Amsterdam stellt ein Drittel der Ladestationen so um, dass sie mehr Strom abgeben, wenn die Sonne scheint, oder wenn das Netz gerade weniger stark ausgelastet ist.  

Flexpower heißt das neue System in Amsterdam. Der Name ist Programm. Foto: Vattenfall

Das Energiesystem unserer Zukunft wird zur Gänze getrieben sein von erneuerbaren Energien. Das bringt enorme Vorteile für unsere Umwelt mit sich. Gleichzeitig werden aber auch die Schwankungen im Stromnetz stärker, während der Strombedarf durch die Verwendung von E-Autos weiter ansteigt.  

Umstellungen in Amsterdam
Amsterdam widmet sich diesem Problem nun mit einer Veränderung bei einem Drittel der bestehenden Ladestationen. 456 der regulären EVBox-Ladepunkte in Amsterdam sind seit kurzem Flexpower-Ladestationen und damit so programmiert, dass sie mehr Strom während Schwachlastzeiten abgeben und während die Sonne scheint.  

Gleichzeitig geben sie aber weniger Strom in den Zeiten, in denen das Netz stärker ausgelastet ist. In der Regel also von 18:00 bis 21:00 Uhr. Dadurch können die Ladestationen einen Beitrag dazu leisten, das Netz zu entlasten, indem Täler und Spitzen möglichst geschickt abflachen, ohne dass die Fahrenden – beziehungsweise Parkenden in diesem Fall – einen Nachteil dadurch hätten. Dieses System hat auch einen Vorteil für den Strompreis für Haushalte, wie e:mobil berichtete.  

Schlagwort Opportunismus
Dieses System von der Gemeinde Amsterdam, Netzwerkmanager Liander, dem Stromanbieter Vattenfall und ElaadNL ist aber kein technologischer Durchbruch, sondern eher eine Umsetzung von Bekanntem in größerem Rahmen. Das Laden nach flexiblen Strompreisen kennen E-Mobile im privaten Gebrauch schließlich schon lange. 

Die Idee dahinter – egal ob für ein einziges Auto oder für eine ganze Stadt – ist denkbar simpel: Man lädt sein Auto dann, wenn der Strom am günstigsten ist. In der Praxis schaut das in der Regel so aus, dass man zum Beispiel eine bestimmte Zeit einstellt, in der der Strom von der Wallbox ins E-Auto fließt. Dafür braucht es natürlich auch einen Stromtarif mit flexiblen Preisen und eine Statistik, die den Preis gut im Blick hat. 

Wer es noch akkurater will, der überlässt Computern diese Aufgabe. Eine künstliche Intelligenz als Teil eines Smart Home behält in diesem Fall online den aktuellen Strompreis im digitalen Auge. Sinkt er, gelangt mehr Strom ins Auto. Steigt er, unterbricht sie die Ladung. Ist eine eigene Photovoltaik-Anlage vorhanden, kann sie auch bewusst Strom von dieser nutzen und den Strom aus dem Netz unberührt lassen. 

Zwischenspeichern
Man kann es sogar noch ein wenig weitertreiben und das eigene Auto als Quasi-Speicher für das Zuhause verwenden. Bei einem Vehicle2Home-System wie dem von Mitsubishi, steckt man das eigene E-Auto einfach zuhause an und nutzt es als Zwischenspeicher in den Zeiten, in denen man daheim mehr Strom verbraucht. Bei geringerer Nutzung lädt man es dafür einfach wieder auf. 

Noch ein Schritt weiter ist dann Vehicle2Grid. Der Name verrät es: Gleiche Idee, aber größerer Maßstab. Geparkte E-Autos hätten in dem Fall die gleiche Rolle wie große Pumpkraftwerke und könnten für einen Ausgleich im Stromnetz sorgen. Das Londoner Projekt Bus2Grid will das mit 30 speziell ausgestatteten Bussen von BYD testen (e:mobil berichtete). (flb)

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