass es hier Unterstützung vom Bund braucht.

Fazit
Die in der Studie genannten Ziele und Notwendigkeiten, um eine Energiewende zu schaffen, sind nicht neu. ExpertInnen aus der Branche fordern diese Entwicklungen schon seit Jahren.
Aktuell sind allerdings die berechneten Investitionskosten, die zeigen, dass für eine nachhaltige Veränderung zwar Geld fließen muss, sich die Investitionen aber in kürzester Zeit amortisieren. (flb)

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